Kreismusikschule Kreismusikschule : Immer in Bewegung

Wernigerode/MZ - Der Musiker Andreas Werckmeister war ein echter Harzer: 1645 wurde er in Benneckenstein geboren, in Quedlinburg ging er zur Schule, war in Hasselfelde und Elbingerode als Organist tätig und arbeitete auch in Halberstadt, wo er 1706 starb. Solche Vita hätte es gerechtfertigt, die Kreismusikschule Harz nach ihm zu benennen, sagt deren Leiterin Ulrike Stumpf-Schilling. Dass man es trotzdem nicht getan hat, kann auch als diplomatische Entscheidung verstanden werden. Fünf Jahre ist es jetzt her, dass sich die drei Musikschulen der Altkreise Halberstadt, Quedlinburg und Wernigerode zur „Kreismusikschule Harz“ zusammenschlossen. Gefeiert wird das - wiederum ganz diplomatisch - in der geografischen Mitte des Kreises, in Blankenburg. Auf dem Großen Schloss wird sich die Einrichtung am kommenden Sonntag von 11 bis 15 Uhr präsentieren.
Die Fusion ist geglückt, schätzt Ulrike Stumpf-Schilling ein. „Wir haben ja gewusst, wenn wir nicht zusammenhalten, dann fallen wir alle hinten runter“, sagt sie. Man sei gut vorbereitet in die Fusion gegangen, schon zweieinhalb Jahre vor der Kreisgebietsreform hätte sich eine Arbeitsgruppe gebildet, die mit dem Zusammenschluss der Musikschulen beschäftigt war.
„Reibungen sind aufgrund der Größe der Einrichtung normal“, sagt die Leiterin und nennt als Beispiel längere Informationswege. Und man sei noch mittendrin in der Entwicklung von „meins“ und „deins“ zum „unser“. Das „Gesamtpaket“ allerdings sei gelungen; standortübergreifend seien größere Ensembleprojekte möglich, auch Gemeinschaftsarbeiten, die vorher undenkbar gewesen seien. „Durch den inhaltlichen Austausch bieten sich viel mehr Möglichkeiten“, sagt Stumpf-Schilling. Und für die Kinder sei es „eine unglaubliche Bereicherung, anderswo zu spielen“.
Beim Dreiklangskonzert im vergangenen Jahr hätten 30 Blockflötenspieler gemeinsam musiziert. „Begleitet von einer großen Trommel gab das eine richtig irische Stimmung“, sagt Ulrike Stumpf-Schilling. Die Blockflöte gilt als Einsteigerinstrument, dennoch halten sich Anmeldungen für Flötenunterricht in überschaubarem Rahmen. Anders als bei Klavier und Gitarre, wo es Wartelisten gibt. Bei Jugendlichen hoch im Kurs stehen Percussion und Saxofon. Die Suche nach Dozenten ist nicht immer einfach: „Der Harz ist attraktiv, wenn man Familie hat“, ist die Erfahrung der Musikschulchefin. Andererseits hat es auf die Ausschreibung einer Klavierlehrer-Stelle 26 Bewerbungen aus dem ganzen Bundesgebiet gegeben: „Das hatten wir noch nie.“
Täglich gibt es Voranmeldungen für den Unterricht, seit Januar sind es 208 potenzielle neue Schüler, die die Musikschule aufnehmen kann. Die größte Fachgruppe bildet die musikalische Früherziehung: „Hier ist die Nachfrage sehr groß, es gibt immer Bewegung, die Kurse sind gut gefüllt.“ Ob ein Kind nach diesem Einstieg in die musikalische Bildung weiter Unterricht bekommt, hängt für Ulrike Stumpf-Schilling vor allem von einem ab: „Man muss gucken, dass ein Kind das gerne macht. Es nützt nichts, wenn ein Kind in die Musikschule gebracht wird, das lieber Fußball spielt.“ Ähnlich sei das auch mit der Wahl des Instruments: „Wichtig ist, dass die Kinder ihr Instrument wirklich lieben, weil sie täglich damit üben müssen.“ Als Entscheidungshilfe hat die Kreismusikschule das „Instrumentenkarussell“ in Gang gesetzt: Kinder ab sechs Jahren können dort alle Instrumente für ein paar Wochen ausprobieren und sich danach für eines entscheiden. Womöglich fällt dann die Wahl auf die Blockflöte. Zu Werckmeisters Zeiten, so Ulrike Stumpf-Schilling, war sie immerhin das Instrument Nummer eins.