Holzwurmmuseum Stolberg Holzwurmmuseum Stolberg: Susi macht Dielen brüchig und Dachbalken morsch

Stolberg/dpa - Für „Susi X“ gibt es kein Halten mehr. Unaufhörlich arbeitet der Holzwurm an seinem zerstörerischen Werk. Er ist die Attraktion des Holzwurmmuseums, das an diesem Samstag im Harzer Fachwerkstädtchen Stolberg öffnet. „Neben dem lebenden Holzwurm unter Glas sind auf etwa 150 Quadratmetern rund 200 Stücke zu sehen, die von den Schäden der Holzinsekten zeugen“, sagt Museumsbetreiber Christof Silz. Er sammelt seit Jahrzehnten durchlöcherte Schätze. Nach seinen Angaben ist die Ausstellung die einzige derartige Schau in Europa.
Die Palette der Exponate reicht von Omas zernagtem Stuhlbein über brüchige Dielenstücke eines Fachwerkhauses bis hin zu morsch gefressenen Dachbalken und Kirchenverkleidungen. Silz, der auch als Bauberater tätig war, will nicht nur das Werk der Schädlinge zeigen, sondern auch bei der Prävention und Bekämpfung helfen.
„Holzwürmer spielen in unserer Arbeit immer noch eine große Rolle“, sagt der Vorsitzende des Landesverbandes Mitte des Deutschen Schädlingsbekämpferverbandes, Lutz Mittendorf, in Magdeburg. Die Tiere liebten vor allem Feuchtigkeit. Werde zum Beispiel Holz bei einem Hausbau nicht sachgemäß verarbeitet und dringe Nässe ein, sei der Schädling quasi programmiert. „Erst kommt der Hauschwamm und dann die bohrende Larve des Holzwurms“, sagt der Experte. Sein Verband vertritt etwa 30 Betriebe in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Seinen Angaben zufolge gibt es in Deutschland etwa 300 Unternehmen zur Schädlingsbekämpfung.
Susi bekommt Fichte
„Ein Trend zu neuen kuriosen Dauerausstellungen ist in Deutschland eigentlich nicht auszumachen“, sagt eine Sprecherin des Deutschen Museumsbundes in Berlin. Aber einige gebe es schon: Das Mehlsackmuseum in Wittenburg (Mecklenburg-Vorpommern“, das Mausefallenmuseum in Güntersberge (Sachsen-Anhalt) und das Bratwurstmuseum in Holzhausen bei Arnstadt in Thüringen. Insgesamt vertritt der Museumsbund nach eigenen Angaben mehr als 800 Einrichtungen.
„Susi X. setzt das Werk von „Susi VIII“ fort. Diese war das letzte lebende Exemplar eines früheren Holzwurmmuseums, das Silz im benachbarten Quedlinburg betrieb. „Ich musste es im Jahr 2001 aufgeben, weil ich die finanziellen Mittel nicht mehr aufbringen konnte“, sagt der 63-Jährige. In einem Komplex der früheren Posthalterei in Stolberg habe er nun von den Betreibern einen Raum für seine Schau kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen.
Silz züchtet die Holzwürmer selbst und benannte sie entsprechend der Generationenfolge mit dem Vornamen von eins bis neun. „Susi X“ soll am Samstag einen richtig guten Start hinlegen. „Dafür bekommt sie ein leckeres Stück Fichte“, sagt Silz. Dieses Holz sei eine Lieblingsspeise der Würmer.