Quedlinburg Quedlinburg: Blumen für die Gründerin
QUEDLINBURG/MZ. - Im Frühjahr und im Spätsommer bietet sich in der historischen Altstadt Quedlinburgs immer das gleiche Bild: Scharen von Touristen streifen staunend und Fotos knipsend durch die engen Gassen und geschichtsträchtigen Gebäude. An der Spitze der Besuchergruppen: Frauen und Männer des Quedlinburger Gästeführervereins, die ihren Zuhörern, mal in zivil oder auch historisch kostümiert, die geschichtlichen Hintergründe der Welterbestand nahe bringen. In dieser Woche feierte der Verein, der seit seiner Gründung im Jahr 1986 um eine fachkundige Vorstellung der Stadt bemüht ist, sein 25-jähriges Bestehen.
Über 50 der momentan 86 Mitglieder des Vereins waren zu diesem Anlass in ihr Stammlokal gekommen, um hier in lockerer Atmosphäre das Jubiläum zu begehen. Neben zwei Filmvorführungen mit Aufnahmen Quedlinburgs aus den Jahren 1977 und 1984 stand auch ein Referat der Gründe
rin Christa Rienäcker zu den Anfängen des Vereins auf dem Programm. Am 19. Februar 1986 hatte sie gemeinsam mit dem Leiter der damaligen Quedlinburg-Information die "Interessengemeinschaft für Stadtbilderklärer" gegründet.
"Angesichts der schon damals steigenden Bedeutung des Tourismus für die Stadt war es unser Ziel, kompetente Gästeführer auszubilden", beschreibt Christa Rienäcker ihre Motivation von damals. Unter ihrer Leitung entwickelte sich der zunächst 15 Mitglieder zählende Verein über die Jahre zu einem Anlaufpunkt für die Aus-und Weiterbildung der Gästeführer, deren Zahl sich stetig vermehrte.
In all den Jahren an der Spitze des Vereins war Christa Rienäcker auch selbst als Stadtführerin tätig und gab anlässlich der Jubiläumsfeier einige lustige Anekdoten zum Besten. So habe sie zu DDR-Zeiten oft ein anderes Publikum gehabt als es heute der Fall ist. Da es sich meistens um Betriebsausflüge gehandelt habe, für die die Mitarbeiter nicht selbst aufkommen mussten, trafen die Ausführungen der Stadtführerin manchmal auf wenig Interesse. "Anstatt an der Führung teilzunehmen, nutzten einige lieber die Zeit, um in der Stadt nach Angeboten für Mangelartikel Ausschau zu halten", erinnert sich Christa Rienäcker. Auch eine Gruppe aus Polen ist ihr im Gedächtnis geblieben, die ihr die Führung zwar bezahlten, die Zeit aber auch lieber dafür nutzten, mitgebrachte und damals heiß begehrte Waren in der Stadt zu verhökern.
Mit einem solchen Desinteresse an den historischen Besonderheiten der Stadt haben die Gästeführer heute nicht mehr zu kämpfen. "Gerade in der Hauptsaison haben unsere Mitglieder viel zu tun", erklärt Christa Rienäcker. Der Verein hat sich mit einem breiten Angebotsspektrum auf diesen Touristenansturm eingestellt. Neben mehrsprachigen Stadtführungen werden auch verschiedenen Themenführungen angeboten. "Auch die Ausbildung unserer Mitglieder ist umfangreicher geworden", meint die Gründerin des Vereins. Neben dem geschichtlichen Faktenwissen werden auch Rhetorik, Umgangsformen und der methodische Aufbau einer Führung in den Ausbildungskursen thematisiert. "Es hat sich also viel verändert", meint Christa Rienäcker, die ihren Posten als Vorsitzende bereits im vergangenen Jahr an Ralf Riediger abgegeben hatte.
Der aktuelle Vorstand ließ es sich dennoch nicht nehmen, die unermüdliche Arbeit der Vereinsgründerin auch im Rahmen der Jubiläumsfeier gebührend zu würdigen. Christa Rienäcker zeigte sich sehr erfreut über die Anerkennung ihrer Kollegen. Der Verein habe ihr immer sehr viel bedeutet, meint sie. "Für mich ist es eine Lebensaufgabe", erklärt die heute 70-Jährige, die "solange die Gesundheit es zulässt" dem Verein auch in Zukunft als Stadtführerin zur Verfügung stehen wird.