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Harzkreis Harzkreis: Sieg-Bier für die Biker-Ladies

Von ANDREAS BÜRKNER 29.08.2010, 14:35

SILBERHÜTTE/MZ. - Macht's die Mischung, welche jedes Jahr Klein und Groß zu den Maskottchen Tilli und Willi beim Waldhoffest in Silberhütte lockt - und das inzwischen, fast unmerklich, schon zum zehnten Mal? Sind es die vielen Mitmachaktionen, vom Basteln, Früchte- oder Tiere-Raten und Puzzeln über Mitfahrten auf dem Führerstand einer Dampflok bis zum Ausschießen des Waldhofkönigs durch die Harzgeröder Schützengilde, was die Menschen zu einem Besuch reizt? Oder eher die verschiedenen Informationsstände von der Karstlandschaft Südharz, dem Haus des Waldes Hundisburg, dem Teutloff-Bildungswerk Harzgerode, dem DRK Quedlinburg oder erstmals vom Nationalpark Harz? Oder das ausgewählte Speisenangebot von Erbsensuppe aus der Gulaschkanone von den Mitgliedern des Unterharzer Waldhofvereins Silberhütte über frisch geräucherten Fisch aus der Forellenzucht Wickerode oder Produkte der Ziegenalm Sophienhof aus Thüringen bis hin zu Gegrilltem des Freundeskreises Selketalbahn?

Vermutlich ködert auch der möglicherweise europaweit einmalige, spektakuläre Wettbewerb im Dampflokziehen, der inzwischen auch schon seine achte Auflage erlebte, die geschätzten über tausend Gäste. "Es gibt so vieles für die Kinder zu erleben", begründete Familie Dost aus der Nähe von Sangerhausen ihren Ausflug zum Waldhof, der ein Gemeinschaftsprojekt der Stadt Harzgerode und des Betreuungsforstamtes Harz in Wippra ist, während sich die Kinder gerade als Zauberlehrlinge betätigten. Andere erfreuten sich an der Musik der Nachterstedter Blasmusikanten. "Wir wollen unsere Männer anfeuern", so die Fans der Kameraden der Opperöder Feuerwehr, die sich neben den Harzer Biker-Ladies, den Selkestuten und -hengsten aus Silberhütte, den Bad Suderöder Harz-Highlandern oder den Neudorfer Spitzköppen mit jeweils 16 Akteuren dem Duell mit der 33 Tonnen schweren "Fiffi" stellten. "Wieder nur zwei Damen-Teams", bedauerte Wulfram Presch, der Leiter des Waldhofs, weil es ihm trotz zahlreicher Aufrufe nicht gelungen war, ein drittes Frauen-Team für diese kraftvolle Höchstleistung zu begeistern. "Dabei haben wir diesmal extra die Wertung getrennt." Die mutigen Amazonen sollten sich nicht immer nur mit Trostpreisen gegen die übermächtigen Männer begnügen müssen. Am Ende gab es sogar zwei neue Gewinner des Wettbewerbs und die Hoffnung, beim nächsten Mal ein drittes Damenteam zu haben.

Doch bis dahin war es ein weiter Weg. Denn bis zum Beginn war die Aufgabe für den Vorentscheid geheim gehalten worden, mit dem die Startreihenfolge ermittelt wird. Eine Milchkanne musste mit Wasser gefüllt und abwechselnd durchs gesamte Team über einen Parcours mit Hindernissen geschleppt werden, um damit einen Behälter zu füllen. "Das hat ja wesentlich länger gedauert als der Einsatz an der Lok", staunte einer der einheimischen Selkehengste, der unschwer am traditionellen T-Shirt zu erkennen war. Für das Wasserfass benötigten die Mannschaften weit über vier Minuten, während der Kampf mit der Lok über die Distanz von 40 Metern für die Sieger der Männer - den Blauröcken aus Opperode gelang nach Rang drei bei der Premiere vor einem Jahr der erste Erfolg - nur gut 23 Sekunden dauerte. Die Titelverteidiger aus Molmerswende mussten sich diesmal mit Platz zwei begnügen, während selbst Flagge und Dudelsack nicht halfen und den Schotten nur den letzten Platz bescherten. Selbst die Damen waren schon nach einer halben Minute im Ziel, allerdings mit einem überraschenden Ende: Zum ersten Mal konnten die Biker-Ladies den einheimischen Selkestuten den Sieg entreißen und sich wie die Herren als Preis ein Bierfass sichern. Noch schneller allerdings kam das Jubiläums-Vierpersonenteam mit den Bürgermeistern Jürgen Bentzius und Horst Schöne sowie zwei Schaffnerinnen ins Ziel - mit Hilfe der Lok. Eine echte Leistung aber hatte Bentzius schon zuvor vollbracht. Hinter dem neuen Waldhofkönig Werner Scholze belegte er Platz zwei. "Unser Dank gilt den vielen Helfern, Partnern und Sponsoren", waren sich Heiko Fricke, der Chef des Freundeskreises, und Wulfram Presch einig, ohne deren Unterstützung das Fest nicht so gelungen wäre.