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Kinderladen Reichenstraße in Quedlinburg Kinderladen Reichenstraße in Quedlinburg: Idee reifte vor 25 Jahren

Von Jessica Hanack 18.08.2016, 16:37
Viele Kinder verbringen ihre Freizeit in der Reichenstraße bei Sport und Spiel.
Viele Kinder verbringen ihre Freizeit in der Reichenstraße bei Sport und Spiel. Chris Wohlfeld

Quedlinburg - Die Idee entstand auf einem Spielplatz. Coni Kopf war mit ihrem eigenen Kind dort und beobachtete die anderen Kinder um sich herum. „Da habe ich festgestellt, wie viele von ihnen sich selbst überlassen sind“, erinnert sich Kopf. „Aber ich habe auch schnell gemerkt: Man konnte an sie heran gehen und Kontakt bekommen.“ So kam der Sozialpädagogin der Einfall, einen Ort zu schaffen, an dem sich die Kinder treffen können, zum gemeinsamen Spielen, aber auch, um sie aus einer „Nische“ zu holen, aus der sie „freiwillig nicht rauskommen“.

Gemeinsam mit der Stadtjugendpflege baute Kopf 1991 den „Kinderladen Reichenstraße“ auf. „Anfangs haben wir Streetwork geleistet“, so Kopf. „Mit Mitarbeitern des Spielmobils bin ich auf die Straße gegangen und habe die Kinder eingefangen.“

Der Dachverein „Reichenstraße“ wurde 1997 gegründet. Ursprünglich wurde das Gebäude in der Reichenstraße 1 von drei Vereinen geteilt. „Es gab einen Kooperationsrat,  bei dem die Vereine an einem Tisch saßen“, so  Stefan Helmholz, Geschäftsführer des Dachvereins.  Ansonsten arbeitete jeder für sich. „Als die Stadt Quedlinburg das Kulturzentrum in freie Trägerschaft abgeben wollte, haben wir gedacht: Wäre das nichts für uns?“, berichtet Helmholz weiter. Daraufhin  entstand der Dachverein, zu dem inzwischen sieben Vereine gehören. Ein weiterer soll bald dazukommen.

Eigene Räume hatte der Kinderladen damals nicht. Der Veranstaltungssaal im Gebäude in der Reichenstraße 1 wurde unter der Woche zum Spielraum umfunktioniert, in den bald mehr als 20 Kinder am Tag kamen.

Schnell war klar: Der Platz reicht vorne und hinten nicht. 1992 begannen daher Umbauarbeiten in dem Haus, die durch fünf Millionen Mark an Fördermitteln unterstützt wurden. Aus den ehemaligen Essens- und Kohlelagern entstand ein erstes Spielzimmer für den Kinderladen. Damit waren die Bauarbeiten aber längst nicht zu Ende.

„Ein Teil des Gebäudes war nicht mehr zu retten und musste komplett abgerissen und neu gebaut werden“, berichtet Stefan Helmholz, Geschäftsführer des Dachvereins Reichenstraße. Für diesen Teil war eigentlich eine Hausmeisterwerkstatt vorgesehen, die hier jedoch nie umgesetzt wurde. „Die Kinder brauchten einen zweiten Raum“, so Helmholz. In der geplanten Werkstatt entstand ein Kreativbereich zum Töpfern oder Kochen.

Aber nicht nur das Spielen gehörte zum Kinderladen dazu. Auch die Bildungsarbeit wurde von Beginn an etabliert. „Wir haben mit dem Ferienkalender angefangen und mit Horten zusammengearbeitet“, erzählt Kopf. „Wir wollten, dass sich die sozialen Klientele vermischen.“ Der Ferienkalender wie die intensive Kooperation mit Schulen und Horten ebenso sind bis heute wichtige Bestandteile des Kinderladens.“

Den Kindern Anerkennung zeigen

Der Titel ist geblieben - ebenso der Bedarf bei den Kindern. Nach der Schule kommen im Durchschnitt 10 bis 15 Kinder, in den Ferien bis zu 30. „Die Kinder suchen bei uns Geborgenheit, aber auch Freiraum“, erzählt Ines Martin, die vor acht Jahren den Job von Coni Kopf im Kinderladen übernommen hat. Gemeinsam mit einer weiteren Kollegin, einer Verstärkung über das Programm „Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt“, sowie regelmäßig mit Praktikanten betreut sie heute eine wechselnde und „bunt gemischte“ Gruppe von Sechs- bis Zwölfjährigen.

Ihr Ziel: „Die Kinder sollen sich hier Zuhause und auch anerkannt fühlen“, so Martin. Daneben spielt der Bildungsaspekt bis heute eine entscheidende Rolle. „Pädagogische Konzepte stehen immer im Hintergrund“, so Kopf. „Und heute gibt es ganz andere Möglichkeiten, die Fähigkeiten der Kinder zu fördern.“ Anteil daran haben auch zahlreiche Spender, welche die Arbeit unterstützen.

Am 9. September soll nun mit den Kindern und geladenen Gästen das 25-jährige Jubiläum unter dem Motto „Die Welt trifft sich in der Reichenstraße“ gefeiert werden.

Für Ines Martin steht ihr persönliches Highlight bereits fest: Eine „Zeitkapsel“, in die Zettel kommen, auf denen Kinder und Gäste ihre Wünsche für die Zukunft notieren. „Die Kapsel wird vergraben und in 10 Jahren wieder hervor geholt“, so Martin. „Beim 35-jährigen Jubiläum können wir dann sehen, was aus den Wünschen geworden ist.“

(mz)