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Modellfliegerklub Ostharz Modellfliegerklub Ostharz: Nur für die Großen

Von Susanne Thon 25.06.2018, 07:41
Frank Mader (M.), hier beim Fachsimpeln mit Gleichgesinnten, ist mit seinem Modellflugzeugen fast jedes Wochenende unterwegs. Mit seiner Challenger fällt er auf. Auch in Gernrode ist der Hallenser kein Unbekannter mehr.
Frank Mader (M.), hier beim Fachsimpeln mit Gleichgesinnten, ist mit seinem Modellflugzeugen fast jedes Wochenende unterwegs. Mit seiner Challenger fällt er auf. Auch in Gernrode ist der Hallenser kein Unbekannter mehr. Jürgen Meusel

Gernrode - Die Bedingungen seien alles andere als optimal, sagt Tobias Bremer, der Vorsitzende des Modellfliegerklubs (MFK) Ostharz. „Viel zu viel Wind“, und das ausgerechnet zum 20. Flugtag am Sonnabend, zu dem der Verein eingeladen hat.

Das ist nur was für die Großen, also Modelle, die schon ob ihrer Ausmaße ein entsprechendes Gewicht mitbringen.

Dass es am Himmel über dem Modellflugplatz am Lehturm in Gernrode hoch hergeht - im wahrsten Sinne - liegt aber auch an den Akteuren.

Rund 30 Piloten aus ganz Deutschland sind angereist. „Die, die hier fliegen, das sind wirklich Profis“, so Bremer.

Modellfliegerklub Ostharz: Kunststücke in luftiger Höhe

Und zu denen gehört Frank Mader. Der Hallenser macht gerade sein Flugzeug startklar, eine Challenger II. Während er den Motor anschmeißt, zieht in rund 300 Metern Höhe ein Flugzeugschlepp, kurz F-Schlepp, seine Kreise: Motorflugzeug und Segler.

Die Schlepperei sei nicht ganz ohne, lässt der Moderator die Besucher wissen. Die beiden Piloten, die die Flugzeuge steuern, ständen nicht umsonst so dicht beieinander, sie müssten miteinander kommunizieren, kommentiert er das Geschehen.

Dann trennt sich das Gespann. Der Schlepper dreht noch ein paar Runden, setzt zur Landung an. Auf der Startbahn steht noch ein zweites Segelflugzeug, das in die Luft befördert werden will. Derweil zeigt der Pilot des Seglers, der noch oben ist, ein paar Kunststücke, fliegt über Kopf und einen Looping.

Modellfliegerklub Ostharz: 1.600 Stunden Arbeit

Danach ist Mader an der Reihe. Die schwarz-orangefarbene Challenger fällt nicht nur ob ihrer Farbe auf, auch ihre Ausmaße sind beachtlich: Die Spannweite beträgt 3,60 Meter.

Und ihre technischen Daten - der Motor hat eine Zugkraft von 55 Kilogramm - wissen Modellbauer zu überzeugen. Insgesamt 1.600 Arbeitsstunden tüftelte Mader in seiner Flugzeuggarage, bis das Modell endlich fertig war.

Über ein Jahr habe er gebraucht und sich damit einen Traum erfüllt, erzählt er.

Im Alter von sieben Jahren kam der heute 55-Jährige zum Modellbau, hat quasi von der Pike auf gelernt. Und mit der Leidenschaft sind über die Jahre auch seine Modelle gewachsen.

Die Challenger ist eines von zwei Flugzeugen in seinem Fuhrpark – oder sollte man eher Flugpark sagen? -, für die er eine Zulassung braucht und die er jährlich technisch überprüfen lassen muss, weil sie mehr als 25 Kilogramm wiegen.

Vier Jahre hat er sie jetzt, und ganz kribbelig war er beim ersten Flug, „ob die Berechnung stimmt“. Der Entwurf stammte ja von ihm selbst.

Was Mader als „sinnvolle Freizeitgestaltung“ betrachtet - beinahe jedes Wochenende ist er unterwegs -, preist Bremer als „das Hobby der tausend Berufe“ an.

Das mache für ihn auch die Faszination aus. Modellbauer hätten Kenntnisse in der Flugphysik, kennten sich mit Holz und Elektrik aus, seien handwerklich versiert … Er selbst ist seit 13 Jahren dabei. Gut doppelt so lange gibt es seinen Verein.

Modellfliegerklub Ostharz: 38 Mitglieder im Verein

Der Modellfliegerklub besteht seit 27 Jahren; ist aus der Gesellschaft für Sport und Technik hervorgegangen und hat 38 Mitglieder. Der Nachwuchs fehle, sagt der Vorsitzende.

Mit Angeboten wie dem Schüler-Lehrer-Fliegen, das noch nicht so angenommen werde, wie er es sich wünsche, und Events wie dem Flugtag wolle man jedenfalls die Jugend fürs Modellfliegen begeistern.

Auf dem Flugplatz des Vereins wurden auch schon Meisterschaften ausgetragen. „Wir freuen uns, dass wir als doch recht kleiner Verein, solche Veranstaltung stemmen können“, sagt Bremer, der sich freilich mehr als „nur“ ein paar Hundert Besucher gewünscht hätte. 1.200 waren es schon mal - bei bestem Wetter. (mz)

Wer fliegen will, muss nachweisen, dass er versichert und Mitglied in einem Verein ist. Dann bekommt er von den Vereinsmitgliedern die Starterlaubnis.
Wer fliegen will, muss nachweisen, dass er versichert und Mitglied in einem Verein ist. Dann bekommt er von den Vereinsmitgliedern die Starterlaubnis.
Jürgen Meusel
Von Anfang an in Gernrode dabei: Werner Skandera aus Bad Gandersheim.
Von Anfang an in Gernrode dabei: Werner Skandera aus Bad Gandersheim.
Meusel