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Illegaler Müll in Quedlinburg Illegale Entsorgung: Quedlinburger Feldhüter Jens Steenken und Detlef Kroschwitz im Kampf gegen Müllsünder

Von Gerd Alpermann 26.05.2016, 19:36
Jens Steenken und Detlef Kroschwitz (r.) sind die aktuellen Feldhüter beim Bauhof der Stadt Quedlinburg. Sie gehen auf Kontrolltour in die Parks der Stadt, in die Feldflur und in den Stadtwald und beseitigen auch mal kleine Verunreinigungen.
Jens Steenken und Detlef Kroschwitz (r.) sind die aktuellen Feldhüter beim Bauhof der Stadt Quedlinburg. Sie gehen auf Kontrolltour in die Parks der Stadt, in die Feldflur und in den Stadtwald und beseitigen auch mal kleine Verunreinigungen. Chris Wohlfeld

Quedlinburg - Rund zehn Kubikmeter illegal abgelagerten Mülls sammelt der Bauhof in Quedlinburg jeden Monat im Außenbereich ein. Bauhof-Mitarbeiter Kai Wiebensohn sieht eine gewisse Entspannung, ohne dass sich Zufriedenheit breitmachen kann. Außer dem Müll werden nach wie vor Autoreifen am Wegesrand abgelagert. Nicht nur das, auch auf Fernsehgeräte, Waschmaschinen, Kühlschränke und andere Elektrogeräte stoßen Spaziergänger, Wanderer und Läufer im Wald und in der Feldflur der Welterbestadt.

Vor wenigen Tagen wurden rund 100 tote Tauben am Tonfuß am Badeborner Feldweg entdeckt. Wer sie dort entsorgt hat, ist unbekannt. „So etwas kommt aber selten vor oder ist einmalig“, erklärt der Bauhofmitarbeiter. Nicht oft, aber doch ab und an zu beobachten, sind Prospekte, die in der offenen Landschaft abgelegt werden. Vor wenigen Tagen wurden am Lethturm an der Straße nach Gernrode Werbeblätter eines in Quedlinburg ansässigen Einkaufsmarktes entdeckt. „Doch das ist wirklich selten“, bilanziert Kai Wiebensohn, wenn er über das Jahr zurückblickt.

Schwerpunkte illegal abgelagerten Mülls sind immer wieder Stellen, die gut mit einem Pkw anzufahren sind. Dazu gehören zum Beispiel die Dreibogenbrücke, die Unterführungen unter der vierspurigen Bundesstraße 6, der Badeborner Feldweg und das Lethfeld in Richtung Flugmodell-Landeplatz.

Manchmal findet man Fotos im Müll

Werden illegale Müllentsorgungen gemeldet, sammelt der Bauhof den Abfall ein, zu dem auch Bauschutt und mit Abfall befüllte gelbe Säcke gehören. Ein übermannsgroßer Container steht dafür auf dem Gelände des Bauhofs am Badeborner Weg bereit.

Wilde Müllkippen enthalten oft ein sehr hohes Gefahrenpotenzial, darauf wird auch im Onlinelexikon Wikipedia hingewiesen. Chemikalien dringen in den Boden und das Grundwasser ein. Oft weiß niemand, wie gefährlich die einzelnen Bestandteile der wilden Müllkippe sind. Elektroschrott, wie Mobiltelefone und Computer, enthalten Blei, Quecksilber, Cadmium und andere gefährliche Stoffe. Allein diese Schwermetalle sind für Tiere und Menschen hochgiftig. Ein großer Teil des Quecksilbers wird zum Beispiel über die Kanalisation in Bäche und Flüsse gespült und gelangt so ins Meer. Es wird von den Fischen über die Nahrung und die Atmungsorgane aufgenommen und reichert sich in ihnen an.

Für die Beseitigung einer wilden Müllkippe ist der Verursacher zuständig. Ist er nicht in der Lage, den Müll zu beseitigen, werden ihm die Kosten in Rechnung gestellt. Ist der Verursacher nicht zu ermitteln, haftet der Grundstückseigentümer für die Entsorgung. In den meisten Fällen sind das Landkreise, Städte und Gemeinden.

Illegal abgelagerter Abfall außerhalb der Stadt wird vom Landkreis Harz entsorgt. Er trägt dafür auch die Kosten. Diese werden auf die Müllgebühren umgelegt. „Damit bezahlt dafür jeder Bürger mit“, gibt der Bauhof-Mitarbeiter zu bedenken. Dabei könnten die meisten Abfälle sowie ausgediente Geräte im Wertstoffhof in Westerhausen abgegeben werden.

Hinweise auf Müll in der Landschaft kommen insbesondere von Landwirten und Jägern, die nicht nur am Tage in der Feldflur unterwegs sind. Die Verursacher sind aber zumeist schwer zu finden, wenn sie nicht beobachtet werden und vielleicht das Nummernschild notiert werden kann. Nicht oft, aber immer mal wieder passiert es, dass Namen oder Fotos im Müll gefunden werden.

„Positiv wirkt sich aus, dass wir wieder zwei Feldhüter im Einsatz haben“, erklärt Kai Wiebensohn. „Allein schon ihre Anwesenheit sorgt dafür, dass die Abfall-Ablagerungen zurückgehen“, betont er.

Die Beschäftigung von Detlef Kroschwitz und Jens Steenken ist von der Kommunalen Beschäftigungsagentur - Jobcenter Harz (Koba) als Arbeitsgelegenheit vermittel worden. Bis zum Herbst sind sie für die Stadt Quedlinburg tätig. „Seit über zehn Jahren wird uns bereits solche Unterstützung gewährt“, erklärt Kai Wiebensohn.

Die Feldhüter sind mit Kleintransporter oder auch Fahrrad in der offenen Landschaft und im Stadtwald sowie im Brühlpark unterwegs. Ihre Aufgabe ist es unter anderem, illegale Müllkippen aufzuspüren, die dann vom Bauhof abgefahren werden. Sie sollen aber auch Hinweise, zum Beispiel an Hundebesitzer, geben, dass zur Brut- und Setzzeit, wenn die Tiere Junge haben, Hunde grundsätzlich an der Leine zu führen sind.

Die Feldhüter sind von Montag bis Freitag für fünf Stunden - meist von 7.15 bis 12.15 Uhr - unterwegs. „Die Arbeitszeit ist aber flexibel, so dass auch mal nachmittags oder in den Abendstunden Präsenz gezeigt werden kann“, erläutert Bauhof-Mitabeiter Wiebensohn. Dank Foto-Handy können sie schnell über Problembereiche informieren und Müllablagerungen dokumentieren. (mz)

Hinweise auf den Täter?
Hinweise auf den Täter?
Chris Wohlfeld
Zwischen Quedlinburg und der L 239 kam es erst vor kurzem zu einer riesigen illegalen Müllentsorgung.
Zwischen Quedlinburg und der L 239 kam es erst vor kurzem zu einer riesigen illegalen Müllentsorgung.
Chris Wohlfeld
Neben gebrauchten Bauarbeiterschuhen und Thor-Steinar-Versandkatalogen wurde auch eine Bonuskarte sichergestellt, die Aufschluss über den Täter bringen soll.
Neben gebrauchten Bauarbeiterschuhen und Thor-Steinar-Versandkatalogen wurde auch eine Bonuskarte sichergestellt, die Aufschluss über den Täter bringen soll.
Chris Wohlfeld