Projekt zu 25 Jahren Wende Projekt zu 25 Jahren Wende: Mauerfall im Museum Ballenstedt

Ballenstedt - Die ersten Plakate aus DDR-Zeiten sind an der Litfaßsäule platziert. Lena, Lisa, Friederike und Juliane ergänzen diese nun durch Texte.
Die Ausstellung „25 Jahre Mauerfall - Eine Dokumentation des Wolterstorff-Gymnasiums“ wird am kommenden Sonntag, 9. November, um 15 Uhr im Museum Ballenstedt eröffnet. Nach einer Darstellung der Projektentwicklung schließen sich ein literarisches Programm und ein Schülervortrag zum Jahr des Mauerfalls 1989 an. Danach wird die Ausstellung eröffnet, und es wird zu einem Rundgang durch die Exposition eingeladen. Die Ausstellung wird bis Januar im Museum zu sehen sein. Das Museum ist dann dienstags bis freitags von 10 bis 16 Uhr, sonnabends und sonntags von 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr geöffnet.
„Das sind Zeitungsartikel aus der ,Trommel‘ und der ,Freiheit‘ aus dem Jahr 1989“, erklärt Lena. Intensiv haben sich die vier Schülerinnen der zwölften Klasse des Wolterstorff-Gymnasiums Ballenstedt mit der Lektüre der im Sommer bis November 1989 erschienenen Zeitungen befasst. Die „Trommel“ war eine Zeitung für Kinder und Jugendliche, „Freiheit“ hieß die Tageszeitung im damaligen Bezirk Halle. „Im Sommer wird noch gar nichts von Unruhen erwähnt“, berichtet Lena. Erst kurz vor dem November gebe es plötzlich Vorschläge, „die keine wirkliche Veränderung waren“. Die aus ihrer Sicht interessantesten Texte wollen die Schülerinnen ihren Mitschülern wie allen Interessenten zeigen. „Wir haben uns für eine Litfaßsäule entschieden. So hat man damals auch Informationen verbreitet“, sagt Lisa.
Die mit Texten und Plakaten bestückte Litfaßsäule wird in einer besonderen Ausstellung zu sehen sein, die derzeit im Museum Ballenstedt aufgebaut wird. „25 Jahre Mauerfall - Eine Dokumentation des Wolterstorff-Gymnasiums“ ist der Titel der Exposition, die am Sonntag, 9. November, um 15 Uhr eröffnet wird. Sie entsteht im Ergebnis einer Projektwoche, in der sich 17 Schüler der damaligen Klassenstufen zehn und elf Ende des vergangenen Schuljahres mit dem Thema 25 Jahre Mauerfall befassten. Geleitet wurde dieses Projekt von Kunst-Lehrerin Elke Ramdohr und Heike Schulze, Lehrerin für Geschichte.
Bei der in jedem Schuljahr stattfindenden Woche sind die Lehrer gefragt, zu welchem Themen sie Angebote unterbreiten wollen. Elke Ramdohr und Heike Schulze, die gern gemeinsam Projekte gestalten, entschieden sich für 25 Jahre Mauerfall. „Wir haben dann ganz gezielt Schüler angesprochen. Sich mit einem solchen Thema zu beschäftigen, bedeutet beispielsweise auch, Quellen zu studieren“, sagt Heike Schulze.
Die Schüler gingen dabei auch speziell der Frage nach, wie die friedliche Revolution in Ballenstedt verlief. Dazu führten sie Interviews mit Zeitzeugen wie beispielsweise Christa und Ludwig Müller, die sich im Ballenstedter Neuen Forum engagierten. Fördermittel von der Landeszentrale für politische Bildung ermöglichten, dass die Projektteilnehmer das Grenzlandmuseum Hötensleben besuchen konnten und ebenso die Gedenkstätte Marienborn, wo sie sich in zwei Workshops zum einen mit der internationalen Situation im Jahr 1989 beschäftigten und zum anderen mit den Ereignissen im Herbst 1989 im damaligen Bezirk Magdeburg. „Es war uns sehr schnell klar, dass dieses Thema nicht vollständig in der Projektwoche bearbeitet werden konnte“, sagt Heike Schulze. Um die Vielfalt des Materials zusammenzutragen und zu dokumentieren, wie sich die Schüler mit dem Thema auseinandersetzten, haben Schüler und Lehrer ihre Arbeit in etlichen Stunden im neuen, nun laufenden Schuljahr fortgesetzt. War zunächst an die Gestaltung einer Ausstellung in der Schule gedacht, regte Eberhard Nier, viele Jahre Museumsdirektor, an, diese im Museum zu zeigen.
Hier werden Besucher die Dokumentation der Zeitzeugen-Interviews ebenso finden wie die der Exkursion nach Hötensleben und Marienborn, die Johanna und Sascha in Plakatform gestaltet haben. Oder die „Stones des Ostens“: Stephanie, Saskia und Mandy waren bei ihrer Projektarbeit der Frage nachgegangen, wie sich Musiker in der DDR geäußert, ob sie sich getraut haben, kritische Texte zu schreiben. Zu sehen sein werden ebenso ungezählte Zeitzeugnisse zum Leben in der DDR, zusammengetragen mit Hilfe unter anderem des Lehrerkollegiums und Bekannten, die in Vitrinen oder auch in einer teils offenen, im Kunstkurs entstandenen Mauer gezeigt werden.
Für Maurice, der zur Ausstellungseröffnung in einem Vortrag Zeit und Geschehen beleuchten wird, war die Arbeit an dem Projekt „wirklich sehr interessant“. „Eigentlich ist es Geschichte, aber es ist immer noch gegenwärtig.“ Mehr über die Ereignisse zu erfahren, von denen er manches durch seine Eltern, den Geschichtsunterricht oder Filme wusste, fand er spannend. Ähnlich sieht es Anna, die sich sehr für Geschichte interessiert. Sie hat besonders das Gespräch mit den Zeitzeugen beeindruckt. „Es war sehr interessant, das zu hören und auch etwas über diejenigen zu erfahren, die was verändert haben.“
(mz)


