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Hexen-Macher im Komforthotel

Von STEPHAN NEEF 29.06.2009, 16:46

THALE/MZ. - Sie hatten sich am Fassadenwettbewerb beteiligt, den die Stadtverwaltung in Vorbereitung des 13. Sachsen-Anhalt-Tages auslobte.

"Die Wahrscheinlichkeit, hierbei zu gewinnen, ist höher als im Lotto", ist Balcerowski überzeugt. Und schlussfolgerte: Das Geld sei bei einem solchen Wettbewerb "besser angelegt". Balcerowski musste aber auch erfahren, dass es diese Erkenntnis schwer haben wird, sich durchzusetzen.

Bei den Inspektionsfahrten durch Thales Straßen stieß die Jury nur auf 20 Häuser, die festtäglich geschmückt waren. Lediglich auf zwei Grundstücken wehte die Landesflagge.

"Die Teilnahme hielt sich in Grenzen", staunte selbst Frank Hirschelmann, der Chef-Manager des Landesfestes. Das sei erstaunlich, weil zum Beispiel vor der Walpurgisnacht "viel mehr" geschmückt werde. Dabei meinen die Preisrichter offensichtlich nicht üppigen Blumenschmuck, sondern eine zum Fest-Motto "Thale sagenhaft" passende Dekoration. Tatsächlich haben alle Preisträger tief in den Mythen-Fundus gegriffen und die obligaten Hexen und Teufel ideenreich ausstaffiert - in originellen Posen, auf stilvollen Sitzmöbeln, mit salbungsvollen Grußworten, in der Dunkelheit leuchtenden Accessoires oder gar mit viel sagendem Ehrentitel. Und so gab es - in Anlehnung an die "Maikönigin" der Walpurgisnacht - bei Astrid und Thomas Wieczorek eine "Miss" und einen "Mister Sachsen-Anhalt-Tag". Natürlich mit Pferdefuß.

Wieczoreks (Obersteigerweg 34) ergatterten auch den Hauptpreis: 500 Euro für den Kauf von Baumaterial. Das habe sich der Hausherr redlich verdient, urteilte das Stadtoberhaupt. Denn Thomas Wieczorek schmücke das Haus zu vielen Anlässen "mit sehr viel Liebe" und habe auch vor dem Landesfest "bis zur letzten Minute gefeilt, geputzt und gemacht", wie sich Balcerowski selbst überzeugen konnte.

Der zweite Preis, ein Wochenende mit Vier-Gang-Menü im historischen "Jägerhof" zu Weißenfels, in dem Johann Sebastian Bach seine "Jagdkantate" komponierte, ging an die Familien Finke und Freist (Kantorstraße 10). Platz 3, verbunden mit einer Hi-Fi-Anlage, erreichte die Familie Matthias Hartling (Walpurgisstraße 29). In der Jury saßen neben Hirschelmann (Thale) und Festumzug-Manager Mario Wende (Quedlinburg) zwei altmärkische Fachleute: Osterburgs Vize-Bürgermeister Detlef Kränzel, vor zwei Jahren einer der Gastgeber des 11. Sachsen-Anhalt-Tages, und Konrad Fuchs, Bürgermeister von Gardelegen, jener Stadt, die 2011 das 15. Landesfest ausrichtet.

"Die Auswärtsstimmen haben mehr gezählt", versicherte Hirschelmann. Für den Erstplatzierten sei die Wertung ohnehin eindeutig gewesen: "4:0". Die Auszeichnung "soll Ansporn sein und zeigen, dass es sich lohnt, sich für seine Stadt einzusetzen", fasste Balcerowski zusammen. Zugleich gestand er, dass der Sachsen-Anhalt-Tag "der Höhepunkt für lange Zeit" bleiben wird. "Das ist kaum noch steigerungsfähig", würde er auf die inzwischen häufig gestellte Frage "Was machen wir jetzt?" antworten, fügte der Bürgermeister hinzu.