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Polizeieinsatz in Halberstadt Polizeieinsatz in Halberstadt: Böller auf Flüchtlingsunterkunft geworfen

Von Katrin Löwe 21.07.2015, 11:31
Der Schriftzug Polizei auf einem Einsatzfahrzeug.
Der Schriftzug Polizei auf einem Einsatzfahrzeug. dpa/Symbol Lizenz

Halberstadt - Die Situation an einer Notunterkunft für Asylbewerber in Halberstadt (Landkreis Harz) spitzt sich zu. Nur zwei Tage nach Steinwürfen auf Zelte von Helfern des Deutschen Roten Kreuzes hat die Polizei offenbar einen erneuten Anschlag auf eine Schulturnhalle verhindert, die zum vorübergehenden Flüchtlingsheim umfunktioniert wurde.

Wie die Polizeidirektion Nord am Dienstag mitteilte, beobachtete eine Zeugin am Montag gegen 22 Uhr, dass sich drei Personen in der Nähe der Turnhalle mit Steinen bewaffneten. Nach einem kurzen Fluchtversuch seien drei Männer im Alter von 19, 23 und 26 Jahren gestellt worden. Bei deren Durchsuchung seien auch zwei Softairwaffen sowie Plakate und Aufkleber der rechtsextremen Partei „Die Rechte“ gefunden worden - ein Aufkleber war auf einen Zaun geklebt. Nach MZ-Informationen sind zwei Verdächtige polizeibekannt, zum Teil mit rechtsextremen Delikten. „Die Männer wurden über Nacht in Verhinderungsgewahrsam genommen, damit es keinen Anschlag auf die Unterkunft gibt“, sagte Polizeisprecherin Beatrix Mertens. Die Männer erwarte ein Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen der Soft-airwaffen und der bereits angebrachten Aufkleber.

Unbekannte werfen Polenböller

Bereits 45 Minuten zuvor hatte es laut Polizei einen weiteren Vorfall in der Nähe der Unterkunft gegeben. Unbekannte hatten demnach sogenannte Polenböller in Richtung der Turnhalle geworfen. Sie seien aber zu weit entfernt gewesen, um Personen zu treffen oder Schaden anzurichten.

Bundesweite Empörung hatte bereits der Anschlag von der Nacht zum Sonntag ausgelöst, bei dem sechs Verdächtige die zur Versorgung der Flüchtlinge vor der Turnhalle aufgestellten DRK-Zelte mit Steinen bewarfen und dabei eine Helferin leicht verletzten. An eine Änderung des Sicherheitskonzeptes ist laut Polizei bislang nicht gedacht. „Wir halten das derzeitige für angemessen“, so Polizeisprecherin Mertens. Die Polizei sei bereits mit hohem personellen Aufwand vor Ort - und habe immerhin in zwei Fällen Verdächtige gestellt. „Die Lage wird aber immer wieder neu eingeschätzt.“ Details nannte sie nicht. Das Innenministerium verwies darauf, dass es im Vorfeld eine Gefährdungsanalyse gegeben habe. An eine Aufgabe der Turnhalle als Unterkunft sei derzeit nicht gedacht. Sie soll aber spätestens zum Ferienende, möglichst noch früher, nicht mehr genutzt werden.

Nötig wurde die Unterbringung dort wegen der Überbelegung der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber im Ort. Das Ministerium geht davon aus, dass die vom Bundesamt für Migration für 2015 prognostizierte Zahl von rund 11500 in Sachsen-Anhalt erwarteten Flüchtlingen überschritten wird. (mz)