MZ-Pilzwanderung MZ-Pilzwanderung: Lernen in der Natur
silberhütte/MZ - Barbara Grzyb, Pilzberaterin aus Güntersberge, greift in den Berg Pilze auf ihrem Tisch, zieht ein Exemplar heraus und klärt auf: „Das ist der nebelgraue Trichterling. Ich würde ihn nicht essen, denn der führt zu sehr heftigen Bauchschmerzen.“ Aus der Runde der Zuhörer tönt die nicht ganz ernst gemeinte Frage: „Schmeckt er denn wenigstens?“ Alle lachen und weiter geht es mit dem nächsten Pilzexemplar. So lustig kann das Lernen in der Natur sein.
Bereits zum zwölften Male verwandelt sich der Silberhütter Waldhof in ein großes Klassenzimmer für alle, die der Einladung zur Pilzwanderung der Mitteldeutschen Zeitung gefolgt waren. Rund 150 Interessenten streiften durch die Wälder bei Silberhütte und präsentierten anschließend ihre „Jagdbeute“ den Experten. Das meiste der Beute landete nach den fachkundigen Blicken in Abfallbehältern. Und das ist durchaus gewollt.
„Ich habe heute bewusst Pilze mitgenommen, die ich nicht kenne“, erklärt Tanja Stüber aus Gernrode ihre Teilnahme an der Veranstaltung. Nur so könne sie schließlich dazu lernen. Frau Stüber ist seit Anfang an bei der Pirsch durch den Unterharzer Wald dabei. Am Sonntag ließ sie Pilzberater Torsten Brilloff aus Quedlinburg das Ergebnis des Streifzuges begutachten.
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Der hatte in diesem Jahr wie seine Mitstreiter besonders viel zu tun. Die feuchte Witterung trug dazu bei, dass die Pilze wie im Sprichwort aus dem Boden schossen. Der Wetterverlauf führte auch dazu, dass alle Pilzarten etwa vier Wochen eher zu finden waren als in anderen Jahren. „Wir sind einen Monat voraus. Der Steinpilz beispielsweise ist schon durch“, sagt Brilloff und ergänzt: „Wir hatten in diesem Jahr eine extreme Artenvielfalt. Da war man als Pilzberater schon sehr gefragt.“
So häufig wie sonst nicht, kommt in diesem Jahr auch der Grüne Knollenblätterpilz vor. Klaus Strathausen aus Ballenstedt hielt an seinem Beratungstisch einen dieser hoch giftigen Gesellen in die Höhe. Einer der Teilnehmer an der MZ-Pilzwanderung hatte ihn nahe Silberhütte gefunden. Der Grüne Knollenblätterpilz wurde natürlich sofort aussortiert.
Den Weg in den Abfallsack fand auch der Gallenröhrling. „Der kann eine Mahlzeit total verderben“, so Strathausen, der zugleich auch Tipps für die Zubereitung anderer Pilze parat hatte. Familie Regahl aus Quedlinburg erhielt von ihm den Rat, die von ihnen gefundene große Krause Glucke erst einmal zu kochen und dann in der Pfanne zu braten. Für den ebenfalls von Regahls aus dem Wald mit gebrachten Birkenporling empfahl Strathausen, den Pilz in Scheiben zu schneiden, zu trocknen, in einem verschließbaren Gefäß aufzubewahren und bei Magenbeschwerden für einen Tee zu nutzen.
Dass aber auch die gar nicht Vertrauen erweckende Herbsttrompete essbar ist, wollten viele dem erfahrenen Pilzsammler aus Ballenstedt nicht glauben. Schließlich erinnert der fast schwarze Pilz, der von manchen auch Totentrompete genannt wird, eher an verderbendes Material. Getrocknet soll er aber ein hervorragender Würzpilz sein.
Zufrieden verließen die Pilzsammler ihr Klassenzimmer in der Natur. So wie beispielsweise Familie Schröter aus dem Saalkreis. „Wir haben in der Mitteldeutschen Zeitung gelesen, dass es heute diese Beratung gibt. Da wir sonst im Fläming Pilze sammeln, wollten wir uns auch hier einmal umsehen und vielleicht eine neue Ecke zum Sammeln entdecken. Schön war es in Silberhütte auf jeden Fall“, verrieten sie.