Mit Stolpersteinen Zeichen setzen
Quedlinburg/MZ/bü. - Doch bei den vorwiegend älteren Besuchern fanden die von der Freien Ganztagsschule ausgelegten Hindernisse viel Verständnis und Anerkennung, so auch bei Helga Schneider aus Ulm: "Es ist schon wichtig, dass immer wieder auf die Situation von Behinderten aufmerksam gemacht wird."
Dem Aufruf zum Protesttag, der mit der "Schrottband" der Neinstedter Anstalten einen lautstarken Auftakt nahm, waren viele Organisationen und Einrichtungen gefolgt, um nicht nur die Gleichstellung von Behinderten zu fordern, sondern auch nach Ärgernissen für die Betroffenen zu suchen. So beschrifteten bei der Arbeiterwohlfahrt die Besucher Stolpersteine aus Pappe mit störenden Faktoren, wie Bürokratie, fehlende Hilfe oder Missachtung. Genau diese fanden Eingang bei einem Theaterstück des Hauses Einetal aus Schielo, das viele Zuschauer und Mitstreiter anlockte: Ein junges Mädchen, das sich während einer Disco noch über einen Behinderten lustig machte, wurde auf der Heimfahrt selbst zum Pflegefall und erfuhr so am eigenen Leib, wie schnell sich das Umfeld gegen sie stellte.
Dem Motto des Tages "Stolpersteine wegräumen - Wir backen keine kleinen Brötchen" widmeten sich besonders Karin Stegmann, Gerda Dietrich und Michael Vogel vom CAP-Markt der Lebenshilfe. Im Laufe der Veranstaltung wurden über 800 Brötchen gebacken und frisch an die Besucher oder Passanten verteilt. "Ohne die Unterstützung der Aktion Mensch könnten wir ein solch umfangreiches Angebot gar nicht organisieren", freute sich Mitorganisator Heiko Marks, der Partner der Gleichstellungsbeauftragten vom Landkreis und der Stadt Quedlinburg, Thekla Kamrad und Ulrike Döcke.
Kornelia Wedler von der ego-Initiative Quedlinburg testete auf dem Parcour des Heureka Bildungsseminars, welche Hürden sich einem Behinderten im Rollstuhl Ablauf stellen. Nur dank tatkräftiger Unterstützung von Thomas Schröter, der mit zwei Kollegen verschlissene Hilfsmittel aufbereitet, darunter über hundert Rollstühle pro Jahr, die vor allem über den Verein "Polizisten helfen" an Bedürftige in der Ukraine und anderen Ländern gespendet werden, überstand sie die Strecke mit dem ungewohnten Gerät unbeschadet. "So etwas wünscht man keinem", gestand sie danach. Heidemarie Wansner vom Paritätischen Wohlfahrtsverband auf der Stecklenberger Lauenburg verkaufte ebenso wie das Schieloer Haus Einetal Produkte, die im Rahmen der Ergotherapie aus Holz, Ton oder Naturmaterialien entstanden. "Damit schulen wir vor allem die motorischen Fähigkeiten der Suchtkranken", erklärte Frau Wansner. Über Möglichkeiten des Rettungsdienstes und des Behindertenfahrdienstes informierte Mario Kessler vom Arbeiter-Samariterbund (ASB) Thale, während der Dachverein Reichenstraße mit seiner amerikanischen Versteigerung, bei der die Schüler der Freien Ganztagsschule sich um viele Objekte bemühten, Geld zugunsten des Baus eines Kinderhospizes in Nordhausen sammelte.