1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Quedlinburg: Quedlinburg: Es fehlt vor allem an Kissen und warmen Decken

Quedlinburg Quedlinburg: Es fehlt vor allem an Kissen und warmen Decken

Von HOLGER HADINGA 11.01.2011, 15:37

QUEDLINBURG/MZ. - Es ist zugig und lausig kalt auf den Straßen, warme Kleidung gehört in diesen Tagen zur lebensnotwendigen Grundausstattung. Die Geschäfte sind voll mit Pullovern, dicken Jacken, Thermohosen oder gefütterten Stiefeln. Doch das große Sortiment nützt kaum denjenigen, die wenig Geld haben und jeden Euro dreimal umdrehen, bevor sie ihn ausgeben können. Menschen, die zum Beispiel vom Arbeitslosengeld II leben müssen oder eine geringe Rente beziehen, sind auf Kleiderspenden angewiesen.

Eine DRK-Kleiderkammer gibt es unter anderem in der Quedlinburger Ballstraße 22. "Wir waren nach der Wende auf Kreisebene eine der ersten, die so etwas hier ins Leben gerufen haben", erklärt DRK-Pressesprecher Heinz Henneberg. "Bei solch einem extremen Winter wie diesem steigt die Nachfrage, ganz eindeutig. Wir sind aber nicht für die Entsorgung von alten Klamotten da", beklagt er ein Ärgernis. Er will nicht falsch verstanden werden. Es gehe nicht darum, hochmoderne Sachen zu spenden. "Aber die Kleidung sollte trotzdem einigermaßen zeitgemäß daherkommen", findet er. Gar nicht so selten komme es vor, dass verschmutzte Sachen abgegeben werden. Dabei sollte es selbstverständlich sein, dass die Kleidung gewaschen ist.

Für bedürftige Männer, Frauen sowie Kinder liegen derzeit in der Ballstraße unter anderem warme Pullover, Handschuhe, Strümpfe, Schuhe, Jacken sowie Mützen bereit. Auch Gürtel, Kuscheltiere für die Kinder, Koffer, Bettwäsche, Geschirr und Handtaschen sind zu bekommen. Und für die wärmere Jahreszeit findet sich auch jetzt schon sommerliche Kleidung in den Regalen.

Der helle Raum wirkt wie ein Geschäft. In den Regalen sowie auf den Ständern sind die Kleidungsstücke nach Größe sortiert - Ein-Euro-Jobberin Marion Winter sorgt hier für Ordnung und Übersicht. Eines aber unterscheidet die Kleiderkammer von einem herkömmlichen Geschäft: Auf dem Ladentisch steht keine Kasse, sondern eine Spendenbüchse.

"Derzeit können wir noch Wolldecken und Kissen gebrauchen, davon haben wir nämlich keine mehr", so Marion Winter. Sie kennt ihre Kunden, teilweise deren Geschichten: "Zu uns kommen nicht nur Quedlinburger. Auch Leute aus Thale, Ballenstedt, Elbingerode oder dem Bereich Selke-Aue sind regelmäßig hier."

Heinz Henneberg weiß, dass es für Frauen leichter ist, in der Kleiderkammer etwas zum Anziehen zu bekommen als für Männer. Der Grund: "Damen sind modebewusster, die kaufen sich öfter etwas Neues. Um Platz im Kleiderschrank zu schaffen, kommt das aussortierte Teil dann zu uns." Die Zahl derer, die zur Kleiderkammer kommen, ist laut Pressesprecher in den letzten Jahren leicht gestiegen. Konkrete Zahlen liegen aber nicht vor.

In der Ballstraße 22 können die Kleidungsstücke jeden Tag abgegeben werden. Eine weitere DRK-Kleiderkammer befindet sich in Halberstadt. Außerdem gibt es flächendeckend in der Region 21 Sammelboxen, die regelmäßig von Mitarbeitern des Deutschen Roten Kreuzes abgefahren werden. Henneberg klagt jedoch: "Das ganze Jahr über werfen manche Zeitgenossen Abfälle und sogar Hygieneartikel in die Behälter. Im Frühjahr kommt noch Malerbedarf hinzu, weil Wohnungen renoviert werden. Wir müssen dann alles entsorgen, ganz abgesehen davon, dass das eklig ist."

Gebrauchte Kleidung nimmt auch die Harzer Tafel in der Quedlinburger Weberstraße 22 entgegen.

Weitere Informationen beim DRK Quedlinburg unter der Telefonnummer 03946 / 77 000 oder bei der Harzer Tafel unter 03946 / 96 11 210.