1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Ortsgeschichte von Dankerode: Ortsgeschichte von Dankerode: Spurensuche im Dorf

Ortsgeschichte von Dankerode Ortsgeschichte von Dankerode: Spurensuche im Dorf

Von sigrid dillge 02.06.2015, 15:54
Christel Dittmar hat sich mit der Dorfgeschichte beschäftigt.
Christel Dittmar hat sich mit der Dorfgeschichte beschäftigt. Dillge Lizenz

Dankerode - Wer wann wo und warum welchen Verein in Dankerode gründete, kann seit kurzem schwarz auf weiß nachgelesen werden. „Der erste war Mitte des 19. Jahrhunderts der Kriegerverein und der jüngste ist seit 2014 der Verein Freunde der Dankeröder Feuerwehr“, gibt Christel Dittmar eine Ultrakurzfassung. Sie hat sich seit etwas mehr als drei Jahren mit der Erforschung der Vereinsgeschichte in Dankerode von 1852 bis heute beschäftigt. Vieles fand sie heraus, zum Beispiel, dass es eine Vielzahl von Gesangsvereinen gab, von denen manche nur zur eigenen Freude Lieder anstimmten. Das Faktensammeln war sehr mühselig, gesteht die Hobby-Heimatforscherin. „Aber ich war mal Verwaltungsmensch, das hilft“, sagt die agile blonde Frau.

Der heutige Ort Dankerode wurde erstmals 992 als Thensciararod in einer von König Otto III. unterzeichneten Schenkungsurkunde erwähnt. 1327 belehnt Graf Bernhard III. von Anhalt einen Hermann von Zehlingen mit „Tammekerode“. Im 15./16. Jahrhundert gehört Dankerode je zur Hälfte zur Grafschaft Stolberg und zur Herrschaft Falkenstein und damit zum Bistum Halberstadt.

Von 1815 bis 1950 steht Dankerode unter der Verwaltung des Mansfelder Gebirgskreises und wird dann auf Wunsch der Einwohner in den Kreis Quedlinburg eingegliedert. Seit 2009 ist Dankerode ein Ortsteil der Einheitsgemeinde Harzgerode. Heute sind es etwa 800. 1553 gab es 59 Familien im Ort. 1617 wurden 71 Häuser verzeichnet; 1649 nach dem 30jährigen Krieg nur noch 55. 1750 hatte der Ort 640 Einwohner, 1935 waren es 1 252.

Christel Dittmar gehört zu dem Dankeröder Gremium, das seit 2011 auf Spurensuche im Dorf ist. Die ehrenamtlich Tätigen wollen die Geschichte ihres Heimatortes in der Zeit von 1850 bis heute für die Nachwelt aufschreiben. Auf diese Art soll eine einzigartige Chronik entstehen. Erste Ergebnisse dieser Forschungsarbeiten wurden jetzt den interessierten Einwohnern vorgestellt. Manfred Kroll, Bürgermeister des Harzgeröder Ortsteiles, dankte allen, die Material zur Verfügung gestellt haben. „Wir haben 3 500 Fotos bekommen, die jetzt in zehn Alben stecken“, listet er auf. Einige dieser Fotos waren zur Präsentation der Forschungsergebnisse auf großen Tafeln in der Alten Schule in Dankerode zu sehen. Die Tafeln waren dicht umlagert und so mancher erinnerte sich an frühere Zeiten. Die Ortschronik soll an die Aufzeichnungen anknüpfen, die aus der Zeit vor der Mitte des 19. Jahrhunderts vorhanden sind. Pfarrer Werner Schreck hatte anlässlich des 1 000-jährigen Bestehens des Ortes vier Hefte mit Daten aus der Vergangenheit zusammengestellt. Die Kirchenarchive waren auch für diejenigen, die sich jetzt mit der Geschichte ihres Heimatortes beschäftigen, eine wichtige Quelle. Noch sind nicht alle Materialien gesichtet. Manche auch deshalb nicht, weil sie in einem erbarmungswürdigen Zustand sind und auf die kostspielige Restaurierung warten. Wir wollen so viel wie möglich von der Geschichte des Ortes beibehalten und aufbewahren“, nennt Ortsbürgermeister Kroll als Grund für das Engagement.

Spezifische Bereiche der Ortsgeschichte

Die einzelnen Mitglieder der Chronikgemeinschaft haben sich mit ganz spezifischen Bereichen der Ortsgeschichte beschäftigt. Manfred Schmidt sichtete beispielsweise die Entstehung und Entwicklung der freiwilligen Feuerwehr. Der 73-Jährige war selber einige Jahre lang Leiter der Dankeröder Wehr. „Ich habe nach den Anfängen gesucht und heraus gefunden, wer die Akteure waren“, beschreibt er seine Arbeit. In einer kleinen Broschüre ist das Ergebnis festgehalten. Den Teilbereich Handwerk und Landwirtschaft nahm Hermann Scheffler unter die Lupe. In wohl keinem Bereich seien Veränderungen so sichtbar wie dort, meint er. „Vor knapp 100 Jahren haben 30 Leute eine Woche Zeit für das gebraucht, was heute ein Mähdrescher in einer Stunde schafft“, nennt er als einen Beweis dafür. Beim Handwerk sei vieles heute gar nicht mehr vorhanden, wie die Böttcherei, die vor rund 165 Jahren Einzug in Dankerode hielt. Holzwannen und Holzeimer waren sehr gefragte Produkte.

Christel Dittmar hat nicht nur das Vereinsleben beleuchtet, sondern sich auch mit der Geschichte des Friedhofs und der Gaststätten beschäftigt. Die älteste „Wirtschaft“ im Ort ist die heutige Jägerstube, die 1520 bis 1525 von den Dankerödern selbst als Gemeindeschänke gebaut wurde. Seit 1922 ist die Familie Oertel Inhaber der Gaststätte, wie eine alte Urkunde beweist, die in der kleinen Ausstellung zur Präsentation der Ortsgeschichte zu sehen war. Das Schriftstück wurde den Heimat-Spurensuchern von der Familie zur Verfügung gestellt. „Ohne Mitwirken der Leute geht gar nichts“, stellt Frau Dittmar fest und freut sich über die breite Unterstützung. Die, so Ortsbürgermeister Manfred Kroll, sei auch weiterhin notwendig, um kein Geschehen aus der jüngsten Vergangenheit in der Chronik zu vergessen. (mz)