Oldtimerschau in Hedersleben Oldtimerschau in Hedersleben: Treff mit Trabi und Trecker

Hedersleben - Welten prallen auf dem Acker am Schadelebener Weg in Hedersleben aufeinander: Mit einem „Affenzahn“ dreht ein Panzer seine Runden, nimmt Kurven mit Schwung und wirbelt Erde auf. Wenige Meter weiter tuckern Traktoren und ziehen mit Pflügen akkurate Furchen in den Boden.
Rund um den Globus zwischen Frühling und Herbst Oldtimertreffen statt. Bei diesen Ereignissen, die oftmals von einschlägigen Clubs organisiert werden, können die Besitzer, die ja meist erheblichen Aufwand für die Ersatzteilbeschaffung und Restaurierungsarbeit hineingesteckt haben, ihre Oldtimer dem Publikum vorführen. Auch die Fahrzeughersteller entdeckten in den vergangenen Jahren den Werbewert der älteren Fahrzeuge ihrer Produktion, bauten Fahrzeugmuseen auf und unterstützen (zumeist) die Markenclubs. Der Begriff Oldtimer bezeichnet im deutschen Sprachgebrauch ein Kraftfahrzeug, das älter als 20, 25 oder 30 Jahre ist.
Panzer und Traktoren sind längst nicht mehr die jüngsten und kommen nur noch zu besonderen Gelegenheiten „unter die Leute“. Eine solche Gelegenheit gab es am Wochenende in Hedersleben. Die Interessengemeinschaft Oldtimerfreunde Hedersleben hatte zu ihrem traditionellen Treffen mit Trabi und Trecker eingeladen. Seit Jahren organisieren die Hederslebener eine der größten Schauen alter Fahrzeuge im Vorharz. Auch in diesem Jahr waren weit über 100 Oldtimer zu bestaunen.
Ohne moderne Technik
Und nicht nur das. Wer wollte, konnte sich im Panzer ein paar Runden über den Acker kutschieren lassen oder in einem Trabi Platz nehmen. Interessierte Zuschauer fand auch das Pflügen mit den alten Arbeitsmaschinen. Die Mitglieder des Heimatvereins Friedrichsaue aus dem Salzlandkreis stellten dabei ihr Können unter Beweis. Von einer fachkundigen Jury wurde dabei das Ein- und Aussetzen des Pfluges, das Aufpflügen der Mittelfurche und der Gesamteindruck des Pflugbildes bewertet. „Das muss zum Schluss aussehen wie ein Teppich und nicht wie ein Spargelbeet“, erklärte Matthias Witte, der mit kritischem Blick und Notizblock die Ergebnisse festhielt. Auch die Tiefe der Furchen – ideal ist ein Maß von 20 Zentimetern – wurde vermessen. Die fünf Wettbewerbsteilnehmer zeigten, dass sie auch ganz ohne moderne Technik ein Feld zu einem Teppich machen können. Einer der Teilnehmer, Gerhard Witte aus Friedrichsaue, hat trotz des Rentenalters noch immer ein geschicktes Händchen beim Pflügen. „Ich pflüge mein Leben lang“, sagte er und erinnerte sich, dass er früher immer das pflügen musste und durfte, dass knifflig und anspruchsvoll war.
Alte Erinnerungen werden wach
Erinnerungen an vergangene Zeiten wurden beim Oldtimertreff in Hedersleben auch bei Thomas Richmann aus Gatersleben wach. Richmann gehörte zu den Besuchern der Ausstellung mit alter Fahrzeugtechnik und hatte auf einem riesigen Lkw-Anhänger das Modell eines Baggers aus dem ehemaligen Nachterstedter Tagebau entdeckt. „Ich habe von 1980 bis 1991 dort gearbeitet. Im Gleisbau“, verriet er. Richmann freute sich über das „Wiedersehen“ und auch über die gesamte Veranstaltung. „Hier gibt es immer wieder etwas Neues“, meinte er. Das Baggermodell wurde übrigens erst zum zweiten Mal in der Öffentlichkeit gezeigt. Es ist als Dauerleihgabe im Bestand des Klubs der Magdeburger Eisenbahnfreunde. In deren Reihen ist nämlich mit Torsten Ehrhardt einer, der einst im Magdeburger Dimitroffwerk gearbeitet hat, das Tagebauausrüstungen hergestellt hat.
Zu den in Hedersleben ausgestellten Modellen gehörten natürlich auch Eisenbahnen. Die notwendige Dekorationen wie beispielsweise einen Bauernhof samt Tieren und Maschinen hatten übrigens die Kinder aus Hedersleben aufgebaut.
Hobby zum Beruf machen
Zu den jüngsten Mitgestaltern des Oldtimertreffens gehörte auch der zwölfjährige Jonas Malkowsky. Der Zwölfjährige fuhr einen Minitraktor, an den ein mit Bänken versehener Wagen angekoppelt war. Am Trecker prangte natürlich ein Schild mit dem Namen des stolzen Fahrers. „Damit jeder weiß, dass es meiner ist“, lachte Jonas. Beim Umbau des Anhängers hat er selbst mitgeholfen und die Beschäftigung mit Fahrzeugen macht ihm einfach Spaß. Vielleicht, so meint der Junge, macht er so etwas später als Beruf. Damit würde er dann die Familientradition weiter führen, denn die Majakowskis haben in Hedersleben eine Spedition.
Außerdem zählen sie zu den Mitgliedern der Interessengemeinschaft Oldtimerfreunde. „Wir organisieren alle zwei Jahre ein großes Treffen“, informiert Juniorchef André Malkowsky. Von Jahr zu Jahr werde die Resonanz der Teilnehmer und der Besucher größer. „Die Aussteller kommen aus der Nähe von Schwerin und aus Köln, aus dem Vogtland und aus der Umgebung wie dem Mansfelder Land“, umreißt er die Bandbreite. Drei Tage lang waren sie alle wieder in Hedersleben wie eine große Familie. (mz)

