Harzkreis Harzkreis: Mit Bungalows klein angefangen
MEISDORF/MZ. - Schulz kann sie erzählen. Er ist lange Rentner, aber immer noch Vorsitzender des Bungalowvereins "Liethe 1", so wie Horst Maly "Liethe 2" vorsteht. 1972 rief man ihn zu seinem Chef in Wema Aschersleben. Er bekam den Hut aufgesetzt für den Liethe-Aufbau.
"Ich war beim Kundendienst, also von der mobilen Truppe", erzählt der Senior am Freitag an einem besonderen Tag für die beiden Vereine und Meisdorf. Schließlich vollendete man die Erschließung des Wohngebietes. Rund 130 Anwohner und Gäste kamen aus diesem Anlass zu einem "Wohngebietsfest" mit Bier und Schmorwurst sowie den Erinnerungen an fast 40 Jahre Liethe. "Wir sind vom Museumshof mit dem Spielmannszug hierher marschiert. Das war ein weiter Weg", gestand Falkensteins Bürgermeister Klaus Wycisk. "Doch die Liethe hat auch einen langen Weg hinter sich. Dafür möchte ich solch engagierten Männern wie Günter Schulz und Horst Maly danken, die viel persönliches Risiko für die Erschließung des Wohngebietes übernommen haben." Günter Schulz weiß noch, dass 1972 gerade mal 17 Anmeldungen für einen Bungalow in Meisdorf bei der Wema vorlagen. Im Juni startete der Bau. "1973 und 1974 haben wir das Gelände per Hand erschlossen, Schippe für Schippe, Technik gab es ja kaum." Viele alte Liethe-Bewohner erinnern sich, wie sie Aufbaustunde für Aufbaustunde hier absolvierten. 760 Stunden waren von jedem gefordert. Viele schöne Jahre haben sie hier im Grünen verbracht, Naherholung eben. Die Wende kam, die beiden Bungalowvereine mussten gegründet werden. Doch wie kam man zum Eigentum am Boden, auf denen die schmucken DDR-Wochenendhütten standen? Die ersten Naherholer zogen ganz nach Meisdorf auf die Liethe. Die elektrische Erschießung lief. Dann der harte Schlag: Baustopp. Viele Liethe-Träume vom Wohnen in bester Harzlage schienen zu platzen. Günter Schulz zog 1999 in sein Häuschen. Es wurde weitergebaut. Heute leben in Liethe 1 rund 110 und in Liethe 2 so 70 Familien, schätzt Günter Schulz. Ihn bedrückt, wie wohl die Abrechnung aussehen wird, nachdem Trinkwasserleitungen und Regen- und Abwasserkanäle auf den aktuellen Standard gebracht wurden, Breitbandkabel und Gasleitungen neu verlegt und die Verkehrswege grundhaft ausgebaut wurden. "Heute wollen wir erstmal feiern, was wir erreicht haben", meinte Falkensteins Bürgermeister Klaus Wycisk. Er dankte ebenso wie das Planungsbüro Stegroplan Magdeburg allen Anwohnern, den Vereinen und dem Waldbesitzer für die Unterstützung beim Planen und Bauen.
"Die Firmen wissen jetzt ganz genau, welche Kaffeesorten bei welchen Anliegern getrunken werden", so Klaus Wycisk. "Weil in vielen persönlichen Gesprächen nach den besten Lösungen gesucht wurde." Wohl jeder lernte in der langen Zeit von Planungsbeginn im Mai 2007 bis zur vollständigen Übergabe am vergangenen Freitag Dörte Huhn kennen. Die Planerin verweist auf 1,55 Millionen Euro Kosten für alle Baumaßnahmen in den vergangenen drei Jahren. "Kurz vor Ende der Arbeiten verzögerte der vergangene harte Winter die Bauausführung nochmals." Dörte Huhn hob hervor, dass die komplexe Liethe-Erschließung verschiedene Bauherren als Gemeinschaftsaktion realisierten. Daran waren der Zweckverband Ostharz und die Stadt Falkenstein ebenso beteiligt wie die Midewa und eine Leipziger Gasfirma.
Falkensteins Bürgermeister Klaus Wycisk meinte im Beisein von Meisdorfs Ortsbürgermeister Gernot Scheinpflug, dass es der Stadt schon weh tun würde, dass die komplexe Erschließung der Liethe teurer für die Stadt wurde, als ursprünglich angenommen. "Doch wenn ich die zufriedenen Anwohner hier sehe, sage ich, wir haben es gerne getan."