Harzkreis Harzkreis: Keine Chance für die gelbe Tonne

HALBERSTADT/MZ. - "Wir wollten auf vehementen Wunsch vieler Städte und Gemeinden diese Tonnen zumindest im nördlichen Vorharzgebiet des Landkreises, einschließlich in Thale und Blankenburg, einführen. Aber wir stießen beim privatrechtlichem Entsorger, der Dualen System Deutschland (DSD) GmbH Köln, auf Ablehnung", erklärte Michael Dietze, Vorstand der Entsorgungswirtschaft des Landkreises Harz AöR (Enwi), im Gespräch mit der MZ.
Besonders aus dem Vorharzraum kam der Wunsch nach Einführung der gelben Tonne, um endlich das leidige Problem der fliegenden und zerrissenen Säcke bei stürmischem Wetter in den Griff zu bekommen. An windigen Tagen gleicht dort nämlich mancher Straßenzug einer wilden Müllkippe.
Doch es gab nicht nur Zustimmung für die gelben Tonnen. Besonders aus Wernigerode und Quedlinburg kam Widerstand. "Und das aus objektiven Gründen", wie der Vorstand weiß. So können bereits jetzt viele Haushalte in den denkmalgeschützten, eng bebauten Bereichen keine blauen Papiertonnen unterbringen, geschweige denn weitere, gelbe 240-Liter-Tonnen.
Mit dem zweigleisigen Entsorgungsvorschlag für den Harzkreis fiel schließlich die kreiseigene Entsorgungswirtschaft bei der DSD durch. Zu hohe Kosten und die Befürchtung, dass über die gelben Tonnen dann auch Hausmüll entsorgt wird, waren die Hauptargumente und Befürchtungen der DSD. "Wir haben leider keinen Einfluss auf diese Entscheidung", bedauerte Dietze und begründete: Neben der kommunalen Abfallentsorgung, der kreiseigenen Enwi, für Hausmüll und Papier besteht ein weitestgehend unabhängig davon arbeitendes Erfassungssystem für Verkaufsverpackungen mit dem grünen Punkt, das privatwirtschaftlich organisiert ist. Der gelbe Sack, die gelben Wertstoffcontainer in Neubaugebieten und die Altglascontainer an zentralen Stellen sind Bestandteil dieses Systems. Die Betreiber dieser Wertstoffsammlung im Landkreis Harz - neben der DSD als größter gibt es noch acht weitere, die sich den Grüne-Punkt-Verpackungskuchen teilen - müssen sich regelmäßig mit der Enwi vertraglich über die Art und Form der Erfassung abstimmen, um bei der jeweiligen Sammlung der Abfälle und Wertstoffe von den Haushalten miteinander nicht in Kollision zu geraten. "Wir können aber nicht die Form der Entsorgung der Leichtverpackungen bestimmen", ergänzte Roland Voigt, Enwi-Mitarbeiter für Entsorgung und Planung.
Dennoch konnte etwas in den Verhandlungen mit der DSD erreicht werden. Ein wesentliches Argument der Befürworter der gelben Tonne sei die mangelhafte Reißfestigkeit der Säcke gewesen. Hier habe laut Dietze die DSD nun eingelenkt und Vorschläge zur Verbesserung der Materialeigenschaften unterbreitet. So sollen bei der kommenden Ausschreibung für den Lieferanten der gelben Säcke mehr Augenmerk auf die Reißfestigkeit der Nähte sowie die Folienstärke gelegt werden. Diese Verbesserung greift aber erst ab dem Jahr 2011.
Und noch ein Zugeständnis konnte mit der DSD vereinbart werden: Für das Einrichten, Erhalten und Reinigen der Altglascontainerstellplätze wird die Enwi auch weiterhin die Städte und Gemeinden bzw. deren kommunale Straßenreinigungsbetriebe beauftragen können. Für diese Leistungen werden künftig 1,10 Euro pro Einwohner und Jahr von der DSD an Kosten erstattet, wie Michael Dietze erklärte.