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Heineanum in Halberstadt Heineanum in Halberstadt: Heine führt die Arbeit seiner Ahnen fort

Von Uwe Kraus 01.01.2014, 19:40
Georg Heine gehört zum Förderverein des Heineanums.
Georg Heine gehört zum Förderverein des Heineanums. Yves Sucksdorff Lizenz

Halberstadt/MZ - Georg Heine spielt ein Instrument. „Eine Bratsche, keine Geige, das wird oft verwechselt.“ Die Bratsche ist Baujahr 2001, er ein paar Jahrzehnte älter. Geschaffen wurde sein Musikinstrument von Geigenbaumeisterin Kerstin Hoffmann, die damals in Magdeburg lebte und heute in Wien wirkt. Mit dem Namen Heine kann man in Halberstadt ein ganz normaler Bürger - oder aber Nachfahre sein: vom Vogel-Ferdinand, vom Hutmacher, Sozi und Chefredakteur August oder vom Dosen-Würstchen-Friedrich. Der Steuerberater und Bratschist Georg Heine ist der Ururenkel von Ferdinand Heine senior, jenem ehrenwerten Juristen, der mit zwei Brüdern das Klostergut St. Burchardi kaufte, die benachbarte Zuckerfabrik und eine Brennerei errichtete. Doch in der Welt bekannt machte ihn etwas Anderes: Bis in die 1860er Jahre trug er in Halberstadt eine der damals größten privaten Vogelsammlungen Mitteleuropas zusammen.

11500 Exponate

„Ein teures Hobby, das er sich leistete und unter dem der Betrieb litt“, meint der Nachfahr. Seine Sammlung bildet den Grundstock für das nach ihm benannte Museum Heineanum am Domplatz, in dem noch rund 11500 Exponate aus der Zeit des Sammlungsgründers vorhanden sind.

„Ich gehöre zu der Generation, die keinen mehr kennt, der von ihm noch direkt etwas mündlich überliefert bekam“, erläutert Georg Heine das Verhältnis zum Ururgroßvater. „Es ist wie ein Museum oder das Studium schriftlicher Überlieferungen. Und so ist es mit der Geschichte, es bilden sich Legenden.“ Heine erzählt vom Fideikommiss, von Ferdinand jun. und dem komplizierten Erbgang bei den Heines, von I. und II. Weltkrieg. Die Heines lebten, „bis sie die Russen vertrieben, im heutigen Cage-Haus auf St. Burchard.“

Keine Beziehung zu Halberstadt

Unterdessen gibt es nur noch drei Menschen in Georgs Generation, die den Namen Heine tragen, obwohl es sehr viele Nachfahren gibt. Eine Ursache auch, die Kriege, in denen viele Heine-Männer fielen. Der Geburtsname Heine ist es auch, der den Bezug zu Halberstadt schafft. Seine Urgroßmutter aus dem Vienenburger Zweig besaß eine Domäne, sein Vater, Jahrgang 1932, hatte noch konkrete Erinnerungen an Halberstadt, doch nicht die besten Erfahrungen mit dem Arbeiter- und Bauernstaat. „Im kleinen Grenzverkehr mit der DDR hat man mal geguckt, aber die Verwandtschaft war komplett weg von da, was wollte man da groß? Meine Beziehung dorthin? Ich hatte schlichtweg keine.“ Die Grenzöffnung änderte alles schlagartig. „Mein Vater ist sofort rüber, als die Grenzen offen waren“, erinnert sich der Steuerberater mit Kanzlei in Bad Harzburg. Wenig später fand sich der Name Friedrich-Wilhelm Heine wieder im Vorstand des Fördervereins des Heineanums. Als er 2004 starb, nahm Sohn Georg den Platz dort ein, im Museum, das den Namen seines Ahnen trägt. Die Antwort auf die Frage nach seinen ornithologischen Ambitionen nimmt er vorweg: „Meine Interessen liegen nicht in den Naturwissenschaften, ich bin Volkswirt.“ Was er dagegen sehr gut beurteilen kann, ist die Arbeit, die am Museum geleistet wird. „Ob meine Schwester oder ich, wir unterstützen das, was hier getan wird, sehr gern. Natürlich liegt das am Familienbezug. Doch eins stelle ich immer klar: Das Heineanum verstehen wir nicht als Familienmuseum. Es dient der Allgemeinheit und der Wissenschaft.“

Riesiger Schatz im Keller

Jedes Mal, wenn Georg Heine an den Halberstädter Domplatz reist, bewundert er das, was die Museumsmitarbeiter und die Mitglieder des Fördervereins auf die Beine stellen. „Die Bestände sind ja vorhanden. Es geht darum, sie zu visualisieren, die Vogelstimmen hörbar zu machen. Was im Keller und in Schüben lagert, muss rausgeholt werden, der riesige Schatz wissenschaftlich betreut werden. Davor habe ich große Hochachtung.“