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Harz Harz: «Wir müssen jede Stunde bezahlen»

Von frank ruprecht 13.02.2012, 16:45
Lutz Trautmann
Lutz Trautmann Archiv/Redaktion

hedersleben/MZ. - Lutz Trautmann, Chef der Agrargenossenschaft Hedersleben, ist etwas erregt über die Aussage des Bauernbund-Präsidenten Kurt-Henning Klamroth bei der Vorstellung des Agrarberichtes zur Landespressekonferenz in Magdeburg. Klamroth, dessen Bauernbund rund 300 Einzelbauern und Kleinbetriebe in Ostdeutschland vertritt, habe sich für eine Streichung der EU-Subventionen für Agrarbetriebe mit mehr als 1 000 Hektar Fläche ausgesprochen.

Insbesondere die Kleinbauern bräuchten besonderen Schutz, die deutlich mehr für die Beschäftigtenförderung tun als Agrarbetriebe mit deutlich weniger Arbeitskräften je Hektar. "Ja, ja, die bösen großen Agrarbetriebe wieder", kommentierte Trautmann Klamroths Äußerung. "Er setzt hier Grenzen, so groß, wie sein eigener Landwirtschaftsbetrieb gerade ist, und nimmt die Subventionen für sich dabei noch in Anspruch", sagt Trautmann. Noch vor zwei Jahren habe Klamroth von einer Maximalfläche von 750 Hektar gesprochen. "Ich finde, es sollten Kleinbetriebe unter 20 Hektar gefördert werden. Oder entweder alle oder gar keiner", so Trautmanns Vorstellung, der für seine Agrargenossenschaft mit 4 500 Hektar und 62 Arbeitskräften - darunter vier Lehrlinge - 1,4 Millionen von der EU bekommt. Damit soll den in der Landwirtschaft arbeitenden Leute ein regelmäßiges Einkommen gesichert werden. So ist es im Vertrag der der Europäischen Gemeinschaft (EG), die im März 1957 als Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) gegründet und 1993 unbenannt wurde, verankert.

Und Trautmann teilt auch nicht die Auffassung des Bauernbund-Präsidenten bezüglich des unterschiedlichen Arbeitskräftepotenzials. Denn der Arbeitskräftebesatz hänge vom Profil eines Landwirtschaftsbetriebes ab. "Allein die Viehwirtschaft braucht mehr Leute", sagt der Genossenschaftschef.

Dass Familienbetriebe laut Klamroth effektiver sein würden, halte Trautmann für nicht ganz korrekt: "Der Bauer ist die Spezies, die es am besten versteht, sich selber auszubeuten, weil vom Kind bis zu den Großeltern alle in die Arbeit im Betrieb eingebunden sind." Es handele sich dabei auch um nicht entlohnte Arbeitskräfte, so wie es auch die Statistik des Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt ausweist.

"Wir müssen bei fest angestellten Arbeitskräften auch jede geleistete Stunde bezahlen", sagt Trautmann, der auch den allgemeinen Vorwurf, Bauern seien nur Subventionsempfänger, so nicht stehen lassen will. Diejenigen, die dies behaupten, sollten sich an die niedrigen Lebensmittelpreise erinnern. Wenn die einen angemessen Preis hätten und im Gegenzug die Steuern gesenkt würden, könnten die Bauern am Ende den gleichen Hektarsatz an Subventionen bekommen oder gar nichts.

Trautmanns Beispiel: Im letzten Jahr zahlte der Großhandel für ein Kilogramm Kartoffeln 15 Cent, dieses Jahr drei bis vier Cent. Für ein Kilo Zwiebeln wird lediglich ein Cent gezahlt.

Doch nicht nur, dass die Bauern sich in zwei Lager nach dem Motto "Teile und herrsche" spalten lassen, störe Trautmann. Auch der Fakt, dass die EU allein 40 Prozent der Mittel für die eigene Verwaltung braucht, rufe bei ihm viel Unverständnis hervor.