Quedlinburg Quedlinburg: Erinnerungen an das Kürassierregiment Nr. 7

QUEDLINBURG/MZ. - Die Seydlitztage erinnern an das Kürassierregiment von Seydlitz Magdeburgisches Nr. 7, welches in Halberstadt sowie Quedlinburg von 1815 bis zu seiner Auflösung 1920 stationiert war. Am 16. August 1870 trug das Regiment durch seinen gewaltigen Kampf, in der entscheidenden Schlacht bei Vion Ville, zum Sieg des Deutsch-Französischen Krieges bei.
Nach dieser Schlacht sprach man nur noch von dem "Todesritt von Mars la Tour!", bei dem jeder zweite Quedlinburger und Halberstädter Kürassier sein Leben gelassen hat. Das Regiment wirkte aber auch vorbildlich in der großen Zeit des Aufbruchs, als das alte Preußen sich zum fortschrittlichsten und modernsten Staat in Europa herausbildete. Handel, Handwerk, Gewerbe und Wissenschaften expandierten in dieser Zeit. Es wurden viele kulturelle Einrichtungen und Gebäude geschaffen, die heute längst zu den berühmtesten Denkmälern unserer Heimat zählen. In Quedlinburg entstanden die erste Industrieansiedlungen, das Krankenhaus, die Villenviertel am Brühl, die Arbeitersiedlungen oder die Kasernen. Quedlinburg wurde zu einer der wohlhabendsten Garnisonsstädte, deren kulturelles Erbe in der Neuzeit durch ihre vielen Denkmäler weit über die Grenzen Europas hin aus bekannt geworden ist.
Zu diesem kulturellen Erbe zählt ab diesem Jahr auch wieder ganz offiziell die alte Rennbahn am Eselstall, die im Jahre 1872 von den Kürassieren fertig gestellt und eröffnet worden war. Das erste Rennen allerdings fand schon am 8. Mai 1869 statt. Unter Fachleuten galt die Rennbahn damals als die erste und schwerste Naturhindernis-Rennbahn auf deutschen Boden. In seinem fast 140-jährigen Bestehen hat der Rennplatz am Eselstall mehr als einmal Geschichte geschrieben. Die größte Zeit erlebte er bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, in der, wie schon gesagt, die schwersten Rennen in Deutschland abgehalten wurden. Zu diesen zählten das Harz-Jagdrennen sowie das Quedlinburger Jagdrennen.
Nach der Inflation kam es zur Entstehung des Turniersports im Kreis. Turniere und Rennen wurden dann gleichzeitig abgehalten. Da die Rennbahn bereits 1913 an die Stadt Quedlinburg verkauft worden war, wurde noch in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts mit der Aufforstung der Außenbereiche angefangen. 1932 war dann die Rennbahn für den modernen Vollblüter nicht mehr geeignet, so dass nur noch Rennen mit Halbblutpferden gelaufen werden konnten. Der Zweite Weltkrieg brachte die Rennen völlig zum Erliegen. Erst 1949 nahm der Kranz-Renn-Verein Westerhausen wieder die Renntätigkeit auf. Bis 1969 fanden das traditionelle Kranzrennen und bis 1973 das Reit- und Springturnier im Eselstall statt.
Die Renntätigkeit wurde sehr oft von der Politik der DDR und von Seiten des Kreises als fragwürdig eingeschätzt. Das Kranzrennen galten als imperialistische Reiterspiele und drohten verboten zu werden. Da seit 1962 jedes Jahr auch große Motorradrennen am Eselstall abgehalten wurden, entschieden sich die Organisatoren, nach einem Streit mit dem ADMV und auf Drängen des Rates des Kreises Quedlinburg, den Turnierplatz auf der Rennbahn vollends dem Moto-Cross zu überlassen. 1990 kam dann durch die Untere Naturschutzbehörde auch das Aus für den Motorradsport im Eselstall.
Die Rennbahn geriet in Vergessenheit und wäre sicherlich schon zugewachsen, wenn sich nicht einige Westerhäuser Reiter seit 2003 dem alten traditionellen Kranzrennen verschrieben und sich wieder an die Rennbahn erinnert hätten. Nur durch kontinuierliche Arbeit und durch viele Recherchen ist es gelungen, die Renntätigkeit in traditioneller Form am Eselstall wieder aufzunehmen und alle Voraussetzungen für eine Anerkennung als Denkmal zu schaffen.
Seit April dieses Jahres ist die Rennbahn am Eselstall nun in das Denkmalverzeichnis eingetragen. Gedankt sei in diesem Zusammenhang der Stadt Quedlinburg, allen Reitern und Förderern, die dazu beigetragen haben, dass der traditionelle Rennsport in Verbindung mit der alten Rennbahn am Eselstall auch in Zukunft durch das kulturhistorische Wochenende der Seydlitztage wach gehalten wird. Zu den Seydlitztagen wird lebendige Geschichte zum Anfassen dargestellt, was durch die Kleider und Uniformen der Kaiserzeit noch zusätzlich unterstrichen wird. Die Exerzier- und Paradevorführungen zu Pferd sowie das Traditionsrennen am Eselstall geben einen kleinen Einblick in die Garnisonsgeschichte des 7. Kürassierregimentes und über die ehrenamtliche Arbeit vieler Helfer des Garnisonsmuseums in Quedlinburg.