Professor unterwegs in Badeteich-Mission
QUEDLINBURG/MZ. - Doch im Verein, der sich zum Zwecke der Wiederbelebung eines Sees gegründet hat, in dem mancher ältere Einwohner einst das Schwimmen gelernt hat, ist man vorsichtig optimistisch. Eine Machbarkeitsstudie soll jetzt Auskunft darüber geben, ob es sinnvoll ist, ein Projekt weiter zu treiben, das ohne jegliches kommunales Geld auskommen will. In dieser Woche gab es einen Ortstermin von Vereinsmitgliedern mit Professor Frido Reinstorf von der Fachhochschule Magdeburg, den der 19 Mitglieder zählende Verein um Hilfe bei der Bewertung gebeten hatte. Der Wissenschaftler lehrt auf dem Gebiet Hydrologie und geografische Infosysteme und wagt es, ein erstes Fazit aus den bisherigen Untersuchungen zu ziehen. "Wir hatten mit schlechteren Voraussetzungen gerechnet. Die organische Belastung ist weniger hoch als wir erwartet hatten, und deshalb sind wir im Moment recht optimistisch", sagt er, ohne dem endgültigen Ergebnis des Gutachtens vorgreifen zu wollen. Zurzeit sei man auf der Suche nach weiteren Rohwasserquellen, um einen Teil des Wassers während der Badesaison austauschen zu können und die Qualität des Wassers so über das Jahr hinweg zu halten.
Stichwort Qualität. Ist das Nass, das eines Tages Abkühlung bringen soll, zum Baden überhaupt geeignet? Um diese Frage zu beantworten, untersucht eine Studentin im Rahmen ihrer Masterarbeit die Beschaffenheit wie Temperatur, Sauerstoffgehalt, Leitfähigkeit und pH-Wert. "In dieser Richtung haben wir ganz gute Bedingungen vorgefunden", erklärt der Professor, allerdings sind die weit aufwendigeren Untersuchungen noch im Gange. Dabei geht es um die Keimbelastung zum Beispiel mit Coli-Bakterien oder Pseudomonas-Bakterien, die eine Verschmutzung durch Fäkalien anzeigen. Als "nicht günstig" bewertet Professor Reinstorf die geringe Sichttiefe des Wassers und eine relativ hohe Phosphatkonzentration des Wassers.
Als angenehm empfindet es Reinstorf, dass sein Team den Sommer - der zeitweise ja auch ziemlich heiß war - für die Untersuchungen nutzen konnte. Da sie noch bis in den Oktober hinein dauern, "haben wir gute Möglichkeiten, Rückschlüsse zu ziehen". Um ein Konzept mit verschiedenen Alternativen zu entwickeln, wird auch der Wasserstand des Teiches sowie des Mühlgrabens regelmäßig kontrolliert und in Zusammenhang gebracht mit der Grundwassersituation in der Umgebung. Erkundet wird auch die Umgebung, denn es könnte ja sein, dass die Existenz von geschützten Tieren oder Pflanzen in diesem Bereich einem Badebetrieb entgegenstehen.
"Wir sind gespannt auf das Gutachten", meint Ulrich Thomas, der für die CDU im Quedlinburger Stadtrat sitzt und zu den Initiatoren des Projekts gehört. Überzogene Hoffnungen möchte er nicht wecken und er weiß auch, dass mit Geld aus dem Stadtsäckel nicht zu rechnen ist. "Deshalb prüfen wir vorher genau, ob ein Engagement an dieser Stelle Sinn macht. Wenn ja, werden wir anschließend auf Spender- und Sponsorensuche gehen", kündigt Thomas an.