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Neuentwicklung von Mifa Neuentwicklung von Mifa: Fahrrad ohne Kette 2.0

Von FRANK SCHEDWILL 09.06.2015, 12:30
Mifa-Geschäftsführer Olaf Flunkert auf dem neuen Rad.
Mifa-Geschäftsführer Olaf Flunkert auf dem neuen Rad. MAIK SCHUMANN Lizenz

SANGERHAUSEN/wernigerode - Stolze Gesichter bei den Entwicklern: Der Sangerhäuser Traditionshersteller Mifa-Bike, die Hochschule Harz und die IKAM GmbH haben in Sangerhausen die neue Version ihres Fahrrades ohne Kette vorgestellt: das EE-Speedbike.

Die Mifa wird laut Firmenangaben in diesem Jahr rund 380 000 Fahrräder herstellen. Im nächsten Jahr sollen es bereits 450 000 sein. Da das derzeitige Firmengelände nicht erweiterbar ist, sucht die Firma einen neuen Standort. Die Geschäftsführung hatte jüngst auf einer Betriebsversammlung erklärt, dass es trotz der geplanten Verlagerung der Produktion keinen Personalabbau geben soll. Um die Mifa in Sangerhausen zu halten, hat der Stadtrat eine Änderung des Bebauungsplanes für den Industriepark an der A 38 beschlossen. Im September soll auf einer Teilfläche Baurecht bestehen.

Das Elektrorad, das weltweit einmalig sein soll, ist quasi die Version 2.0. In den vergangenen Monaten wurde das Modell deutlich überarbeitet. Es hat bereits auf der Hannovermesse für Furore gesorgt.

Fahrgefühl bleibt erhalten

Die Kraftübertragung erfolgt wie bei seinem Vorgänger, der vor drei Jahren vorgestellt worden war, rein elektrisch: Über die Pedale wird ein Generator angetrieben. Der dort erzeugte Strom fließt per Kabel zum Hinterrad. Dort speist er einen Elektromotor. Ergänzt wird das System durch einen Akku wie bei einem normalen Elektro-Fahrrad. Kette und mechanische Gangschaltung entfallen. Der Fahrer kann stattdessen elektrisch stufenlos schalten und die Belastung so regeln, dass immer gleich schnell getreten werden kann. Über sein Smartphone kann der Fahrer stattdessen den Fahrzustand kontrollieren oder anwählen, wie viel Elektrokraft der Akku einspeisen soll. Die Entwickler verweisen darauf, dass das trotz des rein elektrischen Antriebs das Fahrgefühl eines kettengetriebenen Fahrrades vollständig erhalten bleibt.

Die erste Version des Fahrrades war auf 25 Kilometer pro Stunde begrenzt. Das neue Modell schafft nun 45 Kilometer pro Stunde. Es gehört damit zur Klasse der sogenannten S-Pedelecs, die als Kleinkrafträder zählen. „Außer dem mit insgesamt 1 000 Watt stärkeren Motor ist auch der Generator an den Pedalen deutlich verbessert worden,“ sagt Entwickler Sandy Hille. Er arbeitet als Ingenieur bei der Mifa.

Akku in drei Stunden voll aufgeladen

Hille gibt die Reichweite mit bis zu 80 Kilometern pro Akkuladung an. Der Akku soll binnen drei Stunden an der Steckdose wieder aufgeladen sein. Aber auch während der Fahrt lässt er sich der Energiespeicher durch Energierückgewinnung beim Bremsen oder dadurch aufladen, dass der Fahrer schneller tritt, als er zum Fahren benötigt.

Das neue Rad ist allerdings noch recht schwer. Es wiegt derzeit 28 Kilogramm. In den nächsten Monate soll das Gewicht des Rades noch auf unter 25 Kilo reduziert werden. Die Serienreife ist in zwei Jahren geplant. „Ich sehe einen Verkaufstart im Jahr 2017 als realistisch an“, sagte Mifa-Geschäftsführer Olaf Flunkert. Bis dahin soll das Rad weiter optimiert werden. Dabei gehe es vor allem um Arbeiten an der Software. Zum Preis des futuristischen Gefährts macht die Mifa noch keine genauen Angaben. Flunkert ließ aber durchblicken, dass das Rad „tendenziell sicher teurer als ein normales E-Bike“ werde. Bleibt die Frage, wie sich das EE-Speedbike nun fährt? Der Autor dieses Textes konnte zwei Testrunden mit dem Prototypen auf dem Werksgelände drehen. Insbesondere die kraftvolle Beschleunigung zauberte ihm dabei ein breites Grinsen ins Gesicht. (mz)