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Harzklinikum Blankenburg Harzklinikum Blankenburg: Klinik wünscht sich mehr Patienten

Von Ingo Kugenbuch 22.06.2015, 18:37
Ergotherapeutin Birgit Otto (2.v.l.) während einer Übungsstunde mit drei Patienten.
Ergotherapeutin Birgit Otto (2.v.l.) während einer Übungsstunde mit drei Patienten. Chris Wohlfeld Lizenz

Blankenburg - Es ist noch nicht lange her, da war ein Oberschenkelhals-Bruch bei einem alten Menschen fast zwangsläufig auch ein Todesurteil. „Als ich als Arzt angefangen habe, lagen Patienten mit einem Halsbruch ein Vierteljahr im Streck - und starben dann oft“, sagt Martin Thurow, der die Klinik für Geriatrie und Innere Medizin des Harzklinikums in Blankenburg derzeit kommissarisch leitet. „Heutzutage können Patienten nach einer Woche wieder laufen - und gehen auf eigenen Beinen nach Hause.“ Viel zur Verbesserung der Lebensqualität von kranken alten Menschen soll die Geriatrie mit ihrer Tagesklinik in Blankenburg beitragen. Allein: Es hat sich unter den niedergelassenen Ärzten offenbar noch nicht herumgesprochen, dass es das Tagesangebot gibt, vermutet Thurow - oder ihnen ist einfach das Ausfüllen der notwendigen Formulare zu mühsam. Die Blankenburger Mediziner jedenfalls wünschen sich mehr Patienten.

In der Tagesklinik gibt es 20 Betten

In der Blankenburger Geriatrie gibt es 64 stationäre Betten und 20 in der Tagesklinik. Nach Angaben Thurows ist die Klinik damit die größte geriatrische Einrichtung in Sachsen-Anhalt. „Unsere Aufgabe ist es, die Selbsthilfefähigkeiten der alten Herrschaften zu erhalten oder wiederherzustellen“, sagt Oberarzt Stefan Schütze. „Die Lebensqualität der Patienten steigt damit massiv an.“

Die Patienten, betont Thurow, würden in der Tagesklinik ganzheitlich betreut und versorgt. Sie seien meist älter als 70 Jahre und hätten dann eine oder mehrere typische Krankheiten: Schlaganfall, Knochenbrüche und Diabetes. „Die Tagesklinik ist der Test, ob es zu Hause noch allein geht - oder schon eine Überweisung in ein Pflegeheim angezeigt ist“, sagt Oberärztin Carla Hanisch.

Im Schnitt bleiben Patienten 15 Tage in der Tagesklinik

Im Durchschnitt bleiben die Patienten 15 Tage in der Tagesklinik. Sie werden morgens nach dem Frühstück zu Hause abgeholt, nehmen in Blankenburg gemeinsam das Mittag ein und werden abends wieder in ihre gewohnte Umgebung gebracht. Dazwischen stehen Ergotherapie, Physiotherapie, Sturzprophylaxe, Schmerz-, Ernährungs- und Kontinenztherapie auf dem Programm. Dafür kümmert sich in Blankenburg mehr Personal um die Kranken, als es in normalen Kliniken üblich ist, sagt Oberarzt Schütze. So gebe es zum Beispiel wöchentliche Teamsitzungen, in denen von Ärzten aller Fachrichtungen der Zustand jedes einzelnen Patienten besprochen werde. „Das ist das Einmalige an der Tagesklinik - diese geballte Kompetenz.“

In der Klinik für Geriatrie und Innere Medizin werden Menschen in höherem Lebensalter behandelt, die durch Funktionseinschränkungen in ihrer bisherigen Selbstständigkeit bedroht sind. Auslöser sind akute oder sich verschlechternde chronische Erkrankungen. Dadurch wird ein selbst bestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden in Frage gestellt oder sogar unmöglich.

Vielfach könne die drohende Pflegebedürftigkeit verhindert oder zumindest vermindert werden, heißt es in einer Selbstdarstellung des Krankenhauses. Die Patienten sollen unterstützt werden, damit sie möglichst lange selbstständig leben können. Hierzu bedürfe es der „komplexen berufsgruppenübergreifenden Behandlung“ in der geriatrischen Klinik. (iku)

„Viele sind zu Hause allein, es tut ihnen gut, hier Geselligkeit zu finden“, sagt Schwester Simone Mende. Und so sei der Einzugsbereich auch entsprechend groß: Die Patienten werden zwischen Aschersleben und Goslar, Nordhausen und Halberstadt abgeholt. Als Obergrenze gilt eine Fahrzeit von etwa einer Dreiviertelstunde.

"Es ist wunderbar hier“

Vera Frunzke zum Beispiel kommt aus Gatersleben nach Blankenburg. Die 78-Jährige wird nach einer Operation an der Wirbelsäule behandelt. „Es ist wunderbar hier“, sagt sie. „Es wird alles für die Patienten getan.“ Jedes Wehwehchen werde „registriert und kompetent behandelt“, sagt die Frau, die selber 40 Jahre lang als Schwester gearbeitet hat. Sie sei die erste von drei Wochen hier, die Ergotherapie habe schon angeschlagen. „Ich fühle mich besser“, sagt Frau Frunzke.

„Wir behandeln alle Erkrankungen der Patienten, damit sie deutlich an Lebensqualität gewinnen“, sagt Oberarzt Schütze. Vielleicht spricht sich das ja bald bis zu den Hausärzten herum.

Physiotherapeutin Kerstin Fichtner übt mit Patientin Waltraud Wittig im Sportraum des Hauses.
Physiotherapeutin Kerstin Fichtner übt mit Patientin Waltraud Wittig im Sportraum des Hauses.
Wohlfeld Lizenz