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Quedlinburg in der Wendezeit

Von SIGRID DILLGE 29.09.2009, 16:01

QUEDLINBURG/MZ. - Die Nikolaikirche ist voller Menschen. Auf dem Markt demonstrieren tausende, tragen Transparente mit der Aufschrift "Neues Forum". Das sind nur einige der Schlaglichter, die einen Blick auf das Jahr 1989 in Quedlinburg werfen. Sie sind auf Fotos gebannt, die im Wahlkreisbüro des CDU-Landtagsabgeordneten Ulrich Thomas in der Breiten Straße 37 in Quedlinburg zu sehen sind. Anlässlich der Ausstellungseröffnung verwies Thomas darauf, dass es wichtig sei festzuhalten, "woher wir kommen, was passiert ist und wer daran beteiligt war." Er hofft, dass nicht nur Quedlinburger sich selbst und andere auf den Fotos aus der Wendezeit 1989 erkennen, sondern dass auch die eine oder andere Schulklasse die Gelegenheit nutzt, um sich im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild von den Ereignissen 1989 zu machen und darüber zu diskutieren.

Das umfangreiche Schwarz-Weiß-Bildmaterial, das nicht nur auf den Ausstellungswänden, sondern auch von einer CD per Beamer angesehen werden kann, stammt aus dem Privatarchiv von Jürgen Meusel. Der Fotograf, der damals im Volkseigenen Gut "August Bebel" tätig war, hatte vor allem im Oktober 1989 nicht immer die einfachsten Bedingungen für seine Arbeit. "Ich wurde oft gefragt, ob ich für die Stasi fotografiere und viele versteckten vor lauter Misstrauen ihr Gesicht", erinnert er sich. Entstanden sind Zeitdokumente, die vor allem die Akteure in den Mittelpunkt stellen, sowohl die, die Initiatoren waren, als auch die, die alte Positionen verteidigten. Und noch etwas bietet diese Fotodokumentation: Einen Blick auf das ruinöse Quedlinburg Ende der 80er Jahre. Wie ein Skelett ragt beispielsweise der Schreckensturm aus den ihn umgebenden zerfallenen Fachwerkhäusern in der Goldstraße und im Neuendorf heraus. Mehr als einmal fragten sich die Besucher der Ausstellungseröffnung, welche Stelle der Fotograf auf Film gebannt hat. Zu sehr hat sich die Stadt in den zurückliegenden 20 Jahren verändert, wie das Areal um den Schreckensturm eindeutig beweist. "Die Bilder zeigen, wie Quedlinburg einmal war. Dass es nicht mehr so ist, sollte uns stolz machen", stellte Ulrich Thomas fest.

Er will jetzt etliche der Fotos auch auf die Internetseite der Quedlinburger CDU stellen, und damit ein noch breiteres Angebot zum Betrachten der Geschichte im Bild machen.

Die Ausstellung kann werktags von 9 bis 15 Uhr im Wahlkreisbüro besucht werden. Andere Besuchstermine bedürfen der telefonischen Abstimmung.