Harzkreis Harzkreis: Von Skimmingfällen verschont geblieben
QUEDLINBURG/MZ. - "Seit ich weiß, dass meine EC-Karte an einem manipulierten Geldautomaten ausgelesen werden kann, bin ich vorsichtiger geworden. Ich gucke zweimal hin, ob hier irgendwas verändert sein könnte, bevor ich das Plastikteil in den schmalen Schlitz stecke", sagt Ines Bernhauser. Die Quedlinburgerin handele nach der Devise, Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Sie stellt es sich schlimm vor, Opfer des so genannten "Skimming" zu werden und sich ihr Konto von Betrügern eventuell um einige hundert Euro erleichtern zu lassen.
Zwar ist die Zahl der Manipulationsdelikte in der hiesigen Region sehr viel geringer als in den Großstädten - in Frankfurt / Main gibt es bereits 48 Fälle in diesem Jahr -, aber ganz auszuschließen ist solch ein Datenklau auch nicht. Laut Landeskriminalamt wurden landesweit im ersten Halbjahr 2010 schon 37 Fälle registriert: ein Schaden von 320 000 Euro. Im Vorjahr gab es nur vier Manipulations-Delikte.
Und wie sieht es bei den Banken in Quedlinburg aus? Die Harzsparkasse ist von Skimmingfällen bisher verschont geblieben. "Bei uns gab es noch keinen solchen Fall oder auch nur einen Versuch", erzählte Pressesprecher Frank Harbrecht.
Bei den immerhin 174 Geldautomaten unterschiedlichen technischen Standes sind Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden, ohne dass diese vom Geldinstitut genauer erläutert werden wollten. Aber: "Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht, die Trickser lassen sich immer was einfallen", sagte Harbrecht. Bei ganz modernen Automaten sind Sicherheitssysteme inklusive. Doch könne die Harzsparkasse nicht alle zwei Jahre die Geldautomaten austauschen. Schließlich liegt die Kostenspanne zwischen 17 000 bis 40 000 Euro zum Beispiel für einen sprachgesteuerten Automaten. Aber die Harzsparkassenkunden dürfen sich zu 95 Prozent sicher sein, dass so schnell keiner an ihre Daten und Euros kommt, versicherte Harbrecht.
Die Ostharzer Volksbank eG hatte bisher auch noch keinen Skimming-Vorfall zu melden. "Unseren Kunden bieten wir durch stetige technische Erweiterungen maximalen Schutz. An vielen unserer Geldautomaten haben wir einen Vorbau-Schutz, ein so genanntes Kartenmundstück, am Kartenleser eingebaut, welches durch die entsprechende Sensorik nachmontierte Einrichtungen erkennt und dadurch den Missbrauch verhindert", sagte Anja Großmann, Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit. Durch eine Anti-Skimming-Funktion, einen stotterndem Karteneinzug, werde das Lesen von Daten verhindert bzw. erschwert. Außerdem erfolge die Autorisierung der Auszahlung nur noch durch den Chip und nicht wie früher durch den Magnetstreifen. "Denn gerade die Magneterkennung führt häufig, vor allen Dingen im Ausland, zu vielen Betrugsfällen", weiß Frau Großmann. Was kann der Kunde tun? "Wir empfehlen unseren Kunden, eine beliebige Zahlenkombination noch vor dem Einführen der Karten zu drücken, um von der eigentlichen Pin abzulenken." Außerdem sei ein zusätzliches Verdecken mit der Hand bei der Pin-Eingabe immer sinnvoll. Sollten den Kunden trotz aller Sicherheitsmaßnahmen Unstimmigkeiten auffallen, so sei an jedem Geldautomaten eine Störungsnummer zu finden, unter der die Ostharzer Volksbank immer erreichbar sei.
Seitens der Deutschen Bank sind aus Quedlinburg keine Skimmingfälle oder Manipulationsversuche bekannt, wie aus der Ascherslebener Filiale zu erfahren war. Mit einem Sicherheitssystem ist auch der Geldautomat in der Marktstraße 3 versehen. Bei einem etwaigen Skimmingverdacht werden Kundenkarten sofort gesperrt und eventuelle Geldverluste von der Bank wieder ersetzt.
Wie es mit Skimmingfällen bei der Commerzbank AG auf dem Quedlinburger Marktplatz und in der Filiale in der Bahnhofstraße aussieht, konnte die MZ leider nicht in Erfahrung bringen. Trotz mehrmaliger Nachfrage gab es zu diesem Thema keine Auskunft, da sich wohl niemand so richtig zuständig fühlte.