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Neustädter Grundschule  Neustädter Grundschulein Quedlinburg: Immer wieder ein Neubeginn

Von Rita Kunze 26.11.2016, 08:00
Das ist spannend: In einem Zeugnisbuch von 1950 blättern Charlotte, Kathi und Abi (v.l.) in der Neustädter Grundschule (rechts). Dabei stellen sie fest, dass die heute über 70-Jährigen auch keine besseren Schüler waren. Die heutigen Schüler sind aber bekannt für ihre tollen Theaterstücke. Mit einem davon eröffneten sie die Feierstunde zum 140-jährigen Bestehen ihrer Schule.
Das ist spannend: In einem Zeugnisbuch von 1950 blättern Charlotte, Kathi und Abi (v.l.) in der Neustädter Grundschule (rechts). Dabei stellen sie fest, dass die heute über 70-Jährigen auch keine besseren Schüler waren. Die heutigen Schüler sind aber bekannt für ihre tollen Theaterstücke. Mit einem davon eröffneten sie die Feierstunde zum 140-jährigen Bestehen ihrer Schule. Wohlfeld

Quedlinburg - „Wie schreibt man ‚allmählich‘?“, fragt die Tochter. „Sieh im Duden nach!“, antwortet die Mutter. Das Mädchen geht und kommt nach einer Weile wieder. Sie hat die Nachbarin um Rat gefragt. „Das war keine gute Idee. Jetzt denkt sie doch, dass du dumm bist“, sagt die Mutter. Die Tochter kontert: „Nein. Ich hab’ ihr gesagt, du wüsstest nicht, wie man ‚allmählich‘ schreibt.“

Die Pointe sitzt. Eine von vielen, für die der Chor und die Theater-AG der Neustädter Grundschule viel Applaus bekommen: Ihr Theaterstück „Lasst uns gemeinsam fröhlich sein“ hat am Donnerstag die Festveranstaltung zum 140-jährigen Bestehen der Schule in der Quedlinburger Weberstraße 6 eröffnet.

Die Einrichtung habe zwei Weltkriege, die friedliche Revolution 1989 und andere politische Momente überstanden, sagte Schulleiterin Mareike Pilz, „Momente des Neubeginns“, in denen Entscheidungen getroffen wurden, die das Leben der Grundschule noch heute beeinflussen. So werden beispielsweise bis heute die im ersten Schuljahr nach der Wende eingerichteten Lese-Rechtschreibklassen für Kinder aus den Klassenstufen 2 und 3 geführt.

Auf die Geschichte der Neustädter Grundschule zurückgeblickt

In der Feierstunde mit Eltern, ehemaligen Schulleitern, Lehrern und Schülern blickte Mareike Pilz zurück auf die Geschichte der Schule, die 1808 von der Fabrikantengattin Wippermann als private Höhere Töchterschule gegründet wurde. 1863 ging die Einrichtung in städtischen Besitz über, und 1876 erfolgte der Einzug in die Weberstraße 6.

Dort lernen derzeit 98 Mädchen und Jungen in einer ersten und vierten sowie in zwei zweiten und dritten Klassen. Allerdings könnten hier 150 Schüler unterrichtet werden: „Wir könnten zweizügig laufen“, sagt die Schulleiterin, die froh ist über den jüngst gefassten Stadtratsbeschluss, mehrere Straßen, die bislang zum Einzugsbereich der Marktschule gehören, ab dem Schuljahr 2018/19 der Neustädter Grundschule zuzuweisen. So ließen sich Kapazitäten sinnvoll ausnutzen, sagt sie.

Grundschule in Quedlinburg ist zertifiziert

Die als„Tut-mir-gut“-Schule zertifizierte Einrichtung will dieses Konzept weiter unterfüttern, sagt Pilz. Neben der Vermittlung einer gesunden Lebensweise setzt die Schule auf Kooperationen mit der Netzwerkstelle „Schulerfolg“, der Bibliothek, der TSG GutsMuths und der Bosseschule.

Dort werden Schüler der vierten Klasse auf das Lernen in der Sekundarschule vorbereitet. Eine ähnliche Kooperation wünscht sich die Schulleiterin auch mit dem Gymnasium, um den künftigen Gymnasiasten den Übergang zu erleichtern.

Ein weiteres Ziel ist es, Partner für die Nachmittagsgestaltung an der Schule zu finden. „Wir haben gute Erfahrungen mit der TSG GutsMuths gemacht“, sagt Mareike Pilz. Ein Mitglied der TSG trainiert zwei Floorballteams der Schule.

Ergebnisse der Projektwoche ausgestellt

Mit der Geschichte ihrer Schule und dem Leben und Lernen in früheren Zeiten haben sich die Erst- bis Viertklässler in den zurückliegenden Tagen im Rahmen einer Projektwoche beschäftigt und sich damit, so Pilz, „auf die Spuren ihrer Groß- und Urgroßeltern begeben“.

Die Ergebnisse sind in einer Ausstellung in der Schule zu sehen. Unterstützung bekamen Lehrer und Schüler dabei unter anderem vom Dachverein Reichenstraße, dem Wipertihof und der Alten Elementarschule Gernrode. Die Kinder entdeckten alte Spiele und altes Handwerk neu und lernten unter anderem, in der nach heutigen Maßstäben umständlichen Sütterlinschrift zu schreiben, die vor 100 Jahren üblich war, später abgeschafft wurde und die heute nur noch wenige beherrschen.

In der Ausstellung ist auch der Blick in ein altes Zeugnisbuch aus den 50er Jahren möglich, der zeigt, dass sich manche Dinge doch nie ändern: Gute und schlechte Schüler gibt es zu allen Zeiten.

Bereichert wurde die Feierstunde durch eine Modenschau des Vereins Froser Modekiste, in der Kleidung von den 1960er Jahren bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gezeigt wurde. (mz)