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Kunstteich in Ballenstedt Kunstteich in Ballenstedt: Kleine Talsperre als Badesee?

Von Rita Kunze 27.02.2015, 14:30
Der Kunstteich in Ballenstedt
Der Kunstteich in Ballenstedt Archiv/Jürgen Meusel Lizenz

Ballenstedt - Noch gehört der Kunstteich in Ballenstedt den Barschen, Hechten und Schleien - und den Anglern, die sie aus dem Wasser fischen. Allerdings könnte aus dem Angelgewässer des Deutschen Anglerverbandes auch ein Badegewässer für alle werden, ausgestattet mit einem schwimmenden Steg im Wasser und einer Liegewiese am baumbestandenen Ufer.

Ein Antrag der CDU-Fraktion zum Thema hat am Donnerstag den Ballenstedter Stadtrat beschäftigt: Die Stadt soll das von der Harz AG und der österreichischen pronatour GmbH erarbeitete Konzept „Integrierte touristische Nutzung von Talsperren“ im Harz „bis zu einer möglichen Realisierung verfolgen“. Hintergrund ist das Naherholungs-Potenzial dieser Einrichtungen; die Talsperre Wendefurth beispielsweise dient nicht nur dem Hochwasserschutz und als Speicherbecken für ein Pumpspeicherkraftwerk, sondern ist gleichermaßen ein beliebtes Ausflugsziel, wo man baden, Boot fahren und frisch geräucherten Fisch essen kann. Dass auch der Kunstteich in Ballenstedt Teil dieser Diskussion ist, liegt daran, dass er als Talsperre betrachtet wird: Sein Damm misst an höchster Stelle 18,70 Meter.

Der Kunstteich bei Ballenstedt gilt wegen der Höhe seines Dammes - 18,70 Meter an der höchsten Stelle - als Talsperre. Er hat bei Vollstau eine Fläche von drei Hektar, das entspricht einem Wasservolumen von 147 000 Kubikmetern. Für den Hochwasserschutz - der Teich hat nur ein relativ kleines Einzugsgebiet von 3,4 Quadratkilometern - wird der Wasserspiegel um einen Meter abgesenkt. Damit entsteht ein Hochwasserschutzraum von 29 000 Kubikmetern.

Ursprünglich wurde der Teich 1749 als Bergbauteich gebaut und von 1902 bis 1960 für die Trinkwasserversorgung genutzt. Heute dient der Teich der Naherholung und ist ein Angelgewässer des Anglerverbandes.

Bislang hätten in der Region nur die Städte Harzgerode und Ballenstedt auf dieses Projekt zurück gegriffen, sagt Bürgermeister Michael Knoppik (CDU): „Potenzial für eine touristische Nutzung ist durchaus da“, begründet er das Interesse an den Plänen.

In Ballenstedt habe man aber das Problem, dass Teich und Wald nicht der Stadt gehören, sondern „lediglich die Zuwegung“. Der Teich gehört dem Talsperrenbetrieb, der umliegende Wald befindet sich in Privatbesitz. Man habe mit den Waldbesitzern über das Thema gesprochen, so der Bürgermeister, und generell über die Möglichkeiten diskutiert, eine Liegewiese auf dem Gelände einzurichten. Wichtig sei, das Gelände „so naturnah wie möglich“ zu gestalten. Im nördlichen Uferbereich müssten „zwei, drei Bäume“ abgeholzt werden. Dabei wolle man es dann aber belassen. Hinzu kommen sollen laut Knoppik nur eine vollbiologische Toilette und Müllbehälter. Außerdem ein schwimmender Steg im Wasser, weil man keinen Steg im Boden eingraben wolle. „Ein fester wäre auch deutlich teurer.“

Dass aus den Plänen - die Studie wurde im Jahr 2012 erarbeitet - bis jetzt nichts geworden ist, liegt am fehlenden Geld. „Eigentlich sollten die Kosten aus der Kurtaxe stammen, doch die reicht insgesamt nicht aus“, sagt der Bürgermeister. Das Projekt stagniere aber auch deshalb, weil eine neue Förderrichtlinie des Landes noch nicht freigegeben sei.

Der Antrag der CDU-Fraktion wurde am Ende mehrheitlich abgelehnt. Er sei „nicht zielführend“, so der Stadtratsvorsitzende Ulrich Pels (CDU). „Es ist ja alles schon da.“

Sollte irgendwann aus dem Kunstteich ein Badegewässer geworden sein, brauchen Badegäste auch eine Möglichkeit, ihre Autos abzustellen. Wie es denn mit einem Parkplatz aussehe, wollte Michael Punke (Die Linke) wissen. „Es wird keinen Parkplatz direkt am Kunstteich geben“, betonte der Bürgermeister und verwies noch einmal darauf, dass das Gelände so naturnah wie möglich gestaltet werden soll. Deswegen würde dann auch eine Schranke installiert werden, die Pkw am Weiterfahren hindert. Wer zum Kunstteich wolle, müsse „straßenbegleitend parken oder den Parkplatz unterhalb des Großen Ziegenbergs nutzen“, sagte Knoppik. „Ein Fußmarsch von fünf Minuten ist zumutbar.“

Kurt Neumann (Fraktion SPD/Grüne) verwies darauf, dass der Stadtrat sich in der vergangenen Legislaturperiode schon einmal mit dem Thema ausführlich beschäftigt hat. Damit sich auch die nach der Wahl 2014 neu hinzugekommenen Ratsmitglieder über diese Debatte informieren könnten, schlug er vor, ihnen die entsprechenden Unterlagen zukommen zu lassen. (mz)