Landkreis Harz Landkreis Harz: Mysteriöser Käufer bietet 252 000 Euro für Geschirr
QUEDLINBURG/MZ. - In einem Hinterzimmer öffnet ein Mann einen Aktenkoffer. Der Inhalt: 200 000 Euro in Form von Scheinen. Er überreicht das Geld seinem Gegenüber und verschwindet ruhig, unauffällig und ohne Informationen über sich preis zu geben. Das hört sich ganz nach dem Beginn eines guten Krimis an. In Wahrheit spielte sich diese Szene jedoch kürzlich im Quedlinburger Kunsthaus Breitschuh ab. Zweimal im Jahr finden hier seit 20 Jahren Kunstauktionen statt.
Interessenten aus ganz Europa
So war es auch in diesem Frühjahr wieder soweit. 120 Antiquitäten-Besessene aus Belgien, Schweden, Deutschland, Österreich und Italien trafen sich in der Blasiistraße 21. Ab zehn Uhr vormittags versteigerte Geschäftsführer Klaus Breitschuh circa 1 200 Artikel in sechs Stunden. Sammlerstücke, wie seltene Silbermünzen aus dem ehemaligen deutschen Reich, ein gut erhaltenes Gemälde von Otto Niemeyer-Holstein. Grund für das Erscheinen von vier Saalbietern und für den Griff zum Hörer von 15 Telefonbietern waren aber andere Stücke: zwei Fayence-Teller und eine Fayence-Schüssel.
Fayenceteller von 1537
Hausherr Klaus Breitschuh: "Eine Bekannte aus Süddeutschland, für die ich schon zwei Gemälde versteigert habe, brachte mir die Kostbarkeiten ihres Sohnes." Das größte Stück der drei Porzellanwerke ist ein italienischer Teller, auf dem in bunten Farben eine reich ausgeschmückte Schlachtszene zu erkennen ist. Ein weißes Pferd ist der Mittelpunkt des Stückes aus dem Jahr 1537. Doch der Teller, mit einem Durchmesser von 46,5 Zentimetern, erweckte durch seinen guten Zustand den Eindruck, dass er gerade 30 Jahre alt sei, erklärt der Kunstkenner. "Deshalb haben wir das Einstiegsgebot auf 2 000 Euro festgesetzt.
Wenn ein Stück etwas wert ist, stellt sich sowieso ein Marktwert ein", weiß Breitschuh aus jahrelanger Erfahrung. Und tatsächlich wuchs das Interesse vor der Auktion stetig an. Sammler aus ganz Europa begutachteten Teller und Schüssel. "Einen Tag vor der Auktion stand ein italienischer Professor vor mir. Er öffnete seine Brieftasche, die mit 12 000 Euro gefüllt war. Er erklärte mir, dass er zur Auktion aus Zeitgründen nicht erscheinen könne und mir den Teller sofort abkaufen will. Ich verneinte."
Der italienische Museumsmitarbeiter war einer der Bieter, die sich am nächsten Tag im Aktionshaus befanden. "Für den großen Fayence-Teller bot er bis 160 000 Euro mit", beobachtete Breitschuh. Doch der Preis für den begehrten Teller stieg weiter. Bei 210 000 Euro fiel der Hammer. "Der Käufer verriet mir nicht viel über sich, ich weiß nur, dass er irgendwo aus der Nähe von München kam", erklärte Breitschuh. Er hätte sich nicht in die Karten gucken lassen. "Es wäre gut möglich, dass er nur ein Mittelsmann war", vermutet der Antiquitätenliebhaber.
Derselbe mysteriöse Bieter war es auch, der die Schale und den zweiten Fayence-Teller ersteigerte. Für insgesamt 42 000 Euro. "Die anderen Leute haben die Nerven verloren, weil sie gemerkt haben, dass der Käufer immer bis zum Schluss dran blieb." Dass er nicht lockergelassen hat, verschaffte ihm nun also zwei bunte Teller und eine Schüssel, für die er eine Summe von 252 000 Euro bezahlen musste.
52 000 Euro per Geldkurier
"Er kam nach der Auktion zu mir, packte seinen Aktenkoffer auf dem Tisch, der mit 200 000 Euro gefüllt war." Es sei zwar nicht die Regel, dass Käufer so riesige Summen in bar bezahlen, es komme jedoch vor, weiß Breitschuh. "Das restliche Geld schickte er mir am folgenden Tag per Geldkurier zu."
Wer nun das große Geld wittert, sollte schon mal anfangen im Keller zu kramen und nach kostbaren Schätzen suchen. Am 28. Mai findet "Kunst und Krempel 2010" in dem Quedlinburger Auktionshaus statt. An diesem Tag kann man mit den antiken Dingen vorbeikommen und sie schätzen lassen.
Mehr zu der Auktion im Kunsthaus Breitschuh und den Fayencetellern ist am Mittwoch um 21.15 Uhr im MDR-Fernsehen bei "Sachsen-Anhalt Spezial" zu sehen.