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Lyonel-Feininger-Galerie Quedlinburg Lyonel-Feininger-Galerie Quedlinburg: Grafik in neuem Licht zum 30. Jubiläum

Von Gerd Alpermann 02.02.2016, 19:55
Ein Publikumsmagnet war im vergangenen Jahr die Ausstellung „Narrenrad und Rädernarr“.
Ein Publikumsmagnet war im vergangenen Jahr die Ausstellung „Narrenrad und Rädernarr“. Chris wohlfelD Lizenz

Quedlinburg - Vier Jahreszahlen nennt Michael Freitag: 1936, 1956, 1986 und 2016. Der Direktor der Lyonel-Feininger-Galerie weist damit auf die Jubiläumsausstellung in diesem Jahr hin. 1936 verließ Lyonel Feininger Deutschland und Hermann Klumpp bewahrte seine Arbeiten in Quedlinburg auf. 1956 starb der Bauhauskünstler. 1986 wurde die Galerie am Finkenherd in Quedlinburg mit den von Hermann Klumpp geretteten Werken eröffnet, und 2016 jährt sich die Gründung zum 30. Mal.

Ausstellung in drei Räumen ab Juni

In drei Räumen der unteren und oberen Etage wird Michael Freitag ab 24. Juni eine Ausstellung präsentieren, die sich auf die Sammlung Klumpp stützt, aber auch Arbeiten von Weggefährten Feininger, wie Klee und Kandinsky, zeigt. Einbezogen ist die Dauerausstellung zu Feininger, die anschließend neu gestaltet wird. „Bis zur Jubiläumsschau werden LED-Lampen die Werke in neues Licht rücken. LED ist für Papierarbeiten so gut wie unschädlich, hat aber eine größere Leuchtstärke“, erklärt der Direktor. Die neue Lichtfülle kann dank einer Förderung des Landes installiert werden.

Zugleich mit der Jubiläumsausstellung werden im Seitenflügel 30 Meisterwerke der Kupferstich-Sammlung des Schlossmuseums vorgestellt. Michael Freitag präsentiert Werke aus der rund 5.000 Arbeiten umfassenden Sammlung. Die Ausstellung ist Ergebnis einer angestrebten Kooperation von Stadt und Feininger-Museum, wobei die Galerie den Grafikschatz inhaltlich aufarbeitet, die Daten dazu digitalisiert und mit Ausstellungen vorstellt. Die Werke bleiben dabei im Besitz der Welterbestadt. Der Galerie-Direktor zeigt sich hocherfreut, dass es zu dieser Zusammenarbeit kommt, zu der der Stadtrat bereits seine Zustimmung gegeben hat.

Interesse in der Region steigt

„Die Galerie gewinnt seit ihrer Neuausrichtung als Museum für grafische Künste an Interesse in der Region“, betont Michael Freitag. Zu dieser Wertschätzung gehöre das Votum des Kreistages zum jährlichen finanziellen Beitrag des Landkreises für die Galerie, der ohne Diskussion erfolgte.

Im Jubiläumsjahr plant der Galerie-Direktor auch die Einbindung von Klopstocks Gartenhaus und den Garten selbst in Veranstaltungen des Museums. Bisher gab es dafür kaum Raum. Neue Beleuchtung im Haus und im Garten sowie eine andere Gestaltung der Flächen soll unter anderem Konzerte im Sommer ermöglichen, im Haus Lesungen.

Der Start ins Ausstellungsjahr erfolgt am 19. März wieder mit unterschiedlichen Werken von zwei Künstlern. Unter der Überschrift „Waldstaub“ zeigt Wieland Payer, Jahrgang 1981, Studium an der Burg Giebichenstein und heute in Erfurt beheimatet, Pastelle, vor allem Landschaftsbilder. „Es ist sehr interessant, wie der Künstler, die heute seltene Pastell-Malerei nutzt, um Naturdarstellung aus heutiger Sicht zu verarbeiten“, sagt der Galerie-Direktor. Die Ausstellung entsteht in Kooperation von Museen in Erfurt und Dresden sowie einer Galerie in Erfurt.

Die Lyonel-Feininger-Galerie Quedlinburg konnte im vergangenen Jahr rund 15 000 Besucher verzeichnen. „Das waren knapp 1 000 mehr als 2014“, weiß Galerie-Direktor Michael Freitag. Im Jubiläumsjahr hofft er noch auf etwas mehr Zuspruch. Doch 15 000 seien schon eine Zahl, die für die kleine Stadt eine Größenordnung darstelle. Sprunghafte Zuwächse schließe er daher eher aus.  

Dass sich die Lyonel-Feininger-Galerie als Museum für grafische Künste etabliert hat, zeigen nach Auffassung des Direktors auch die Zahlen von Besuchern aus anderen Bundesländern. So kamen zum Beispiele aus Niedersachsen 1 010 Besucher, aus Berlin 812 und Nordrhein-Westfalen 947. Eine Zusammenarbeit entwickelte sich mit dem Wipertihof.

Der Radler-Ball parallel zu Ausstellung „Narrenrad und Rädernarr“ war ein erfolgreicher Einstieg. Neben Ausstellungen mit Werken regionaler Maler, wie Wilhelm Steuerwaldt, hatte die Museumspädagogik großen Anteil daran, die Galerie mehr in der Stadt und der Region zu verankern.

Wie schon mehrfach praktiziert stellt Michael Freitag der Malerei, Fotografie zur Seite. Im Seitenflügel werden Arbeiten von Hiroyuki Masuyama zu sehen sein. Der Japaner, Jahrgang 1968, Studium in Tokio, lebt heute in Düsseldorf. Er hat Fotos von Landschaften erstellt und für Ausstellungen vor LED-Licht installiert. Er wandelt dabei auf den Spuren von Caspar David Friedrich, William Turner und Giovanni Piranesi und ihren Werken.

Zwei Präsentationen im Herbst

Im Herbst schließen sich an die Jubiläumsausstellung 30 Jahre Lyonel-Feininger-Galerie zwei weitere Präsentationen unterschiedlicher Künstler an. Unter dem Motto „Weiss Raum“ werden Papierarbeiten von Joachim Böttcher aus Berlin, aber auch Malerei und Skulpturen zu sehen sein. Fotografien zum 15. Todestag von Einar Schleef ergänzen wahrscheinlich die Hauptausstellung.

Rückblickend spricht Michael Freitag von einem erfolgreichen Jahr für die Galerie. Er nennt dazu die Kooperationen, die eingegangen wurden, zum Beispiel mit der Edition Copenhagen (Dänemark). Die Ausstellung „Stone Talking. Der Stein spricht.“ zeigte Werke aus der Edition Copenhagen. Von dort wiederum konnten mehrere Grafiken angekauft werden, zwei Werke bekam die Galerie geschenkt. Publikumswirksamste Exposition war „Narrenrad und Rädernarr“ mit Fahrradkarikaturen von Feininger und Zeitgenossen. Ein Cleveland-Ohio-Rad, so wie es Lyonel Feininger nutzte, konnte die Galerie dank des Fördervereins erwerben. (mz)