Nordhäuser Städtebundtheater Nordhäuser Städtebundtheater: Mephisto hat das letzte Wort

Quedlinburg - „Du bleibst, was du bist.“ Am Anfang und Ende von Philip Jenkins’ „Faust“ steht dieser Satz. Für das Nordharzer Städtebundtheater nimmt der Regisseur Goethes Klassiker auseinander und setzt ihn neu zusammen. Er kürzt das gewaltige Werk, verdichtet es und gibt ihm ein neues Ende. Nicht Gretchen hat damit das letzte Wort, sondern Mephisto. Denn man müsse „ein Ende finden, das dem ’Faust I’ als eigenständige Tragödie gerecht wird“, erklärt der Regisseur.
In der Inszenierung darf das Publikum zwei Faust erleben: Arnold Hofheinz zeigt mit Hingabe einen hochgradig frustrierten Misanthropen, der sich in seinem Studierzimmer einschließt und gegen Gott und die Welt wettert. Bis er Mephisto trifft, der ihm ein Fläschlein in die Hand drückt.
Sebastian Borucki zeigt den im Grunde wiederbelebten Faust als jungen Mann, der sein Recht auf Lust und Leben rigoros einfordert, ohne an die Konsequenzen zu denken, bis ihn das bittere Ende einholt.
Die komplexe Handlung hat Andrea Kaempf in ein einfaches Bühnenbild gesetzt, das wie ein Theater im Theater erscheint. Auf der kleinen Bühne spielt sich Großes ab, öffnet sich der rote Vorhang stets für ein neues Kapitel. Am Ende werden die Akteure zu Zuschauern, die den alten Faust bei seiner verzweifelten Selbsterkenntnis beobachten, dass er niemals alles wissen und verstehen wird. (mz)
„Faust“ ist am 16. Oktober um 19.30 Uhr im Großen Haus Halberstadt, am 24. Oktober um 19.30 Uhr im Großen Haus Quedlinburg zu sehen.