1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Harz: Harz: Tage des Buna-Lagers sind gezählt

Harz Harz: Tage des Buna-Lagers sind gezählt

Von GERD ALPERMANN 16.08.2011, 16:41

FRIEDRICHSBRUNN/MZ. - "100 Stufen ging es hinauf", wissen ältere Friedrichsbrunner. "Wer dann oben war, der hatte sich sein Essen redlich verdient." Die Rede ist vom ehemaligen Ferienlager unweit der Klobenbergbaude in Friedrichsbrunn. Im Sprachgebrauch hieß es Buna-Lager, weil es die gleichnamigen Werke in Merseburg betrieben hatten. Heute ist es Abrisskandidat. Die Zeit ist lange vorbei, dass sich hier rund 1 000 Kinder erholten oder Jugendliche bei der GST, der Gesellschaft für Sport und Technik, die so genannte vormilitärische Ausbildung absolvierten. Insgesamt umfasst das Gelände rund zehn Hektar. Nun sollen die Ruinen weggeräumt und die Flächen renaturiert werden.

Thilo Lerch vom Magdeburger Planungsbüro Legroplan beziffert die Kosten für den Abriss auf rund 1,8 Millionen Euro. Doch so einfach losgehen kann es allein schon wegen der Förderung nicht. Für die müssen detaillierte Pläne vorliegen. Dann ist da noch das Problem, dass das Grundstück nach 1990 an eine Investorengesellschaft aus Berlin verkauft wurde. Die ist inzwischen pleite, und ein Insolvenzverwalter hat das Sagen. Ehe es an die Sanierung des Geländes gehen kann, muss die Stadt Thale, deren Ortsteil Friedrichsbrunn heute ist, das Grundstück erwerben. Noch liegt eine Steuerschuld von 200 000 Euro auf dem Areal und zudem ist es mit 25 Millionen Euro belastet. Es wurde von den insolventen Eigentümern als Sicherheit für Kredite verwendet. Zudem soll ein noch bewohnter Häuserblock vor dem Abriss aus dem Gesamtgrundstück herausgelöst werden.

Diese Fragen gilt es noch zu klären. Trotzdem scheint Optimismus vorzuherrschen und für Bauamtsleiter Guido Bloßfeld ist relativ klar, dass die Anlagen "Stück für Stück von 2012 bis 2015 beräumt werden können". Ein Förderantrag ist gestellt. Beseitigt werden sollen nicht nur die Gebäude, sondern auch die anderen versiegelten Flächen. "Zum Schluss ist vorgesehen, das Areal als Waldstück dem Forst zu übergeben", erklärt der Bauamtsleiter.

Große Teile des Buna-Lagers sind in den zurückliegenden 20 Jahren überwuchert. Bäume haben eine stattliche Größe erreicht. Die Bungalows sind inzwischen eingefallen, manche mutwillig zerstört. Asphaltierte Wege lassen sich als solche kaum noch ausmachen.

Laub und Erde haben eine dicke Schicht gebildet. Die Treppe mit den 100 Stufen ist nicht mehr vollkommen erhalten. Sie führte von den Bungalows, die in einer Senke errichtet worden waren, zum Sozialtrakt mit 300 bis 400 Sitzplätzen. Der ist noch vorhanden und sieht von weitem noch weitaus besser aus als die Bungalows. Zu den Abrisskandidaten zählen auch das Heizhaus mit Schornstein hinter dem Sozialtrakt und die Kläranlage. Die war einst so dimensioniert, dass sie für ganz Friedrichsbrunn gereicht hätte, wird erzählt. Dann sind da noch Reste einer Tribüne und die Fundamente von Bänken, die ebenfalls zu entsorgen sind.

Planer Lerch macht auf die unterschiedlichen Baumaterialien bei den Gebäuden aufmerksam. Deshalb seien bei den Abrissplanungen die einzelnen Gebäudegruppen gesondert betrachtet worden. Einerseits um die Kosten besser abschätzen zu können, andererseits, weil nicht klar gewesen sei, was gefördert wird und was nicht. Die Gebäude sind teils massiv, teils in Mischbauweise von Stein und Holz errichtet worden. Andere wiederum können ihre Leichtbauweise nicht verleugnen. Dazu gehören die 54 Bungalows, deren Dächer teilweise aus Asbest bestehen.

Bei den Kosten wurde als zunächst ermittelt, was oberirdisch bis zur Bodenkante zu beseitigen ist. Außerdem ging es um die Fundamente, dann um die Wegeentsiegelung und schließlich um alte Leitungsschächte. Bloßfeld geht davon aus, dass oberirdisch alles bis 2015 beseitigt werden kann. Wenn einige wenige Leitungen im Boden bleiben, so sei das hinzunehmen, um den Kostenrahmen nicht zu sprengen.