Einwohnerzahl Mehr Zuzüge nach Quedlinburg sind Trend: Was im Jahr 2022 erstmals wieder anders war
Seit mehreren Jahren wählen mehr Menschen Quedlinburg als Wohnort, als aus der Stadt und ihren Ortsteilen wegziehen. Doch zum Jahresende 2022 gibt es Neues bei der Einwohnerzahl.
Quedlinburg/MZ - Die positive Tendenz gibt es schon seit 2016: Die Zahl der Menschen, die nach Quedlinburg ziehen, ist größer als die Zahl derer, die wegziehen. Das war auch 2022 so. Und doch ist die etwas anders – im positiven Sinn.
„Wir haben durch die hohe Zahl der Zuzüge einmal wieder einen Bevölkerungszuwachs“, sagt Bernd Reuschel. Der Sachgebietsleiter bei der Stadtverwaltung, der auch für die Bereiche Meldewesen und Standesamt verantwortlich ist, weist auf eine Tabelle mit der bereinigten Statistik seit 2011. „Das ist jetzt das erste Mal seit 2011, dass es kein Minussaldo in der Einwohnerzahl gibt.“ Das heißt: Am 31. Dezember vergangenen Jahres lebten in der Stadt 23.823 Menschen – 35 mehr als zum Jahresbeginn 2022, wo es, entsprechend der aktuellen Statistik, 23.788 waren.
Zuzug führt zu Plus
In den Vorjahren war trotz des höheren Zu- als Wegzugs die Bevölkerungszahl gesunken, weil die Zahl der Sterbefälle die der Geburten deutlich überstieg. Das war auch im vergangenen Jahr so: Mit 536 lag die Zahl der Sterbefälle um 390 höher als die Zahl der insgesamt 146 Geburten. Durch Zuzüge sind in der Kernstadt und ihren Ortsteilen aber im vergangenen Jahr 1.474 Einwohner hinzugekommen, während 1.049 Menschen wegzogen. Macht ein Plus von 425. Und das bedeutet – unter Einrechnung aller Zu- und Wegzüge, aller Geburten und Sterbefälle – einen Zuwachs von 35 Einwohnern.
„Diese Entwicklung führe ich – neben der Strahlkraft der Welterbestadt ohnehin – in erster Linie auf unsere Angebote für Bauflächen für Einfamilienhäuser und moderne Wohnangebote zurück“, sagt Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU). Er nennt etwa den Lehofsblick oder die Erwin-Baur-Straße in Quedlinburg als Standorte für neue Einfamilienhäuser, die Neubauprojekte der Wohnungswirtschaftsgesellschaft in der Anhalter Straße oder der Wohnungsgenossenschaft im Weyhegarten, das Wohnprojekt „Brauns Quartier“ der RST GmbH und viele durch Einzelne sanierte Häuser. „Das ist alles sehr gut nachgefragt, beim neuen Wohnraum ist der Bedarf nach wie vor nicht gedeckt“, sagt Frank Ruch. Bis 2014, 2015 seien solche Angebote nicht vorhanden gewesen. „Dann haben wir unsere Strategie umgestellt, nicht mehr nur vorrangig in der Innenstadt zu sanieren, sondern auch Bauplätze zur Verfügung zu stellen.“ Zu jenen, die in die Stadt gezogen seien oder das noch wollten, gehörten auch zahlreiche Rückkehrer. „Diesen Trend bedienen wir und müssen wir auch weiter bedienen“, so der Oberbürgermeister. Weshalb Baugebiete wie etwa das am Dorothea-Milde-Weg entwickelt werden sollten.
Neue Wohnungen sind auch in Gernrode entstanden – mit dem ersten Teil des Projekts der Evangelischen Stiftung Neinstedt im Jacobsgarten. Gernrode verzeichnete auch den größten Einwohnerzuwachs im gesamten Stadtgebiet: Zum Jahresende 2022 lebten hier 31 Menschen mehr als zu Jahresbeginn. Mehr Einwohner verzeichneten auch die Kernstadt selbst - plus neun –, Bad Suderode - plus zwei – und Morgenrot – plus sechs –, alle aufgrund des Zuzugs.
Mehr Eheschließungen
Ein Plus gab es auch bei den Eheschließungen. „Hier haben wir endlich wieder das Vor-Corona-Niveau“, sagt Christopher Thees, Standesbeamter bei der Stadt Quedlinburg. 160 Paare haben geheiratet, 111 davon im Eheschließungszimmer im Quedlinburger Rathaus und 40 im Festsaal. „Es waren fast alles große Hochzeiten mit bis zu 90 Gästen“, berichtet Christopher Thees. Zwei Eheschließungen fanden im Palais Salfeldt statt, vier im „Le Mariage“, der zum Romantik-Hotel am Brühl gehörenden Hochzeitslocation. Und geheiratet wurde auch wieder im Rathaus in Gernrode: Hier gab es drei Eheschließungen.
Rund 60 Prozent der Paare, die in der Kernstadt heiraten, kommen von außerhalb, wobei es meist aber einen Bezug zu Quedlinburg gebe, etwa einer der Partner hier geboren sei, berichtet Christopher Thees. Dennoch: „Wir sind ein Heiratsort“, so der Standesbeamte. Die Paare kämen aus ganz Deutschland – „von Bayreuth bis Rostock ist alles dabei“, und ein Paar auch aus den Niederlanden.