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Harz Harz: Nobler Besuch im Schloss

Von ANDREAS BÜRKNER 27.09.2010, 14:20

BALLENSTEDT/MZ. - Vorwiegend aus dem "Braunschweiger Land", wie der Organisator der traditionellen Tour durch den Harz, Manfred Placzek, den Wohnsitz der meisten Fahrer und Begleiter vom Porsche-Klassik-Stammtisch Braunschweig zwischen Hannover, Gifhorn und Wolfenbüttel beschrieb, aber auch einige aus Hamburg, Münster, Osnabrück oder Paderborn hatten sich mit ihren Nobelkarossen am Morgen vom Treffpunkt Torfhaus aus, "bereits im strömenden Regen", auf die Reise begeben.

"Unsere Mitglieder erhalten ihre Porsche als technisches Kulturgut, sie pflegen, bewahren und restaurieren ihre Klassiker und historischen Fahrzeuge, von den 356ern bis hin zu den Modellen der Reihen 911 bis 968", erklärte Placzek den Hintergrund der Vereinsarbeit. Die Oldtimer aus der Fahrzeugschmiede Stuttgart-Zuffenhausen müssten dafür aber mindestens 15 Jahre alt sein. Natürlich besitzen alle auch noch einen Zweitwagen für den täglichen Gebrauch.

Die ältesten der blitzenden Sportwagen mit dem Boxermotor, die ersten brachte wegen der Beteiligung von Unternehmensgründer Ferdinand Porsche an technischen Entwicklungen für den Zweiten Weltkrieg 1949 dessen Sohn Ferry in Österreich auf den Markt, sind inzwischen so wertvoll, dass sie nur bei schönem Wetter und besonderen Anlässen die schützenden Behausungen verlassen. Die Rundtour führte über Nebenstraßen durch den Harz nach Ballenstedt - aus gutem Grund, wie Cheforganisator Placzek wusste: "Zwischen den Braunschweigern und Anhaltinern gibt es schon seit Jahrhunderten enge Verbindungen." Für die große Anzahl, darunter als ältester ein 356er A-Typ mit Stoffdach aus dem Jahre 1956, reichte der Platz im Schloss gar nicht aus, so dass einige der schmucken Wagen auf den Parkplatz ausweichen mussten, während Bürgermeister Michael Knoppik die Gäste im Schlosstheater begrüßte.

Die Zeit danach wurde zur Besichtigung des Ballenstedter Schlosses oder zum Fachsimpeln genutzt. So erklärte Frank Jaech, ausgebildeter Kfz-Meister, seinem Markenkollegen Mirko Maisold das schwierige Wechseln von Zündkerzen an seinem Carrera, Baujahr 1991. "Das ist im Heck alles so verbaut und eng", erinnerte er sich an seine Arbeit, "da habe ich fünf Stunden dafür gebraucht."

Anschließend zog der Tross der Flitzer weiter zum Harz-Ring nach Reinstedt, wo Streckenchef Wolfgang Tiebe eine Gleichmäßigkeitsprüfung vorbereitet hatte. Robert Ernst aus Paderborn kam dabei der vorgegebenen Richtzeit am nächsten, ausgerechnet mit dem älteren Porsche 356 SC, Baujahr 1964, einem der letzten 20 gebauten dieser Reihe, bevor der 911er produziert wurde.

Er gewann damit den erstmals vergebenen "Kurt-Ahrens-Pokal". Der ehemalige Rennfahrer, Markenweltmeister und LeMans-Teilnehmer für Porsche und sogar Formel-1-Starter (viermal) aus Braunschweig, dessen Vater gleichen Namens schon ein bekannter Rennfahrer war, kam am Abend zum Abschluss der Tour auf dem Markt in Goslar verspätet zur Siegerehrung, um die als Wanderpokal gestiftete Trophäe aus seiner Sammlung zu überreichen.

Einen schnellen Weg vom Lausitzring, wo wiederum Ahrens' Nachfahren - Rennblut vererbt sich halt - aktiv waren, in den Harz verhinderte auch der Regen, weshalb die Porsche-Fans nur einen Wunsch für die achte Auflage 2011 haben: "Schönes Wetter".