Quedlinburg Quedlinburg: Mit zwei PS durchs Welterbe
Quedlinburg/MZ. - Am internationalen Treffen der Postkutscher Ende Juni im brandenburgischen Brück nimmt Wilfried Ahlfeld zwar nicht teil. Das hat allerdings auch zwei gute Gründe. Zum einen sieht sein Gefährt wohl aus wie eine Postkutsche, doch sie war in Wirklichkeit nie eine. Vielmehr handelt es sich um den vor zwei Jahren vorgenommenen Umbau eines ehemals halboffenen Picknickwagens. Insofern wird mit dem symbolischen Posthorn an den Türen lediglich der Anschein einer klassischen Postkutsche erweckt. Weshalb man bei dieser "vorsätzlichen Touristen-Täuschung" nicht gleich auch noch uniformiert auf dem Bock sitzt, wie es seinerzeit üblich war, bleibt das Geheimnis der "Macher".
Zum anderen sind am 23. und 24. Juni bei den "Titanen der Rennbahn" eher klassische Kaltblüter gefragt. Auch damit kann der 55-jährige Allröder nicht so wirklich dienen. Stattdessen ziehen schlankere Rösser die Kutsche durch die Altstadtgassen des einzigartigen Weltkulturerbe-Städtchens. Und das im Auftrag sowie vermittelt durch die grüne Stadtinformation.
Angespannt ist ein schweres sächsisches Warmblut sowie mit dem Schimmel auch ein polnischer Warmblüter. Letzteres führte anfangs kurioserweise auch zu leichten Verständigungsschwierigkeiten: "Eigentlich versteht mein Schimmel nur Polnisch", räumt Ahlfeld ein. So spricht das Pferd zwar nicht polnisch, ist allerdings von dort Kommandos gewöhnt, die exakt das Gegenteil dessen bedeuten, was deutsche Kutscher mit demselben Ruf meinen: Mit dem "Hey, hey, hey" vom Bock werden polnische Pferde beruhigt. Hierzulande sollen sie mit dem Kommando zum schnelleren Laufen bewegt werden. Das musste so ein kleines Pferdehirn erstmal kapieren. Unterdessen funktioniere das aber völlig problemlos.
Immerhin werden die zur Bimmelbahn angebotenen alternativen Touren ja bereits seit dem Spätsommer 2012 angeboten. Damals allerdings noch eher sporadisch. Das soll sich jetzt aber ändern. Gefahren wird seit dem 21. Mai. Wegen des neuen polnischen Pferdes war das allerdings nur eine erfolgreich verlaufene Testfahrt. Ab jetzt soll es richtig in die Vollen gehen.
Der seit 2005 selbstständige Fuhrunternehmer Wilfried Ahlfeld: "Ich habe auf meiner geschlossenen Kutsche Platz für bis zu zwölf Personen. Gestartet wird jeweils vom Marktplatz aus. Von dort geht es in Richtung Schlossberg, Pölkenstraße zum Mathildenbrunnen über die Turnstraße und wieder zurück zum Rathaus. Ab sofort werden auch Picknickfahrten zur Teufelsmauer angeboten. Dafür wären dann aber auch schon vier bis fünf Stunden einzuplanen. Verpflegung kann mitbestellt werden, muss aber auch nicht zwingend. Erklärungen seitens des Kutschers zu markanten Häusern sind in Quedlinburg jeweils inbegriffen: "Ich war zum Auftakt meiner Kutschfahrten außerordentlich überrascht, wie viele Quedlinburger sich durch den Ort chauffieren ließen. Denen musste ich freilich die Häuser nicht erklären. Sie wollten einfach nur gefahren werden. Ansonsten sind auffallend viele Holländer und Westdeutsche meine Gäste."
Interessenten können Fahrten mit dieser Kutsche direkt bei Wilfried Ahlfeld über die 0174-4918815 buchen. Selbstverständlich vermittelt solche auch die grüne Stadtinformation über die Telefonnummer 03946 / 68 95 950.