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Projekt in Thale Projekt in Thale: Macher statt Schwätzer

Von UWE KRAUS 18.02.2014, 19:55
Fritz Nennhuber (links) erklärte den Förderern, wie wichtig die Restaurierung ist, da schon einige Stellen der Bilder keine Farbe mehr haben. Rechts: Bürgermeister Thomas Balcerowski.
Fritz Nennhuber (links) erklärte den Förderern, wie wichtig die Restaurierung ist, da schon einige Stellen der Bilder keine Farbe mehr haben. Rechts: Bürgermeister Thomas Balcerowski. chris wohlfeld Lizenz

THALE/MZ - Der späte Nachmittag mit grauen Wolken, Regen und Wind lässt die Bilder in der Walpurgishalle auf dem Hexentanzplatz noch düsterer und gespenstischer erscheinen. Durch die einst schönen Glasbilder an der Decke fällt nur fahles Licht auf die fünf Wandbilder, das monumentalste des Malers Hermann Hendrich ist drei mal fünf Meter groß. Harald Watzek, so etwas wie der geistige Vater der Sanierung der Walpurgishalle, kündigt an, dass bis zum Oktober der imposante Bau in ganz neuem Licht erstrahlen werde.

„Im ersten Schritt wird der Baukörper saniert. Dann folgen das Glas und die Bilder, die noch dazu gespannt werden.“ Die großformatigen Gemälde, die Goethes „Faust“-Saga folgen, zählen zu den wenigen Werken des einst bei Nordhausen lebenden Malers Hermann Hendrich. War die vom Berliner Architekten Bernhard Sehring im Blockhaus-Stil entworfene Halle auf dem Hexentanzplatz das erste Bauwerk, das seine Monumentalmalerei schmückte, folgten weitere Mythenwerke quer durch Deutschland, von denen die Flammen des 2. Weltkriegs fast nichts überließen.

Vorübergehende Schließungen

Die Sanierung des denkmalgeschützen Baus hoch über dem Bodetal stellt nicht nur finanziell eine große Herausforderung dar. „Die Bilder müssen hier in der Halle wieder hergerichtet werden, denn die Wände wegen derer Größe zu öffnen, das geht einfach nicht“, so Watzek, der gleichzeitig 2. Vorsitzender des Harzklub-Zweigvereins Thale ist. Er kündigt an, dass es in den kommenden Monaten zu vorübergehenden Schließungen der Sehenswürdigkeit von Thale im altgermanischen Baustil kommen wird, damit die Restauratorin an den Malereien, die durch Schäden am Glasdach auch von Regen nicht verschont blieben, arbeiten könne.

„Die Glasfenster zeigen Symbole von Wotan und Donar. Sie entstanden in der berühmten Quedlinburger Glaswerkstatt Müller. Nun wird der Quedlinburger Gestalter Frank Schneemelcher mit seinem Team, der gerade erst in Rom und Berlin Glaskunst restaurierte, die bleiverglasten Lichtfenster des Daches wieder instand setzen.“

800.000 Euro Spenden- und Sponsorengelder für Vereine und Institutionen

Rund 180.000 Euro soll die Schönheitskur der Walpurgishalle kosten. Einen großen Teil dazu steuern die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und die Harzsparkasse bei. Regionalmarktleiterin Kornelia Schrader übergab den Fördermittelbescheid an Harzklub-Vorsitzenden Fritz Nennhuber. Der lobt das Engagement des Finanzinstitutes für die Stadt Thale und insbesondere für den Mythenweg, in den die Walpurgishalle künftig stärker eingebunden wird. Der etwas angestaubte Bau soll Start- oder Endpunkt der Reise in die germanischen Sagenwelt sein.

Sparkassenvorstand Werner Reinhardt verwies darauf, dass allein 2013 800.000 Euro Spenden- und Sponsorengelder für Vereine und Institutionen des Landkreises Harz geflossen seien. „200.000 Euro stammen dabei aus den Sparkassen-Stiftungen der Altkreise, die unterdessen über ein Kapital von 16 Millionen Euro verfügen.“

Der Tourismus sei ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor im Landkreis. „Hier in Thale spürt man, wie die Leute anpacken und sich für ihre Stadt und deren Umfeld engagieren“, lobt Reinhardt. Die Einschätzung trägt auch Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU) mit. „Unsere Stadt lebt von Machern, nicht von Schwätzern.“ Gerade der Harzklub, der die Sparkassen-Zuwendung für die Hallen-Sanierung in Empfang nahm, kümmere sich nicht nur um den Erhalt von Wanderwegen, sondern auch um touristische wie kulturelle Einrichtungen, zu denen die denkmalgeschützte Walpurgishalle zähle. Der Klub habe seit 2011 gemeinsam mit dem Verein „Für Thale“ um Fördermittel zur Finanzierung der aufwändigen Sanierung gekämpft. Dank der Sparkasse, so Frank Müller vom Thalenser Verein, sei das ehrgeizige Vorhaben finanziell abgesichert. „Für Thale“ und der Harzklubzweigverein hätten um Spenden geworben, um den Eigenanteil der Stadt zu sichern. „Doch wir suchen weiter Sponsoren. Unser nächstes Projekt ist das Aufstellen neuer Bänke. Die kosten pro Stück knapp 600 Euro.“

Sagenhafte Gestalt: Am Giebel der Thalenser Walpurgishalle ist eine Plastik des einäugigen germanischen Göttervaters Wotan zu finden.
Sagenhafte Gestalt: Am Giebel der Thalenser Walpurgishalle ist eine Plastik des einäugigen germanischen Göttervaters Wotan zu finden.
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