Landwirtschaftsfest Landwirtschaftsfest: Miss Reinstedt ist aus Hessen

reinstedt/MZ - Die Nummer 18 zickte etwas rum, auch die 16 zeigte Allüren. Es dauerte etwas, bis die vier Kandidatinnen endlich in einer Reihe standen und bewertet werden konnten. Die Starterin mit der 18 war in dieser Gruppe eindeutig die Beste und die Schönste. Die Zickerei hatte sich für die Kuh, die sich samt Kälbchen bestaunen ließ, gelohnt. Die Tiere gehören zu der Rasse Rotes Höhenvieh, für die am Sonntag beim 16. Harzer Landwirtschaftsfest im Ortsteil Reinstedt der Stadt Falkenstein/Harz die dritte Bundesschau ausgetragen wurde.
Züchter aus sechs Bundesländern
„Wir haben hier Spitzenqualität gesehen“, meinte Juror Gernot Pohl, Abteilungsleiter Fleischrind beim Rinderzuchtverband Sachsen-Anhalt. 19 Züchter aus sechs Bundesländern zeigten bei der Schau, wie viel Arbeit sie in den Erhalt der alten Harzer Rinderrasse stecken. Aus den drei Bundessiegerinnen wurde noch einmal die Schönste gewählt und mit dem Titel Miss Reinstedt ausgezeichnet. Die symbolische Schärpe trägt künftig die Kuh Kora aus dem Betrieb von Erich Koch aus dem nordhessischen Trendelburg.
Eine noch weitere Anreise als sie hatte die zickige Nummer 18, auch Hildes genannt, hinter sich. Sie kommt aus Kevelaer in Nordrhein-Westfalen, nahe der holländischen Grenze. Ihr Züchter Clemens Jeuken war lange auf der Suche nach einem besonderen Rind. Schließlich verliebte er sich in das Harzer Rote Höhenvieh. Dabei spielte nicht nur das Aussehen eine Rolle, sondern auch, dass er mit der Zucht Kulturgut erhält. „Außerdem ist die Rasse hervorragend zur Landschaftspflege geeignet. Dafür setze ich die Tiere auch bei mir zu Hause am Niederrhein ein“, sagt Jeuken. Mit drei Tieren war er in der Nacht zum Sonntag nach Reinstedt gefahren. „Hier gibt es das interessierteste Publikum“, meint er, der sich auch Anregungen für die weitere Arbeit mit der ganz speziellen Rinderrasse holen wollte.
Nicht nur die rotbraunen Rinder wurden am Sonntag in Reinstedt bestaunt. Für die vielen tausende Gäste gab es ein riesiges Angebot. Pferdefreunde kamen beim 20. Haflingertag auf ihre Kosten, Technikfreaks konnten sich an landwirtschaftlichem Gerät satt sehen, Kleintierzüchter präsentierten Kaninchen und Geflügel. Eindrucksvoll war der Anschauungsunterricht zu den unterschiedlichsten Schaf- und Ziegenrassen, vom Merinofleischschaf bis hin zur Burenziege. Und natürlich gab es jede Menge Informations-, Verkaufs- und Verpflegungsstände. „Wir mögen das Fest, weil es zeigt, wie leistungsfähig die Landwirtschaft ist“, sagte Barbara Becker aus Krauthausen im Wartburgkreis. Gemeinsam mit ihrer Freundin aus Aschersleben ist bereits zum dritten Mal Gast in Reinstedt gewesen und will auch im nächsten oder vielleicht übernächstem Jahr wieder hier sein.
Zu den Höhepunkten des Festes zählte wiederum das Schauprogramm. Bestandteil dessen war auch der Langholzwagen, den der Badeborner Fuhrunternehmer Ingolf Schwarz nach Reinstedt gebracht hatte. „Wir sind von Badeborn bis hierher zu Fuß gegangenen, immer neben dem Wagen her“, sagte Schwarz, der sonst mit mehr als zwei Pferdestärken zu tun hat.
Schon mit Erntewagen dabei
Schwarz ist nicht zum ersten Mal beim Landwirtschaftsfest dabei. Auch mit einem Erntewagen hat er schon am Schauprogramm mitgewirkt. Dieses Mal war die Fuhre etwas länger. Der heimliche Star des Badeborner Auftritts dürften aber weder die Pferde noch der mit Baumstämmen beladene Wagen oder die zünftig gekleideten Schwarzens gewesen sein: Oben auf dem Holz thronte Anton, ein Jack-Russel-Rüde mit dem treuherzigstem Blick und dem frechsten Halstuch der Welt.

