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Quedlinburg Quedlinburg: Hilfe für kleine Waldkäuze

Von Petra Korn 12.05.2017, 07:45
Jens Rennecke hat zwei junge Käuze in seiner Obhut.
Jens Rennecke hat zwei junge Käuze in seiner Obhut. Chris Wohlfeld

Quedlinburg - Nach Einbruch der Dämmerung sitzt plötzlich ein Waldkauz auf dem Dach des Hauses gegenüber dem Quedlinburger Postgebäude. Der Vogel zieht seine Runden, lässt sich hier und da nieder - und beginnt schließlich zu rufen. „So geht das schon seit mehreren Tagen“, sagt Anwohner Dennis Ohlendorf.

Sylvia Westfeld, die ebenfalls in diesem Bereich wohnt, bestätigt das. Doch anders als an den Vorabenden sind diesmal keine Rufe von Jungtieren zu hören. Die Hoffnung, gemeinsam mit Tierfreund Jens Rennecke vielleicht noch einen kleinen Kauz zu finden und ihm zu helfen, erfüllt sich am Mittwochabend nicht. Doch zwei Kleine sind gerettet und werden derzeit durch Rennecke aufgepäppelt.

Das erste Jungtier hatte am Dienstag plötzlich im Bereich der Einmündung Turnstraße gesessen; die Nachricht verbreitete sich über Facebook. Auch Dennis Ohlendorf erfuhr davon - und schaute nach, wo der kleine Vogel geblieben sein könnte. Er entdeckte das Jungtier schließlich in einem Gebüsch, setzte es in eine ausgepolsterte Katzenbox und informierte das Tierheim.

Kauz kam in eine Katzenbox

„Zehn Minuten später waren sie da und haben den Kauz gleich mitgenommen.“ Der Jungvogel wurde dann in die Obhut des Thalensers Jens Rennecke gegeben, der sich um Wildtiere in Not kümmert.

Auch Sylvia Westfeld, die die Käuze in der Paarungszeit oft beobachtet hatte, hatte nach dem Kleinen gesucht, von dessen Rettung erfahren und sich an Jens Rennecke gewandt. „Wir haben uns verabredet, noch mal nachzuschauen“, so Rennecke. „Ein Junges allein gibt es nicht bei Eulen.“ Doch trotz intensiver Suche am Mittwoch konnte das Nest nicht gefunden werden. Dafür entdeckte Sylvia Westfeld auf dem Postgelände einen kleinen Kauz. „Er saß in die Ecke gedrückt, an die Wand angekuschelt“, sagt sie.

Jungtiere waren unverletzt, aber entkräftet

Beide Käuze - keine vier Wochen alt - seien unverletzt, sagt Jens Rennecke. Allerdings: „Beide waren schon völlig entkräftet. Das lässt darauf schließen, dass die Eltern die Versorgung eingestellt haben.“ Die Jungtiere würden gut fressen, seien aber mit 190 bzw. 210 Gramm noch immer untergewichtig. Rennecke vermutet, dass das sich das Nest irgendwo nahe dem oder sogar im Postgebäude befunden habe, die Tiere den Baulärm als Gefahr empfunden hätten - und dass das Alttier versucht habe, die Jungen wegzulocken.

Die aber könnten noch nicht fliegen. Warum die Jungen nicht nachts weitergefüttert wurden, kann der Thalenser nicht sagen. Möglicherweise hätten die Kleinen schon auf dem Boden gesessen. „Jungvögel auf dem Boden werden nicht weitergefüttert. Die Alttiere trauen dem Frieden nicht.“ Dass die Anwohner jetzt immer nur ein Alttier gesehen haben, lässt den Thalenser auch vermuten, dass die Eule ihren Partner verloren hat, dieser tot ist.

Finden Jungtiere wieder zu den Eltern?

Rennecke will nun versuchen, die Kleinen und das Alttier schnellstmöglich wieder zusammenzubringen. „Niemand kann ihnen besser das Jagen beibringen.“ Er ist optimistisch, dass die Zusammenführung gelingen kann. „Im Alter von fünf bis sechs Wochen hüpfen die Eulen aus dem Nest.“ Sie würden dann „Ästlinge“, im Baum ihre Flugübungen machen und dort durch die Alttiere weiter gefüttert. Renneckes Ziel ist, die Jungtiere durch ein geschütztes Aussetzen auf einem Ast wieder in die Obhut des Alttieres zu geben.

Architekt Jörg Gardzella, der den Umbau und die Sanierung des Postgebäudes betreut und auch Mitglied der Investorengruppe ist, vermutet nicht, dass die Vögel im Gebäude gebrütet hätten. Wie er sagt, sei das Gebäude vor Beginn der Arbeiten daraufhin überprüft worden, ob es hier geschützte Tiere wie Vögel oder Fledermäuse gebe. Dabei sei nichts gefunden worden. (mz)