1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Handwerk im Harz: Nach Rauswurf: Wo der Nachlass eines Künstlers und Technikers unterkommt

Handwerk im Harz Nach Rauswurf: Wo der Nachlass eines Künstlers und Technikers unterkommt

Die Werner-Müller-Stiftung muss ihren bisherigen Standort verlassen, findet aber auf der Burg Hausneindorf ein neues Zuhause. Welchen Traum der Stecklenberger Stifter hatte.

Von Kjell Sonnemann Aktualisiert: 31.07.2024, 16:25
Auf diesem geschnitzten Relief von Werner Müller ist seine Liebe zum Detail zu erkennen.
Auf diesem geschnitzten Relief von Werner Müller ist seine Liebe zum Detail zu erkennen. (Foto: Sonnemann)

Hausneindorf/MZ. - Bemerkenswert detailreich zeigen sich die Skulpturen aus großen Harzholzblöcken und geschnitzten Reliefs, die Werner Müller im Laufe seines Lebens geschaffen hat. Der Stecklenberger Ehrenbürger, der vergangenes Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, hat außerdem selbstgebaute Geigen und technische Unikate wie etwa eine Miniatur-Drehmaschine mit Nähmaschinenmotor hinterlassen. Sein Traum war es, sein Lebenswerk der Öffentlichkeit zugänglich machen. Mit dem Schloss Ballenstedt schien ein Ort für eine Ausstellung auf unbeschränkte Zeit gefunden worden zu sein. Doch aus dem Schloss musste die Werner-Müller-Stiftung nun ausziehen.

2001 hatten Müller und Ballenstedts damaliger Bürgermeister Wolfgang Gurke eine „Vereinbarung zur ständigen Ausstellung“ unterzeichnet, fachkundige Führungen waren geplant. Warum die Partnerschaft nach mehr als zwei Jahrzehnten endet, darüber kann die Stadtverwaltung aktuell keine Informationen geben.

Lesen Sie auch: Warum das Leben auf dem Dorf weiterhin im Trend ist

„In Ballenstedt war man plötzlich der Meinung, sie passt nicht mehr ins Schloss“, sagt Dieter Steffen vom Beirat der nach ihrem Stifter benannte Werner-Müller-Stiftung, die 1994 ins Leben gerufen wurde. Die erste Idee war, zurück nach Stecklenberg zu kommen, wo der Ehrenbürger einst einen Raum im Gemeindehaus zur Verfügung gestellt bekommen hatte. Die Stiftung fand allerdings keinen Platz in dem Ortsteil der Stadt Thale und kann auch keine große Miete bezahlen.

Hilfe gibt es aber vom Heimatverein Hausneindorf: Auf der Burg in dem Ortsteil der Vorharz-Gemeinde Selke-Aue hat die Stiftung einen neu hergerichteten Raum bekommen. Es passe, sagt Vorsitzende Sabine Richter, inhaltlich und menschlich zum Konzept des Vereins, der selbst Ausstellungen konzipiert hat und aktuell an einem neuen Musikzimmer arbeitet.

Dieter Steffen ist glücklich über das neue Zuhause in Hausneindorf. „Wir sind im März dahingekommen, stellen gerade um, richten uns ein.“ Bis zum Tag des offenen Denkmals am 8. September soll die Werner-Müller-Ausstellung fertig sein.

Wegen des neuen Standorts müssen neue Handzettel gestaltet werden, das steht bei den Vorhaben aber hinten an – „wir sind nur anderthalb Leute“, die aktiv anpacken können. Um so mehr freut er sich über die Nähe zum äußerst aktiven Team des Heimatvereins, hofft aufs Zusammenarbeiten.

2003 zeichnet Werner Müller Landschaften mit Buntstiften.
2003 zeichnet Werner Müller Landschaften mit Buntstiften.
(Foto: Anders)

Als Treuhänder der Werner-Müller-Stiftung hat die Stiftergemeinschaft im Harz auf ihrer Internetseite Wissenswertes über den Stecklenberger zusammengestellt. Bereits mit elf Jahren begann der technisch hochbegabte Junge, eine eigene Geige zu bauen. Nach der Ausbildung als Feinmechaniker in Quedlinburg wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. 1946 machte Müller sich mit einem Holzverarbeitungsbetrieb selbstständig, ab 1955 arbeitet er als Ingenieur für Forschung und Entwicklung. Wegen schwerer Erkrankung seiner Ehefrau verlegte er seine Arbeit nach Hause, fertigte bis 1988 Harzer Uhren. Für sein Hobby – Maschinenbau, Holzbildhauerei, Malen – blieb wenig Zeit.

Zu DDR-Zeiten war es ihm verboten, seine Kunstwerke zu zeigen. Nach der Wende machte er sein Lebenswerk der Öffentlichkeit zugänglich – was nun in Hausneindorf fortgeführt wird.