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Harzklinikum Harzklinikum: Afghanin mit Verbrennungen von Spezialisten behandelt

Von Ingo Kugenbuch 26.03.2014, 10:28
Im Quedlinburger Klinikum wird momentan die aus Afghanistan stammende Raihana Mohammad behandelt. Besonders Chefarzt Alexander Krumnow ist die Elfjährige ans Herz gewachsen.
Im Quedlinburger Klinikum wird momentan die aus Afghanistan stammende Raihana Mohammad behandelt. Besonders Chefarzt Alexander Krumnow ist die Elfjährige ans Herz gewachsen. chris wohlfeld Lizenz

Quedlinburg/MZ - Raihana Safar Mohammad beißt die Zähne zusammen, als Chefarzt Alexander Krumnow ihren Verband abnimmt, die Wunden wäscht und neu verbindet. Unter dem weißen Stoff kommen blutrote Stellen an den Innenseiten der Finger zum Vorschein - dunkles, krustiges Gewebe, aber auch helle, bereits verheilte Hautpartien. Raihana ist elf Jahre alt. Und sie ist eines der vielen Tausend Opfer des Krieges, der seit 1978 in Afghanistan wütet. Das Mädchen ist seit Anfang des Jahres in Quedlinburg. Hier wird sie im Harzklinikum kostenlos behandelt.

Verbrennungen an den Händen

Raihana, ein freundliches, zurückhaltendes Mädchen mit dunklen Zöpfen, wurde von keiner Kugel getroffen, sie ist nicht auf eine Mine getreten und wurde auch nicht verschleppt. Dennoch ist der Krieg an ihren Schmerzen schuld. „Sie hat sich als kleines Kind Verbrennungen an den Händen zugezogen“, sagt Oberarzt Jürgen Becker. Sie selbst sagt, sie habe sich im Alter von zwei Jahren beim Brotbacken am Ofen ihrer Eltern verbrannt. „Wir wissen nicht, ob sie überhaupt behandelt wurde.“ In einem Land wie Deutschland, so Becker, wäre ihr Zustand nicht möglich. Aber Raihana kommt aus der Provinz Tachar im Norden Afghanistans an der Grenze zu Tadschikistan. Der Krieg hat das ohnehin schon arme Land so ausgeblutet, dass dort eine vernünftige ärztliche Behandlung kaum möglich ist. So haben sich die Narben zusammengezogen und die Finger gekrümmt. „Als sie zu uns kam, sahen ihre Hände wie die Krallen eines Greifvogels aus“, sagt Oberarzt Becker.

In vier Operationen wurden Raihanas Hände so weit geheilt, dass sie bald mit einem Stift schreiben oder eine Computertastatur bedienen kann. „Sie wird aber nie Klavier spielen können“, sagt Becker. Chefarzt Alexander Krumnow hat die Haut an den Fingern im Zickzack aufgeschnitten und so vernäht, dass sich mehr Fläche ergibt. An eine besonders schlecht verheilte Stelle an der rechten Hand musste aus der Leiste entnommenes Hautgewebe verpflanzt werden. „Mit der linken Hand sind wir schon ganz zufrieden“, sagt Krumnow. Weil es Abstoßungsreaktionen auf der rechten Seite gab, musste sie noch einmal operiert werden. Später soll Raihana einen maßgeschneiderten Handschuh tragen, der ihre Finger streckt und mit einer Silikonschicht versehen ist, damit die Hand ständig eingecremt werden kann.

"Wir betreuen seit 1967 Kinder aus Krisengebieten"

Die Organisation „Friedensdorf International“ hat Raihana nach Deutschland gebracht. „Wir betreuen seit 1967 Kinder aus Krisengebieten“, sagt Christian Heisig, der bei der Organisation für Ostdeutschland zuständig ist. „Wenn die Infrastruktur oder das Know-how in dem Land es nicht hergibt, dann holen wir die Kinder nach Deutschland.“ Etwa 300 Patienten betreut die Organisation hier derzeit - die Hälfte davon befindet sich in Krankenhäusern, die andere Hälfte wird in der Zentrale in Oberhausen behandelt.

Raihana möchte jetzt so bald wie möglich zurück zu ihren Eltern und der Großmutter. In Afghanistan will sie weiter zur Schule gehen, damit sie später ihren Traumberuf erlernen kann: Ärztin.

Raihana telefoniert mit einem afghanischen Dolmetscher.
Raihana telefoniert mit einem afghanischen Dolmetscher.
Chris Wohlfeld Lizenz