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Märchen versüßen das Warten

Von ANDREAS BÜRKNER 26.12.2008, 17:16

QUEDLINBURG/MZ. - Zum vierten Mal öffnete der "Größte Adventskalender Deutschlands" in Quedlinburg seine Türen, um "die Zeit bis zum Fest vor allem für die Kinder auf angenehme Weise zu verkürzen", wie einst die Idee von Organisator Hans-Jürgen Furcht lautete.

Anfangs organisierte er fast im Alleingang eine der größten Gemeinschaftsaktionen von Quedlinburger Bürgern, seit 2007 unterstützt ihn dabei der Verein q-ARTus, welcher zur Pflege des filmischen Erbes in Verbindung mit Quedlinburg gegründet wurde. Der Weihnachtsbaum wurde auch in diesem Jahr am ersten Tag mit "Selbstgebasteltem" von den Kindern schön geschmückt. Von dort ging es täglich auf die Suche nach der Tür mit dem leuchtenden Stern und der aktuellen Zahl, wie bei einem üblichen Adventskalender.

Während die Hauseigentümer ihre Häuser schmückten und so dem Kalender ein weihnachtliches Gepräge gaben, bereiteten sich Darsteller des Kinder- und Jugendtheaters Thale, Christine Vogeley aus Gatersleben, der Weihnachtsengel Dagmar Hoppe, das Tanzensemble der TSG GutsMuths, Stiftshauptmann Hans-Jürgen Meie, Clown Lori oder der Nikolaus auf ihre Auftritte vor. Ob getanzte Märchen, gelesene Geschichten, Märchenszenen und Zauberkunststücke, jeden Tag öffnete sich eine Tür mit neuer Überraschung für die Kinder, vorausgesetzt, sie hatten eine Bedingung erfüllt: Das Öffnen musste per Gedicht oder Weihnachtslied "erarbeitet" werden.

"Zwischen 50 und 70 Menschen kamen täglich, davon etwa ein Drittel Kinder", bilanzierte Thomas Steinbrück, amtierender Vorsitzender von q-ARTus, "an den Wochenenden auch noch mehr." Es sei in den vier Jahren noch nie ein Tag ausgefallen und die Besucherzahl habe steigende Tendenz, ergänzte Hans-Jürgen Furcht. Schauspieler wie Hausbesitzer verlangen kein Geld für ihr Engagement, die Süßigkeiten würden gesponsert. "Allein wegen des Spaßes und der Freude in den Gesichtern der Kinder sind wir dabei", begründete Thomas Thimm, an dessen Tür in der Wassertorstraße sich 2008 das letzte Türchen für Virginie, Madlen, Wenzel oder Beda öffnete. Obwohl er den frühen Termin am Heiligabend nicht ideal fand, "am Abend, nach Einbruch der Dunkelheit ist es eine viel schönere Atmosphäre", ist er begeistert von der Idee, die am 7. Dezember 2009 von "Deutschland - Land der Ideen", der gemeinsamen Initiative von Bundesregierung und deutscher Wirtschaft unter Schirmherrschaft von Bundespräsident Horst Köhler ausgezeichnet wird. Auch im Buch zur Aktion ist es beschrieben, das 2009 im DuMont-Verlag erscheint.

Nachdem sich die Großmutter (Christine Vogeley) schlafen gelegt hatte und der Wolf kam, war dem Nachwuchs schnell klar, dass hinter der letzten Tür "Rotkäppchen" versteckt war. Doch auch Frau Holle, Pippi Langstrumpf oder die Biene Maja hatten zuvor ihre Auftritte, "jeden Tag immer etwas anderes", wie die Macher betonten, bevor sie Süßes zum Naschen oder kleine Geschenke verteilten. Finanziert wurden sie aus privaten Spenden von der Arbeitsgemeinschaft "Advent in den Höfen", dem Hotel Domschatz, dem Vitalhaus und Bürgermeister Eberhard Brecht. "Ohne die vielen Helfer und Sponsoren wäre es gar nicht machbar", bedankte sich Furcht bei allen, besonders aber bei Frau Vogeley, die von Beginn an dabei ist und im Schnitt jeden zweiten Tag im Einsatz war.

Für das nächste Jahr werden noch neue Häuser rund um den Schlossberg gesucht, "vor allem in der Wassertorstraße", blickte Furcht voraus. Die Organisatoren lernten aber auch aus den Erfahrungen, haben den Beginn auf Wunsch der Eltern um eine halbe Stunde nach hinten verlegt. Weil viele Erwachsene dabei sind, Süßes aber nur an Kinder verteilt wird, denken sie zum fünfjährigen Jubiläum schon an einen Extra-Kalender für die Großen: "Mehr verraten wir aber noch nicht."