Harz Harz: Q wie Qualität und Quedlinburg
BERLIN/QUEDLINBURG/MZ. - Befragt nach dem Ort, wo er in Sachsen-Anhalt Aktivurlaub mache, überlegte der für Tourismus zuständige Landesminister Reiner Haseloff am Eröffnungstag der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin nicht lange. "Thale. Das haben wir im Vorjahr Familientreffen gemacht und die Enkel legten fest, auch in den kommenden beiden Jahren geht es dorthin."
Wenig später, als die Initiative ServiceQualität Sachsen-Anhalt das Qualitätssiegel in der Stufe 1 vergab, stand der Minister überrascht der Chefin seiner Urlaubsherberge, Angelika Ermlich, gegenüber. Ihr Ferienpark Bodetal erhielt neben dem Ferienpark Brockenblick (Schierke), dem Romantik Hotel am Brühl Quedlinburg, dem Hotel "Am Anger" Wernigerode sowie dem Palais Salfeldt und dem Quedlinburger Architekturbüro QuArk diese Auszeichnung. Scherzhaft bat er darum, die Plakette auch gerade anzubringen. Er werde das mit seinen Enkeln beim nächsten Besuch kontrollieren.
Der Minister machte aber deutlich: "Die touristischen Kapazitäten im Land sind da. Nur über Qualität kriegen wir aber weitere Steigerungen hin." Im Vorjahr seien laut Statistischem Bundesamt die Übernachtungen im Harz und Harzvorland um 0,5 Prozent gestiegen. Dazu haben die zertifizierten Beherbergungsbetriebe ihren Anteil geleistet.
Erstmals ehrte die Qualitätsoffensive auch eine Jugendherberge in der Selketalregion. Hans-Werner Düsel, Geschäftsführer des Jugendherbergsverbandes Sachsen-Anhalt, freute sich, dass nun auch an der Jugendherberge Falkenstein das höchste Qualitätssiegel angebracht werden kann.
Der Harz bleibt weiter das Top-Reiseziel in Sachsen-Anhalt. Carola Schmidt, Geschäftsführerin des Harzer Tourismusverbandes verwies auf 8 000 Kilometer Wanderwege, die dank des Harzklubs auch so ausgeschildert seien, dass sich niemand verlaufe. Der Harzer Hexenstieg, der in Thale beginnt, und seine kleinen Geschwister Selketalstieg, Harzer Grenzweg und Karstwanderweg ziehen tausende Touristen an.
Längst hätten die Angebote in freier Natur das Niveau von "Mit dem Förster im Wald unterwegs" verloren, meinte Carola Schmidt und hatte mit Stefan Sandner einen Ranger aus dem gemeinsamen Nationalpark Harz mitgebracht. Der verwies auf Klippen- und Moorwanderungen sowie Entdeckerpfade. "Kinder können mitten im Wald in einer Grube ausprobieren, ob sie acht Meter weit wie ein Hirsch, ein Eichhörnchen oder ein Luchs springen können. Aber sie können auch im Dunkel lauschen, was die Eulen zu sagen haben."
Minister Haseloff erwartet den 18. März als einen besonderen Tag für Thale und den Harz. Mit der Eröffnung der Bodetal Therme gibt es dort "ein sagenhaftes Erlebnis für alle Sinne". Dies sei ein weiteres Angebot im Harzer Gesundheitstourismus.
Gleichzeitig verwies er auf das "Erfolgsmodell Harzcard". Es sei richtig gewesen, dass das Land dafür vor drei Jahren durchaus auch gegen einige Stimmen von Kritikern einen finanziellen Anschub gegeben habe. Unterdessen werde das Angebot in den drei Bundesländern Sachsen-Anhalt, Niedersachsen sowie Thüringen von den Touristen gern und reichlich angenommen.
Doch das größte "Q" der ITB gab es für Quedlinburg. Dirk Bosse, der den Zertifizierungsprozess begleitet hat, und Andrea Weyhe, Vorsitzende des Fremdenverkehrsvereines, die ihn initiiert hat, konnten die Auszeichnung als Sachsen-Anhalts erste Qualitätsstadt entgegen nehmen. Weyhe hob hervor, dass die Unesco-Welterbestadt mit vielen anderen Orten um Kultur- und Städtereisende konkurriere. Mit Begleitung durch die Hochschule Harz wurde der Service in der Stadt geprüft. 15 Quedlinburger Beherbergungs- und Tourismusbetriebe sollten zudem jeweils acht Maßnahmen zur Qualitätssteigerung benennen. "Das bedeutete 120 Service-Ideen für die Gäste der Stadt." Dass auch die Stadtverwaltung auf Initiative des Oberbürgermeisters sich dem strengen Prüfverfahren unterwarf, habe Zeichen gesetzt, so Weyhe. Nur mit Kooperation könne das touristische Pfund in Quedlinburg genutzt werden, "um mehr Gäste zu veranlassen, länger als bisher hier zu bleiben".