Quedlinburg hat neues Aufbereitungswerk im Brühl Quedlinburg hat ein neues Wasserwerk im Brühl gebaut: Weiches Wasser fließt ab Mitte Juli durch die Leitungen

Quedlinburg - Die Grundreinigung hat bereits stattgefunden, derzeit laufen die letzten Elektroarbeiten: Endspurt im neuen Wasserwerk am Quedlinburger Brühl. „Ab dem 6. Mai soll die Inbetriebnahme erfolgen“, sagt Matthias Witte, technischer Leiter beim Zweckverband Wasserversorgung und Abwasserentsorgung Ostharz (ZVO) Quedlinburg.
Der Verband investiert insgesamt 5,9 Millionen Euro für das neue Wasserwerk, über das die Stadt Quedlinburg und die Gemeinde Ditfurt künftig mit weichem Trinkwasser versorgt werden sollen.
Zentrale Wasserversorgung in Quedlinburg seit 133 Jahren
Eine zentrale Wasserversorgung besaß die Stadt Quedlinburg bereits im Jahr 1886; zu verdanken war das dem damaligen Oberbürgermeister Brecht und dem Direktor der Städtischen Werke Wolff. Bis heute erfolgt die Trinkwasserversorgung aus eigenen Brunnen im Brühl.
Insbesondere in den vergangenen Jahren aber immer wieder ein Thema ist die Härte des Wassers, der Gehalt von Calcium- und Magnesiumverbindungen. Ab einem Härtegrad von über 14 Grad deutscher Härte wird das Trinkwasser als hart bezeichnet; das Wasser in Quedlinburg hat derzeit etwa 18 Grad deutscher Härte.
Um künftig mit weicherem Wasser zu versorgen, beschloss die Verbandsversammlung des Zweckverbandes im April 2016, ein Wasserwerk zu bauen. Ein Vorhaben, das nun kurz vor dem Abschluss steht.
Membranen machen Brühlwasser der Welterbestadt weicher
In den nächsten Tagen erfolgt ein „Trockenspiel“, bei dem Messgeräte abgeglichen und Armaturen getestet werden, und ein „Nassspiel“, bei dem die Funktionsweise des Wasserwerks durchlaufen wird, ohne dass das weiche Wasser ins Trinkwassernetz geht, erläutert Matthias Witte.
Enthärtet wird das Brühlwasser im Wasserwerk übrigens durch eine sogenannte Umkehrosmose, die in zwei äußerlich unspektakulär aussehenden Blöcken mit jeweils insgesamt 24 Rohren erfolgt.
In diesen Rohren befinden sich Membranen; das Wasser wird gegen diese gedrückt, erläutert der technische Leiter. „Die Membranen sind so feinporig, dass nur Wassermoleküle hindurchkönnen.“ Nicht aber die für die Härte verantwortlichen Mineralien - diese bleiben als „Konzentrat, als sehr, sehr hartes Trinkwasser zurück, das in die Bode geleitet wird.
Auf Chemie - sie kommt nur bei Reinigungsarbeiten der Anlagen zum Einsatz - wird übrigens auch bei der Desinfektion des enthärteten Wassers verzichtet: Diese erfolgt im Wasserwerk mit ultraviolettem Licht. Danach wird das Trinkwasser dem Netz bzw. dem Hochbehälter auf der Altenburg zugeführt.
Weiches Wasser wird stufenweise zugeführt
Die Inbetriebnahmearbeiten werden eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen, sagt Matthias Witte. Ab Mitte, Ende Juli - so die derzeitige Planung - soll dann begonnen werden, das weiche Wasser aus dem Wasserwerk stufenweise in das Trinkwasserversorgungsnetz der Stadt zuzumischen.
In einem ersten Schritt soll die Wasserhärte so auf etwa 12, 13 Grad deutscher Härte gesenkt werden. „Wir werden das Netz in Quedlinburg beobachten“, so der technische Leiter. Sollte es zu „Trübungen in Größenordnungen“, werde mit Netzspülungen reagiert.
Schrittweise soll die Wasserhärte im Trinkwassernetz auf etwa fünf Grad deutscher Härte gesenkt werden; erreicht werden soll das - so die derzeitige Planung - Ende des Jahres. In der gesamten Zeit sollen Trübungsmessungen erfolgen; zudem wird der Prozess mit Analysen auf Grundlage der Trinkwasserverordnung begleitet.
Wasserwerk in Quedlinburg ist das bisher größte Projekt des ZVO
Der Bau eines Wasserwerks, sagt Matthias Witte, sei schon etwas Besonderes. „Wir haben wir uns bisher eher mit Schmutzwasser, Kanälen, Pumpwerken und Kläranlagen beschäftigt.“
Neuland aber ist ein Wasserwerk für den ZVO nicht: Er hat bereits Wasserwerke in Harzgerode und Münchenhof - beide noch in Betrieb - sowie Weddersleben - seit Anschluss an die Fernwasserversorgung außer Betrieb - gebaut.
Das Quedlinburger aber ist das größte: Hier können pro Tag mit den beiden Blöcken rund 8.800 Kubikmeter Trinkwasser enthärtet werden und pro Jahr rund 2,3 Millionen Kubikmeter.
Mit einer zweiten, derzeit nicht vorgesehene Ausbaustufe - Platz für einen dritten Block ist vorhanden - können es sogar 3,6 Millionen Kubikmeter werden. (mz)