1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Meteorologie in Thale: Meteorologie in Thale: Wetterfrösche gesucht

Meteorologie in Thale Meteorologie in Thale: Wetterfrösche gesucht

Von Rita Kunze 04.06.2015, 16:30
Die Arbeitsgemeinschaft Wetterkunde der Geschwister-Scholl-Schule Thale auf dem Gründungsfoto.
Die Arbeitsgemeinschaft Wetterkunde der Geschwister-Scholl-Schule Thale auf dem Gründungsfoto. privat Lizenz

Thale - „Jeder will doch wissen, wie das Wetter morgen wird. Oder wie es nicht wird“, sagt Wolfgang Querfurth, der schon als Schüler das Wetter genauestens beobachtet hat. „Das hat mir viel Spaß gemacht“, erinnert sich der Thalenser, der zu den rund 20 Jungen gehört hat, die Anfang der 1950er Jahre in der Arbeitsgemeinschaft „Wetterkunde“ der Geschwister-Scholl-Schule mitwirkten. Auf ihrem Schulhof stand die erste Pionierwetterwarte der DDR.

Dass sie gerade jetzt in Erinnerung gerufen wird, hat einen besonderen Hintergrund: Die Wetterwarte auf dem Brocken feiert am 8. Oktober ihr 120-jähriges Bestehen. Der Leiter der Wetterwarte, Klaus Adler, besuchte mit Kollegen vom Deutschen Wetterdienst im Zuge der Festvorbereitungen Elfriede Glaß in Magdeburg. Die heute 90-Jährige ist Wetterbeobachterin. „Zusammen mit ihrem Mann Kurt - er war Stationsleiter von 1947 bis 1953 - baute sie die kriegszerstörte Wetterwarte auf dem Brocken wieder auf“, sagt Adler. „Von ihr erhielten wir das Fotoalbum über die Gründung der ersten Pionierwetterwarte der DDR.“

Das Album ist sozusagen ein Dankeschön der Thalenser Schüler gewesen; die Arbeitsgemeinschaft besuchte die Wetterwarte auf dem Brocken, um sich von den Experten Rat zu holen. Aus diesem Erinnerungsalbum sind zwei Bilder entnommen worden, auf denen die gesamte Arbeitsgemeinschaft abgebildet ist. „Nun werden die Mitglieder jener AG gesucht, denn die jungen Wetterbeobachter von damals sollen zur Festveranstaltung im Oktober eingeladen werden“, erklärt Adler. Die erste Rückmeldung sei von Wolfgang Querfurth aus Thale gekommen.

Der erinnert sich noch gut an das Zustandekommen der Arbeitsgemeinschaft: „Herr Tusch, unser Klassenlehrer, war vor dem Krieg bei der Handelsmarine gewesen. Er hatte eine Affinität zur Meteorologie und gründete die Arbeitsgemeinschaft, die den Namen ’Walter Ulbricht’ trug.“

Ihre Mitglieder seien Schüler ab der siebten Klasse gewesen. Die 1950 gegründete Pionierwetterwarte sei „mit allem Drum und Dran“ bestückt gewesen, „so, wie es die Wetterwarte auf dem Brocken heute noch ist. Da hat sich der Staat nicht lumpen lassen“, sagt Querfurth. Zweimal täglich hätten die Schüler an der Station auf dem Schulhof Luftdruck, Luftfeuchtigkeit und -temperatur, Windstärke und Regenmengen abgelesen und in ein Heft eingetragen. Die Daten seien dann der Wetterwarte auf dem Brocken übermittelt worden.

„Was macht man aber, wenn es regnet, aber das so eine kleine Menge ist, dass sie nicht gemessen werden kann?“, erinnert sich der Thalenser an Tage beispielsweise mit Nieselregen. „Dann notiert man 0,0, denn es ist ja nicht messbar.“ Den Umgang mit den Wetterdaten wollte der Thalenser eigentlich auch zu seinem Beruf machen und Meteorologie studieren. Doch das ging nicht, und so wurde Wolfgang Querfurth Lehrer für Mathematik. Das Interesse am Wetter aber ist geblieben. (mz)

Wolfgang Querfurth und Rainer Dröge (links) an der Klimahütte.
Wolfgang Querfurth und Rainer Dröge (links) an der Klimahütte.
privat Lizenz