Praktikum ermöglicht Kontakte
Quedlinburg/Halberstadt/MZ. - "Im Zuge des europäischen Gemeinschaftsprogramms Equal fördern wir benachteiligte Gruppen, entwickeln Sprachkompetenz und Eigeninitiative", erklärt Sozialarbeiterin Katharina Koch. Dazu zähle neben den geringfügig vergüteten Praktikumsstellen die Vermittlung ehrenamtlicher Beschäftigungsgelegenheiten bei gemeinnützigen Organisationen im Kirchenkreis, der die bisherigen Landkreise Halberstadt, Quedlinburg und Wernigerode umfasst.
Zur Zeit sind in Quedlinburg zehn und in Halberstadt 13 Spätaussiedler mit dem Ziel im Einsatz, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern und Kontakte zu knüpfen. "Das Projekt endet leider zum 31. Dezember 2007", bedauert Koch. Es sei ein Projekt, bei dem die meisten Teilnehmer das erste Mal, wenn auch zeitlich begrenzt, direkten Kontakt zum Arbeitsmarkt haben.
Zu ihnen zählt Valeri Folak, der bei der Quedlinburger Saatgutfirma ISP - International Seeds Processing GmbH im Einsatz ist. Deren Prokurist Dr. Assen Boteff erinnert sich noch gut daran, wie von reichlich zwei Jahren das Diakonische Werk auf die Firma mit ihren rund 20 Beschäftigten zukam. "Wir haben zugesagt, weil es einerseits eine Hilfe für das Unternehmen ist, aber auch den Praktikanten etwas bringt." Dazu komme, dass im Kontakt mit den anderen Beschäftigten zumeist die Deutsch-Kenntnisse erweitert werden können.
ISP gilt als einer der größten Produzenten von Astern-Saat weltweit, rund 2000 verschiedene Sorten Gemüse-, Kräuter- und Blumensaat verkauft die Firma. Allein 500 davon stammen aus der eigenen Erhaltungszüchtung. Allein auf 20 Hektar Anbaufläche reift das Basissaatgut, das früher als Elitesaatgut firmierte.
"Und da sind bei unseren Praktikanten ganz unterschiedliche gartenbauliche und handwerkliche Fähigkeiten gefragt", erklärt Boteff. Das reiche von der Aussaat über die Pflege bis zum Selektieren. Schließlich ernte man nicht wie die Kleingärtner die Früchte, sondern es gehe um die abgeblühten Bestände.
Auch Valeri Folak weiß um die Vielfalt der gartenbaulichen Tätigkeiten. Mal zupft er Unkraut, mal ist er in den Folienzelten beschäftigt, an einem anderen Tag kümmert er sich um Frühbeete. "Mal Blumen, mal Bohnen, das Praktikum ist gut. Ich bin zwei Tage die Woche hier, am dritten treffen wir uns bei der Diakonie, um im Gespräch über unsere Probleme zu reden." Er stammt aus dem Zentrum Sibiriens, wohnte irgendwo bei Omsk. Doch heute lebt er in Quedlinburg, nachdem er seit 2001 mit der Familie in Harzgerode gewohnt hatte.
Der 47-jährige ehemalige Karosseriemechaniker hofft immer noch auf einen Arbeitsplatz. "Das hier bei ISP ist zwar nur ein kleiner Job, aber es ist erst einmal einer. Man trifft Menschen, sitzt nicht zu Hause rum. Irgendwie habe ich das Gefühl, etwas gebraucht zu werden."
Prokurist Boteff hat bereits gute Erfahrungen mit Praktikanten gemacht. "Und eigentlich ist das Praktikumsgeld, das wir bezahlen, auch keine große Belastung." Katharina Koch weiß aus mehrjähriger Erfahrung, dass sich in den meisten Fällen die Firmenchefs sehr lobend über den Fleiß und die Einsatzbereitschaft äußern. "Das gibt Selbstbewusstsein für die Arbeitssuche danach und bietet vielleicht die Chance, irgendwann in einer der Firmen einzusteigen."