Harzklinikum reagiert auf Kritik Kritik an Not-Kaiserschnitt im Harzklinikum: Klinikchef Redemann: Es war keine Notfallentbindung

Quedlinburg - Es war ein einziger Fehler, der einen regelrechten Meinungssturm losbrechen ließ: Nachdem die MZ die Meldung, dass das Harzklinikum bei einem bundesweiten Qualitätscheck als eines von drei Krankenhäusern in Sachsen-Anhalt durchgefallen war, bei Facebook gepostet hat, gingen dort Dutzende Kommentare ein - positive und negative.
„Wir haben unsere Maus per Kaiserschnitt in QLB bekommen und waren rundum zufrieden“, schrieb eine Nutzerin des sozialen Netzwerks. „Geburtshilfe??? Was denn für Hilfe??? Nie wieder!“, postete dagegen eine andere, enttäuschte Frau.
Ausschuss publizierte Auswertung von Krankenhausdaten
Was war geschehen? Der Gemeinsame Bundesausschuss - das wichtigste Gremium der Selbstverwaltung des Gesundheitswesens - hatte erstmals die Ergebnisse einer Auswertung von Krankenhausdaten von 1.085 Kliniken in Deutschland durch das Institut für Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) veröffentlicht.
Dabei ging es allerdings nur um drei spezielle Bereiche - gynäkologische Operationen, Geburtshilfe und Brustkrebsbehandlungen -, von denen wiederum nur wenige „Indikatoren“ untersucht wurden. Die Klinik in Quedlinburg ist bei einem der fünf Indikatoren durchgefallen:
In einem von zwölf Fällen im Jahr 2017 wurde die Grenze für die sogenannte Entschluss-Entwicklungs-Zeit (E-E-Zeit) überschritten. Dabei handelt es sich um den Zeitraum zwischen dem Entschluss zu einem Notfallkaiserschnitt und der tatsächlichen Geburt des Kindes. Er darf 20 Minuten nicht überschreiten.
Klinikchef Redemann: Es war keine Notfallentbindung
„Tatsächlich hat es sich bei diesem Fall nicht um eine Notfallentbindung gehandelt“, teilte Klinikchef Peter Redemann der MZ mit. Somit sei dieser Qualitätsparameter überhaupt nicht anzuwenden gewesen. „Der Eingriff selbst verlief im Übrigen komplikationslos.“
Eine Korrektur der fehlerhaften Meldung sei versäumt worden, so dass der Fall in die Qualitätsbewertung durch das IQTIG eingegangen sei, so Redemann. Es liege also „ein Dokumentationsfehler aber kein medizinischer Behandlungsfehler“ vor, so Redemann.
Qualitätsmanagement soll eindeutige Begriffe prüfen
Er fürchtet: „Die öffentliche Meinung wird in unserem Fall keinen Dokumentationsfehler, sondern ein Defizit in der medizinischen Versorgungsqualität wahrnehmen.“
Die zuständigen Mitarbeiter im Qualitätsmanagement des Harzklinikums, so Redemann weiter, seien angewiesen worden, ab sofort die „formale Korrektheit und begriffliche Eindeutigkeit der medizinischen Dokumentation ohne Ausnahmen zu gewährleisten“. Inzwischen stehe auch ein Prüfmodul zur Verfügung, das die Daten vor dem Abschicken an die zuständigen Behörden noch einmal checkt. (mz)