Meisdorfer Kirche Meisdorfer Kirche: Geschichte zum Nachlesen

meisdorf/MZ - In eine feste Papierrolle verpackt und mit dem Siegel der Asseburger versehen, blieb Jahrhunderte verborgen, dass sich die Ritterschaft im Fürstentum Halberstadt einst vehement gegen König Friedrich Wilhelm I. von Preußen äußerte. Hatte dieser doch, entgegen einer anderslautenden Zusage, nun eine „neue Auflage auf ihre freye Güther“ erhoben. Verborgen blieb aber auch eine Beschwerde über die Unwilligkeit der Untertanen, für die der „Cammerherr von der Asseburg“ erhoffte: „Gott verleyhe diesen boßhaftigen Leuten gehorsame Herzen und ihren Nachkommen bessere Willigkeit.“
Mit Spannung erwartet
Nun sind diese Dokumente, gemeinsam mit weiteren, ganz öffentlich zu sehen: Der Förderverein für die Erhaltung der Kirche Meisdorf zeigt sie in seiner neuen Ausstellung „Dokumente aus der Turmkugel 1686 - 1845“, die am Sonnabend in dem Gotteshaus eröffnet wurde. Die ältesten sind die aus dem Jahr 1730 stammenden Dokumente der Asseburger dabei nicht - wohl aber die mit der größten Spannung erwarteten: Hatte doch die Papierrolle, die in der Kartusche im Turmknopf gefunden worden war, im Gegensatz zu den anderen Dokumenten bei der Öffnung des Behältnisses in der Meisdorfer Kirche nicht gesichtet werden können. Um Beschädigungen zu vermeiden, war das erst später im Gleimhaus in Halberstadt erfolgt.
Der Förderverein wollte die im Turmknopf gefundenen Dokumente „auf keinen Fall nur für einen kurzen Moment auslegen, sondern wir wollten eine Ausstellung gestalten“, sagte Fördervereinsvorsitzender Hubert Donner. „Anfangs stieß das auf wenig Verständnis“, weiß der Vereinsvorsitzende, der hofft, „dass die Präsentation jetzt überzeugt“.
Auch Pfarrer Johannes Hesse weiß, dass viele Meisdorfer lange auf dieses Stück ihrer Geschichte gewartet haben. „Das Warten hat sich gelohnt“, unterstrich der Pfarrer mit Blick darauf, dass sich viele Menschen „unheimlich viel Arbeit damit gemacht haben“. So sind in der Ausstellung nicht nur Kopien der historischen Dokumente zu sehen, in denen wohl nur wenige tatsächlich noch zu lesen vermögen. Ermslebens Heimatforscher Richard Brantin, der die Schriften übertrug, und Frank-Ulrich Böttcher, der die interessantesten Passagen aufarbeitete, sorgten dafür, dass jeder Ausstellungsbesucher nun Meisdorfer Geschichte nachlesen kann.
Dokumente aus dem Jahr 1686
Abgenommen worden war die Turmkugel im vergangenen Jahr für umfangreiche Sanierungsarbeiten am Turmdach sowie die Restaurierung der Turmzier. Und auch die in der Kugel gefundenen Dokumente stehen für Baumaßnahmen, die in jenen Jahren durchgeführt wurden. Die ältesten Papiere stammen aus dem Jahr 1686. Damals wurde die Kirche nach dem 30-jährigen Krieg, in dem das Gotteshaus stark beschädigt worden war, umgebaut. Die meisten Dokumente - dazu zählt auch die Papierrolle der Asseburger - sind auf 1730 datiert. Weil der alte Turm einzustürzen drohte, war ab 1728 war ein neuer gebaut worden, der zwei Jahre später fertig war. „Aus den Akten wissen wir jetzt, dass der alte Turm noch aus früheren Zeiten war“, sagte Hubert Donner und verweist auf eine Formulierung, wonach dieser dem Anschein nach mehrere Hundert Jahre alt gewesen sei. Die „jüngsten“ Dokumente stammen aus dem Jahr 1845, als die Turmzier restauriert und die Kugel vergoldet wurden.
Mehr als 160 Jahre lang wurde die Kartusche nicht mehr geöffnet - bis zu den Sanierungsarbeiten im vergangenen Jahr, die sich in der Ausstellung in vielen Fotos widerspiegeln. Diese zeigen die Abnahme der Trumzier ebenso wie das Öffnen der Schatulle in der Kirche und der Papierrolle im Gleimhaus, die Restaurierung der Turmzier und das Wiederaufsetzen.
Seit Januar hat der Förderverein an der Vorbereitung dieser Ausstellung gearbeitet, die ohne viele Helfer auch nicht möglich gewesen wäre.
Große Unterstützung
Sei es beim Beziehen der Schautafeln, beim Übersetzen der Schriften, beim Schaffen einer Zusatzbeleuchtung für den ebenfalls als Ausstellungsfläche genutzten Turmraum oder dem Erklären von Begriffen - der Förderverein hat dabei große Unterstützung erhalten, bedankte sich Hubert Donner bei allen Beteiligten. Dank richtete der Vereinsvorsitzende auch an den Singekreis Meisdorf unter Leitung von Helmut Cieplik: Das Ensemble umrahmte die Ausstellungseröffnung mit einem Frühlingskonzert.
Die Ausstellung ist bis zum 22. Juni zu sehen. Sonnabends und sonntags halten die Mitglieder des Fördervereins die Kirche jeweils von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Montags bis freitags können sich Interessenten in der Touristinformation melden.
