1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Hildegard-von-Bingen-Schrein: Hildegard-von-Bingen-Schrein: Leuchtendes Kunstwerk in der Quedlinburger Stiftskirche

EIL

Hildegard-von-Bingen-Schrein Hildegard-von-Bingen-Schrein: Leuchtendes Kunstwerk in der Quedlinburger Stiftskirche

Von Gerd Alpermann 01.12.2013, 14:14
Domkustos Thomas Labusiak (rechts) und der Fotograf Philipp Schönborn sprechen über den Schrein in der Krypta der Stiftskirche.
Domkustos Thomas Labusiak (rechts) und der Fotograf Philipp Schönborn sprechen über den Schrein in der Krypta der Stiftskirche. Chris Wohlfeld Lizenz

Quedlinburg/MZ - Zum Advent erhellt die Krypta des Quedlinburger Stiftskirche ein besonderes Kunstwerk. Der Fotograf Philipp Schönborn aus München hat im vergangenen Jahr einen Hildegard-von-Bingen-Schrein geschaffen. In ihm hat der Künstler Aufnahmen vom Hildegardschrein im Kloster Eibingen am Rhein zusammengefügt. Neben Aufnahmen von außen erhielt er durch die Klostervorsteherin auch die Möglichkeit, die Reliquien im Inneren des Schreins zu fotografieren.

Der Originalschrein steht in der Kirche Sankt Hildegard in Eibingen. Hildegard von Bingen lebte von 1098 bis 1179. Sie wurde in Bermersheim in der Pfalz geboren, als zehntes Kind einer großen Familie. Die Benediktinerin war Komponistin, Dramatikerin, Mystikerin und Heilkundige. Sie kritisierte die Mächtigen ihrer Zeit, des Hochmittelalters, predigte auf Marktplätzen, was im Mittelalter und noch dazu als Frau unüblich war. Sie verfasste 77 lithurgische Gesänge und gründete zwei Kloster. Im vergangenen Jahr wurde Hildegrad von Bingen von Papst Benedikt zur Kirchenlehrerin erhoben.

Schrein auf Wanderschaft

Der Schrein von Philipp Schönborn wurde zuerst im Berliner Dom im Zentrum der Hauptstadt aufgestellt. „Zu 20 Jahre ,Straße der Romanik’ wollte ich den Schrein in Sachsen-Anhalt zeigen“, erzählte der Künstler. So ist er 2013 auf Wanderschaft durch das Land der Reformation gegangen. Er wurde bereits in mehreren Orten mit bedeutenden Kirchenbauten gezeigt, in Naumburg, Halberstadt, Merseburg und Helfta. Nach der Zeit in Quedlinburg wird der Schrein zum Abschluss der Reise im kommenden Jahr noch im Magdeburger Dom zu sehen sein.

Thomas Labusiak, Kustos der Domschätze in Halberstadt und Quedlinburg, freute sich besonders, dass der Hildegard-von-Bingen-Schrein nun auch im zweiten Ort seiner Tätigkeit gezeigt werden kann. Er beleuchte die Krypta und ziehe den Betrachter magisch an. Im Angesichts der Totenehrung in der Krypta, unter anderen für die Heilige Mathilde, bezeichnete er die Schreinaufstellung als „Gipfeltreffen starker Frauen des Mittelalters“.

Das von Philipp Schönborn geschaffene Kunstwerk sei ein leuchtendes Erinnerungs-Mal, das zum Nachdenken und Nachfragen anregen solle. Wie keine andere stehe Hildegard von Bingen mit ihrem Glauben und ihrem Wirken für das Gemeinsame, das Miteinander. „Mensch, Gott und Kosmos bildeten für sie eine harmonische Einheit“, erklärte der Kustos.

Moderne Gedanken

Philipp Schönborn möchte seine Arbeit als Ausdruck der Ökumene gewertet sehen. Schließlich werde Hildegard von Bingen von Menschen beider Konfessionen verehrt. Die Benediktinerin sei eine „ökumenische Heilige“. Ihr Todestag, der 17. September 1179, werde im katholischen Heiligenkalender wie im evangelischen Namenskalender aufgeführt. Als Heilkundige habe sie die „Grünkraft“ hervorgehoben, was heute als ökologisch angesehen werden könne.

Sie sei in vieler Hinsicht aktuell, mit ihren Gedanken und Erkenntnissen, die sie in etwa 300 erhaltenen Briefen und Schriftstücken geäußert habe. Der Hildegard-von-Bingen-Schrein von Philipp Schönborn wird bis 2. Februar kommenden Jahres in der Krypta der Stiftskirche St. Servatii in Quedlinburg zu sehen sein.