Philatelie Philatelie : Sonderstempel nur an einem Tag in der Kirche

Quedlinburg - Glaubt man dem Bund Deutscher Philatelisten in Bonn als Interessenvertreter der organisierten Briefmarkensammler in Deutschland, dann stehen die Harzer Leuchttürme der Philatelie in Halberstadt, Thale, Goslar und Osterode. Doch die Unesco-Welterbestadt Quedlinburg hat diesen Standorten von Sammlervereinen 2019 in einem den Rang abgelaufen: In keinem Harzer Ort wurden in diesem Jahr so viele Briefmarkensonderstempel abgeschlagen wie hier.
Im Rathaus muss ein Philatelisten-Herz schlagen, denn das Quedlinburger Jubiläumsjahr wird nicht nur mit Sonderstempeln zu Heinrich I., der vor genau 1.100 Jahren zum König gekrönt wurde, und zu 25 Jahre Unesco-Welterbe belegt, sondern die Verwaltung hat auch angeregt, an den Gedenktag zum Mauerfall vor 30 Jahren mit einem Sonderstempel zu erinnern.
Die Post gewährt eine Nachfrist
So reisten einige Briefmarken- und Stempelsammler aus der Umgebung an, um in der Marktkirche St. Benedikti sich eigene Belege oder einen Quedlinburger Sonderbriefumschlag mit dem seltenen Sonderstempel verzieren zu lassen. Den gab es eigentlich nur am 9. November 2019 in Quedlinburg.
Doch die Mitglieder zahlreicher Sammlervereine wissen natürlich auch: Die Post gewährt eine Nachfrist. So können Briefmarkenfreunde noch vier Wochen direkt bei der Sonderstempelstelle in 92637 Weiden auf ihren Marken den Rechteckstempel drucken lassen.
Zwei mobile Philatelie-Verkaufsberater
In der Quedlinburger Marktkirche führte wieder Matthias Schwarz den Sonderstempel in seiner Hand. Der Postler kennt sich in der Stadt schon aus, hat er doch mit Koordinator Dieter Stephan bereits an den beiden anderen Sonderstempel-Tagen 2019 in Quedlinburg gestanden.
Die beiden gehören zu den 40 Mitarbeitern der Teams „Erlebnis: Briefmarken“ und sind damit mobile Philatelie-Verkaufsberater, die neben den gesamten Briefmarken-Ausgaben der letzten beiden Jahre auch Sammelzubehör und Produkte wie Postauto-Modelle anbieten. Und sie stempeln natürlich Briefe und Karten mit veranstaltungsbezogenen Sonderstempeln.
Eher zufällig auf Briefmarkenstand getroffen
Viele Kirchenbesucher zählten nicht zur Sammlergarde und trafen in der Kirche eher zufällig auf den Briefmarkenstand. So freute sich Gerlind Schrader, ihre Weihnachtspost mit den einst so begehrten kleinen bunten Bildchen frankieren zu können.
Heute gebe es am traditionellen Schalter keine Sondermarken mehr, denn eigentlich werde man dort nur noch von Postbank-Angestellten bedient oder muss zum Automaten gehen. Auch einige Ausstellungsbesucher ließen es sich nicht nehmen, bei Matthias Schwarz den Quedlinburger Sonderstempel auf einem Sonderumschlag der Stadt abschlagen zu lassen. Das sei durchaus ein Souvenir mit historischer Bedeutung.
So sehen es auch die Thematiker unter den Briefmarkensammlern. Der aktuelle Stempel passe in ein Exponat zur deutsch-deutschen Historie, zur Welterbegeschichte, aber auch in die christliche Sammlergilde St. Gabriel.
Nach Angaben von philastempel.de, der wohl größten deutschen Plattform ihrer Art, sind derzeitig 106 verschiedene Sonder-, Absenderfrei-, Bahnpost- sowie Landpost- und Tagesstempel für Quedlinburg belegt. Von Halberstadt lägen 947 Nachweise vor, aus Thale 66. (mz)