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Nach Brand in Westerhausen Nach Brand in Westerhausen: Stadt bittet um Spenden für junge Familie

Von detlef Horenburg 24.09.2013, 18:51
Bürgermeister Thomas Balcerowski (li.) und Ortsbürgermeister Eberhard Heintze (re.) vor der Brandruine der Familie Kernbach/Lengfeld in Westerhausen.
Bürgermeister Thomas Balcerowski (li.) und Ortsbürgermeister Eberhard Heintze (re.) vor der Brandruine der Familie Kernbach/Lengfeld in Westerhausen. detlef horenburg Lizenz

Westerhausen/MZ - Die Nacht zum 10. September diesen Jahres wird die fünfköpfige Familie aus Westerhausen wohl niemals mehr vergessen: „Gegen 23.15 Uhr weckte mich mein Sohn Melvin und meinte, dass es irgendwie komisch im Haus riecht“, erinnerte sich Ilka Kernbach. Die 34-Jährige war gerade in der Stube eingenickt. „Ich hatte noch mit meinem Handy gespielt“, sagte der 14-Jährige. Beim Blick aus dem Fenster nahm er dann Rauch wahr. „Vielleicht hat ja irgendwer noch ein Gartenfeuer an“, dachte er sich. Doch dann bekam er Kopfschmerzen vom beißenden Geruch. Daraufhin benachrichtigte er seine Mutti.

Ilkas Lebenspartner, Michel Lengfeld, sah sich sofort im Haus um, woher der brenzlige Geruch kam. Beim Öffnen der Bodenluke schlug dem 30-Jährigen dann „heiße Luft“ entgegen. Unverzüglich verließ die junge Familie ihr Haus. Sie konnten nur noch das mitnehmen, was sie gerade trugen. Es gelang ihnen gerade noch Hund, Katzen und Hamster in Sicherheit zu bringen. Dann schlugen auch schon die Flammen aus dem Dach. „Nicht auszudenken, wenn uns der Große nicht geweckt hätte“, sagte nachdenklich Ilka Kernbach.

Mit der Wärmebildkamera lokalisierte die alarmierte Westerhäuser Feuerwehr im Bereich des Daches den Brandherd. Zur Brandbekämpfung öffnete die Feuerwehr schließlich das Dach. Später stellten die Brandursachenermittler dort „Tierfraß an den Elektrokabeln“ fest, was schließlich zum elektrischen Kurzschluss führte. Zurück ins Haus konnte die junge Familie nicht mehr. Die Rauch- und Rußschäden waren einfach zu groß. Seit dieser Nacht wohnen sie bei Verwandten im Ort, die dafür ein Stück enger zusammenrückten. Das war Glück im Unglück.

Eine Nacht später ertönte wieder die Sirene. Aus einem versteckten Glutnest hatte sich ein Schwelbrand entwickelt. Das Haus brannte wieder - diesmal lichterloh. Vier Stunden lang kämpfen 34 Kameraden der freiwilligen Feuerwehren aus Westerhausen und der Umgebung gegen die immer wieder auflodernden Flammen unter dem Dach. Es sollte zumindest ein Teil der Wohnräume vor dem Feuer bewahrt werden. Auch konnte so ein Übergreifen der Flammen auf den benachbarten Kindergarten verhindert werden. Weil es immer wieder neue aufflammende Glutnester gab, wird schließlich entschieden, das Dach abzutragen. Das Technische Hilfswerk rückte mit Spezialtechnik an.

In dieser tragischen Nacht verlor die fünfköpfige Familie ihr gesamtes Hab und Gut. Besonders trifft es die Kinder. Die zehnjährige Luciana vermisst ihre Barbies und das Wii. Ihr vierjähriger Bruder Meverik würde gern wieder mit den Legobausteinen spielen. Erst von seinem Jugendweihegeld hatte sich der 14-jährige Melvin einen LCD-Fernseher gekauft. Laptop und Playstation wurden ebenfalls Raub der Flammen. „Fast jeden Tag steht Michel fassungslos vor den Trümmer des gemeinsamen Hauses“, weiß seine Partnerin Ilka zu berichten. So richtig kann die junge Familie es noch nicht fassen, was an diesen beiden schrecklichen Tagen passiert ist. 2007 hatten Ilka und Michel die einstige Kindertagesstätte gekauft.

„Fast jede freie Minute habe ich nach der Arbeit in den Ausbau des Hauses gesteckt“, sagte Michel, der gerade erfolgreich zum Technischen Zeichner umgeschult hatte. 2008 war dann eine Haushälfte fertig. Es konnte eingezogen werden. Nach und nach wurde weiter umgebaut. Das letzte Zimmer sollte jetzt in Angriff genommen werden. Den Schaden an Wohnhaus und Hausrat schätzt er auf etwa 200 000 Euro. Er hofft, dass die Versicherungen schnell den Schaden regulieren und grünes Licht für die Brandsanierung geben. Doch es werden wohl einige Monate ins Land gehen, bis die Familie am Kuckucksberg wieder einziehen kann. Immerhin steht der Winter bevor.

„Ich biete euch an, solange in der Wohnung über dem Gemeindebüro mietfrei einzuziehen“, sagte Westerhausens Bürgermeister Eberhard Heintze bei einem Vor-Ort-Termin. „Zumindest wäre dann ein Problem gelöst“, meinten die jungen Eltern. Thales Bürgermeister Thomas Balcerowski, der sich ebenfalls vor Ort über die Situation informierte, möchte daher die Familie unterstützen und startete jetzt einen Spendenaufruf. Er bittet um Geld- und Sachspenden. Benötigt werde Spielzeug, Kleidung oder ein gebrauchter PC für die Kinder. Sachspenden, die nicht benötigt werden, sollen dann an gemeinnützige Vereine verteilt werden, meinte der Bürgermeister.