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Prozess gegen "Radlader-Bande" Prozess gegen "Radlader-Bande": Haftstrafen für Tresorknacker im Harz

22.07.2015, 13:48
Dieser Baumarkt in Gernrode war eines der Ziele der „Radlader-Bande“, die bei drei Überfällen insgesamt 167.000 Euro erbeutete.
Dieser Baumarkt in Gernrode war eines der Ziele der „Radlader-Bande“, die bei drei Überfällen insgesamt 167.000 Euro erbeutete. Wohlfeld Lizenz

Magdeburg - Mit einer spektakulären Einbruchsmasche sorgten fünf Männer und eine Frau für Schlagzeilen: Statt mit filigranem Werkzeug Türen und Fenster aufzuhebeln, rissen sie mit Baggern und Radladern die Fassaden von zwei Banken und einem Baumarkt im Harz ein. Das Sextett wurde geschnappt - und am Mittwoch am Magdeburger Landgericht wegen besonders schweren Diebstahls verurteilt. Fünf Angeklagte müssen jahrelang ins Gefängnis.

Einbrüche gestanden

Zuvor hatten sie gestanden, hinter den Einbrüchen des Sommers 2014 zu stecken. Zwei Bankfilialen und einen Baumarkt in Harzgerode und Gernrode hatten sie ausgekundschaftet. Dreimal brachen sie mit gestohlenen Maschinen durch die Wände, ließen Tresore und Geldautomaten mitgehen. Beute: 167.000 Euro. Zudem hinterließen sie 340.000 Euro Sachschaden.

Die höchsten Haftstrafen brummten die Richter zwei 52 und 57 Jahre alten Männern aus Schielo und Nachterstedt auf. Sie sollen fünf Jahre hinter Gitter. „Wir sind überzeugt, dass die beiden alles genau besprochen und geplant haben“, sagte Richter Dirk Sternberg. Die Anklage hatte den 57-Jährigen als Kopf der Bande eingestuft. Ohne das Expertenwissen des 52-jährigen Baumaschinenführers hätten die Einbrüche kaum so geplant werden können, so Sternberg.

Die Ehefrau des 57-Jährigen muss zwei Jahre und acht Monate in Haft. Sie hatte Schmiere gestanden. Strafmildernd hielt das Gericht ihr zugute, dass sie einen Täter verriet, der bis dahin noch nicht im Fokus der Ermittler stand. „Die Schwere der Taten und ihr Mitwirken sind aber mehr als nur Beihilfe“, sagte Sternberg. Der 25-jährige Fluchtfahrer wurde zu drei Jahren und drei Monaten verurteilt. Ein Helfer bekam drei Jahre und muss wegen seiner Drogensucht zunächst in eine Entziehungsanstalt.

Der eigentliche Tresorknacker bekam 18 Monate auf Bewährung - für Beihilfe zum Diebstahl. Es sei nicht zweifelsfrei nachzuweisen, dass er in die Pläne eingeweiht war, sagte Sternberg. Als die Truppe nach der ersten Tat den Tresor zu dem 53-Jährigen brachte, öffnete er im Schlafanzug. Seine Strafe hat er bereits akzeptiert.

Vorwurf des bandenmäßigen Diebstahls fallen gelassen

„Wir haben zugunsten der Angeklagten berücksichtigt, dass sie alle gestanden haben“, sagte Sternberg. Auch den Vorwurf des bandenmäßigen Diebstahls ließen die Richter fallen. Sie fanden keine eindeutigen Beweise für eine geplante Serie, jede Aktion schien gesondert organisiert. Gegen die Angeklagten sprach laut Sternberg die brachiale Gewalt: „Wände einzureißen und Tresore aus Verankerungen zu zerren - das ist schon erhebliche kriminelle Energie.“ Nach der ersten Tat in Gernrode - der Staatsanwalt bezeichnete sie als „Versuchsballon in einem unbewohnten Gewerbegebiet“ - habe die Gruppe immer gefährlicher agiert.

Ein Teil der Verteidiger hat bereits angekündigt, Rechtsmittel gegen das Urteil einzulegen. Der größte Teil der Beute ist bis heute verschwunden. (dpa/mz/bü)